William Shakespeares Tragödie des Macbeth, oder schlicht „Das schottische Stück“, wie es von abergläubischen Theaterschauspielern genannt wird, da die Erwähnung des Titels allgemein Unglück bei der Aufführung mit sich bringen soll, gehört zu den bekanntesten Werken des britischen Dichters. Zahlreiche Adaptionen für Bühne, Oper, Radio, Fernsehen und Leinwand wurden über die Jahre hinweg inszeniert, wobei die 1971er Version von Roman Polanski wohl eine der bekanntesten Filmversionen sein dürfte. Nun gesellt sich dank Regisseur Justin Kurzel eine weitere Verfilmung des klassischen Stoffes hinzu. Der Streifen mit Michael Fassbender in der Titelrolle und Marion Cotillard als Lady Macbeth erscheint nun im Vertrieb von Studiocanal auf Blu-ray, und wir werfen nun einen Blick auf den Arthouse-Streifen und dessen technische Umsetzung.
Story
Nach einer siegreichen Schlacht beginnt der unaufhaltsame Aufstieg des machthungrigen Heerführers Macbeth (M. Fassbender). Verführt von einer mysteriösen Prophezeiung und angetrieben von seiner ehrgeizigen Frau (M. Cotillard), ermordet Macbeth seinen König Duncan (D. Thewlis), um selbst den Thron von Schottland zu besteigen. Sogar seinem treuen Freund und Mitwisser Banquo (P. Considine) lässt er beseitigen. Doch je brutaler seine Schreckensherrschaft wird, desto mehr plagen Macbeth und seine Ehefrau die Dämonen ihrer Schuld. Als sich Duncans Sohn Malcolm (J. Reynor) mit Macbeths größten Widersacher Macduff (S. Harris) verbündet und eine Armee gegen den Tyrannen versammelt, wendet sich das Blatt.
Zahlreiche namhafte Darsteller schlüpften bereits in die Rolle des tragischen Helden Macbeth, der aufgrund einer Prophezeiung von einem treuen Heerführer zum Königsmörder wird, dem Wahnsinn anheimfällt und letztendlich an seiner Schuld zerbricht. Keine leichte Rolle, aber eine äußerst dankbare, wenn man mit schauspielerischem Geschick gesegnet ist. Glücklicherweise trifft das auf den deutsch-irischen Darsteller Michael Fassbender mehr als zu, denn in der Titelrolle kann er erneut sein gesamtes Repertoire unter Beweis stellen. Seine Darstellung ist geprägt von Trauer und Verzweiflung, von Angst und natürlich von Wahnsinn. Jede dieser Gefühlsregungen kauft man dem Mimen in jeder Szene ab. Hinter dieser großartigen Leistung stehen die Co-Stars, darunter weitere namhafte Darsteller wie David Thewlis, Sean Harris und Jack Reynor ein wenig zurück und wirken recht blass. Selbst die französische Oscar-, Golden Globe- und Cesar-Preisträgerin Marion Cotillard, die in der Rolle der Lady Macbeth brilliert, kann leider nicht zur Gänze ihre Fähigkeiten ausspielen, da sich der Hauptfokus in diesem Film auf die tragischen Titelfigur zentriert.
Neben den hervorragenden Darstellerischen Leistungen ist vor allem auch die Kulisse des mittelalterlichen Schottlands eine wahre Augenweide. Nebelumwobene Schlachtfelder, düstere Gemäuer und überall Dreck, Schweiß und Blut. Regisseur Justin Kurzel drehte den Film in nur sieben Wochen an Originalschauplätzen in Schottland, wobei er besonderes Augenmerk auf Authentizität legte. Statt einer glattgebügelten, geschönten Hollywood-Produktion bekommt der Zuschauer hier ein Bild von Schottland gezeigt, wie es zu jener Zeit mutmaßlich gewesen sein muss. Dies gilt nicht nur für die Kulissen, sondern für die gesamte Ausstattung, die bis ins kleinste Detail der damaligen Zeit angepasst wurde. Dabei verzichtet Kurzel auf eine allzu opulente Aufmachung, sondern bringt stets nur das ein, was für die Szene benötigt wird. Dennoch erscheint der Film nie wie ein Theaterstück. Die blumige Sprache Shakespeares passt dabei wunderbar zu den herrlichen Bildern und bildet eine durch und durch funktionelle Symbiose. Freilich muss man sich ein paar Minuten lang an die ausschweifenden Formulierungen des Dichters gewöhnen, doch dank der fähigen Darbietung wirkt auch dies nie gekünstelt, sondern so echt wie auch der Rest des Films.
