bewertet am 18.09.2016 um 11:48
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Panasonic PT-AE3000E
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Das Pärchen George (Burton) und Martha (Taylor) kehren um 2:00h Nachts angeschickert von der Party des Schuldirektors und Vaters von Martha, heim in ihre traute Wohnung. Die Unordnung die hier sofort ins Auge sticht steht symbolisch für die unaufgeräumte emotionale Sphäre in iher Beziehung und weist darüber hinaus auch auf ein nicht zu unterschätzendes alkoholisches Problem hin.
Kaum zu Hause, feuert die kratzbürstige Martha giftige Pfeile auf ihren Mann ab. Sie stichelt und zänkert wie eine Furie. Der jedoch begegnet ihr mit gespielter Souveränität und Läßigkeit, weiß er doch, bald im warmen Bett zu liegen und vom schützenden Schlaf umhüllt zu sein. Seine samtige Stimmungslage schlägt jedoch jäh in einen angespannte Verteidigungsmodus um, als Martha ihm eröffnet, sie habe noch ein junges Lehrerehepaar von der Party zu sich eingeladen. Darüber erzürnt, bietet er Martha auf ihre nicht abebben wollenden Verbalattacken scharfes Kontra und nimmt den Fehdehandschuh auf.
Auch als der Besuch nun endlich Eintritt, hält der Burgfrieden nur für die minimale Zeitspanne, die man benötigt, um die obligatorischen Begrüßungsfloskeln abzuarbeiten. Von harten Alkoholika, die an diesem Abend in reichlich Strömen fließen, angestachelt, beginnen die Protagonisten sich gegenseitig die Masken der Heuchelei von ihren Gesichtern zu reißen und die darunterliegenden Triebedern ihrer Lebenslügen offenzulegen.
Nick und Honey, das Leherehepärchen, wird dabei von dem Vernichtungsfeldzug der beiden Kontrahenten keineswegs verschont. Von eigener Enttäuschung über ihr Leben und geplatzter Träume zerfressen, reißen George und Martha das Lehrerehepärchen mit hinein in einen Strudel aus Demütigung und Niedertracht. Mit schonungsloser Offenheit wird auf den Schwächen der Anderen herumgeritten, wobei sämtliche Hürden des Anstandes und des Respektes gerißen werden. In der totalen gegenseitigen Entblößung und vom hemmungslosen Alkoholgenuß befeuert fallen alle Schamgrenzen und die letzten Tabus werden gebrochen. Martha schnappt sich im Beisein ihres Mannes den schönen und sportlichen Lehrer Nick und verführt ihn vor seinen Augen, nur um ihm (Nick) danach vorzuwerfen, sie nicht richtig befriedigt zu haben. Das George sie dafür unversehrt läßt und die Konfrontation nicht in physischen Gewaltexzessen eskaliert, ist nur Georges eisernen Beherrschung und der Gewißheit, noch einen letzten Trumpf gegen sie in der Hand zu haben, zu verdanken...
Mit ungeheurer Intensität tragen Taylor und Burton einen Ehekonflikt vor, den es in dieser Deutlichkeit zuvor noch nicht gegeben hat. In der Hitze des Gefechtes werden alle Fassaden niedergebrannt und die nackte kleine erbärmliche Menschenseele wird entblößt. In der Dunkelheit der Nacht kommt eben die dunkle Seite der Psyche vorrangig zum Vorschein und wird in dem Fegefeuer der Katharsis geopfert.
Nach dem alle Trümpfe gezückt und alle Finten geschlagen sind, graut der Morgen und mit ihm dämmert das Licht der Erkenntniss. Ob noch rechtzeitig, wird sich zeigen. Beide sind schon vom jahrelangen Alkoholkonsum und der kräfteraubenden Zermürbungsschlacht gezeichnet. Ein stiller und zärtlicher Moment der Einsicht und der Vergebung am Morgen kann ein Neuanfang sein. Oder das Ende von Allem. Verloren haben auf jeden Fall beide...
Taylors und Burtons exzessives Schauspiel rangiert am oberen Limit dessen, was an Performance möglich ist. Besser kann man den Auftrag an den Schauspieler, innere Emotionen äußerlich darzustellen, kaum erfüllen. Fast die gesamte Palette dramatischer und tragischer Emotionen wird auf höchstem Niveau abgearbeitet und mitreißend vorgetragen. Aber auch George Segal als Nick und Sandy Dennis als Honey sind weit mehr als bloße Staffage und Augenfutter. Sie sind der ideale Katalysator für das Psychodrama.
Da die der Spannungsbogen aber nicht immer steil nach Norden zeigt, sondern einige Passagen für heutige Verhältnisse manchmal etwas langatmig sind, erhält die Story daher nur exzellente 4 Punkte. Macht mit den 6 Punkten für die schauspielerische Darbietung zusammen 5 verdiente Punkte...