bewertet am 16.11.2018 um 12:53
#3
Player:
Denon DBT-3313UD
Darstellung:
Panasonic TX-P42GT20E
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Ich versuche erst garnicht, die Handlung zu beschreiben, da sie schamlos den Gesetzen des denkenden menschlichen Verstandes zuwiderläuft und ehrlich gesagt, hat sie mich auch nach 20min schon gar nicht mehr interessiert. Spätestens da wußte ich nämlich wo der Haas langläuft, habe mich einfach nur dem Genuß des Augenblickes ergeben und wehrlos diesem Meisterwerk des Dilettantismus hingegeben.
Gebannt verfolgte ich die kunterbunten Sci-Fi Spezialeffekte, die vermutlich nicht mal die Neandertaler aus ihrer warmen Höhle gelockt hätten. Sie reduzieren sich auf kitschige Lichteffekte, wie man sie aus jeder Dorfdisco kennt, Stop-Motion Einlagen, die ein paar zusammengelötete Konservendosen und Schrauben aus Vatis Werkzeugkiste zu einem fragwürdigen Leben erwecken und billige Pappmacheekulissen, die dazu dienen Hercules' vermeintlich infernalische Kräfte zu untermauern.
Es ist uns nicht überliefert, daß Lou Ferrigno ein Absolvent der New Yorker school of Method Acting wäre. Um sein verborgenes Talent aber nicht zu sehr der Lächerlichkeit preiszugeben, hat man sich daher eines genialen cineastischen Kniffes bedient: Man engagierte Nebendarsteller, die ihren Körper noch weniger unter Kontrolle haben als Lou!
Im harmonischen Vierklang dieser Kinosünden wird der geneigte Zuschauer von einem Wonnebad ins nächste gejagt.
Der Verlauf dieses Heldenepos ist dabei so hahnebüchen, daß die Götter im Olymp von Zeit zu Zeit die Lücken im Drehbuch selber kommentieren müßen, um dem Geschehen einen ungefähren Drall zu geben. Der schamlose Raubbau an der von mir in der Kindheit so geliebten griechischem Mythologie sorgt dabei bei dem ausgewachsenen B-Movie Fan für einen Extraschub Adrenalin. Wenn die Autoren mal wieder den roten Faden bei diesem antiken Potpouri verloren haben, greifen auch schon mal die Götter und Titanen höchsterprsönlich direkt von ihrer Ehrentribüne im Weltraum heraus in das Geschehen ein, um den Zuschauer nicht in völlige Konfusion zu stürzen.
Hilft das auch nicht weiter, muß Hercules' Sidekick, die schöne Circe, Zauberkräfte aus dem Arm schütteln, um den Plot voranzutreiben.
Noch Heute, einen Tag nach der Besichtigung, kann ich gar nicht fassen, was mir da Gestern wunderbares widerfahren ist und ich grüble noch immer, was wohl das Highlight dieses filmischen Unglückes gewesen ist. Wahrscheinlich war es Hercules Kampf mit dem Bären, den er nach dem Sieg einfach in den Weltraum geschleudert hat (MUß man gesehen haben). Oder der Pferdestall, der geflutet wird, nachdem er zwei Steine in den Fluß geworfen hat. Oder als Hercules Circe ihr Amulett wiederbesorgt und sein (schlecht auf das Celluloid projezierter) Unterarm zu Feuer und Eis wird. Oder...ach es ist einfach unmöglich, sich aus dem Füllhorn der Peinlichkeiten den größten Schwachsinn rauszupicken. Hercules strotzt vor monumentalen Schnitzern und kann deshalb getrost als der Ben Hur des B-Movies gekrönt werden. Er sollte als ein Gesamtgroßkunstwerk des schlechten Geschmackes betrachtet und entsprechend gewürdigt werden. Eine griechische Tragödie klassischen Ausmaßes eben!!!
Das Mediabook ist der historischen Bedeutung dieses Werkes angemeßen. Koch Media...Ich bin bereit für Teil 2!!!