Leider musste das Stück an einigen Stellen gekürzt werden, um eine einigermaßen Massentaugliche Laufzeit einzuhalten, während an anderer Stelle kleine Änderungen und Ergänzungen vorgenommen wurden, um beispielsweise das Handeln und die Entwicklung der Charaktere zu rechtfertigen. Dadurch bekommt das bekannte Stück einige neue Facetten und zeigt die Zeitlosigkeit der Grundthemen. Die gröbste Änderung trifft wohl die drei Hexen, die in der ursprünglichen Fassung eine deutlich größere Rolle einnehmen und für einige der bekanntesten Zitate des Stückes sorgten (Something wicked this way comes…). In Kurzels Version wurden daraus drei mystische Frauen, die nur sehr wenig Leinwandzeit bekamen und lediglich ihre Prophezeiung loswerden dürfen, ohne dabei eine besondere Mystik zu erlangen. Das gleiche gilt für die übrigen übernatürlichen Geschehnisse und auch die Geister, die Macbeth heimsuchen und in den Wahnsinn treiben, bleiben in der Filmversion recht unspektakulär und zurückhaltend. Das hat andererseits zur Folge, dass Kurzels Macbeth weitaus glaubwürdiger und dabei auch realistischer bleibt, als vorherige Inszenierungen.
Unterm Strich ist die Neuinterpretation des klassischen Stücks ein blutiges, bildgewaltiges und doch zurückhaltendes Stück Arthouse-Kino, das mit einem großartigen Hauptdarsteller glänzt, und von keinem Shakespeare-Jünger oder Historienfilmbegeisterten verpasst werden sollte.
Bildqualität
- Bildformat 2.40:1
Tonqualität
- Deutsch & Englisch DTS-HD Master Audio 5.1
Ausstattung
- Einen Klassiker neu entdecken (8:02 Minuten)
- MacBeth - Ein Opfer des Krieges (6:46 Minuten)
- Lady MacBeth (7:03 Minuten)
- Interview mit Regisseur Justin Kurzel (3:47 Minuten)
- Trailershow
Fazit
Bild und Ton lassen kaum Anlass zur Kritik laut werden. Das Bild ist knackescharf und spiegelt dank perfekt eingesetzter Farbfilter die triste und bedrückende Grundstimmung in Perfektion wieder. Der Ton kann vor allem dank der tollen Räumlichkeit und der talentierten Synchronsprecher überzeugen, allerdings wird an dieser Stelle empfohlen auf den Originalton zurückzugreifen, da Shakespeares Werk im Englischen einfach viel besser wirkt und die Dialoge weitaus emotionaler und dynamischer klingen.
Der Film ist eine moderne und durchaus gelungene Adaption des bekannten Stückes, das viele Stärken, aber leider auch ein paar Schwächen aufzuweisen hat, die allerdings ausschließlich Kennern der Materie auffallen dürften. Tolle Bilder, grandiose Darsteller und eine (natürlich!) packende Story machen Justin Kurzels Film zu einem Erlebnis, das Shakespeare-Fans sicherlich begeistern wird, und Hauptdarsteller Michael Fassbender noch weiter in den Olymp der ganz großen Darsteller aufstellen lässt.
(Michael Speier)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Panasonic TX-L47ETW60
BDP-System: Sony BDV-N9200WB