Das Label Kaze veröffentlichte letztes Jahr den Anime Miss Hokusai von Regisseur Keiichi Hara, welches sich dem Leben und Wirken des bekannten Malers Hokusai und dessen Tochter O-Ei widmete, der selbst europäische Künstler beeinflusste, und bis heute zu den größten seiner Zunft zählt. Der Titel erschien zunächst im Oktober 2016 auf Blu-ray Disc, und wurde im Dezmeber des gleichen Jahres zusätzlich in Form einer Limited Collectors Edition vermarktet.
Ende März 2018 kommt eine weitere Limited Deluxe Edition in den Handel. Uns wurde allerdings auf Anfrage die im Oktober 2016 erschienene Standard-Version im Keep Case zu Testzwecken zur Verfügung gestellt, welche wir ihnen an dieser Stelle gerne einmal vorstellen möchten.
Story
Edo im Jahre 1814: Lange bevor er unter seinem Pseudonym Hokusai in die Kunstgeschichte einging, lebt der Künstler Tetsuzo in dem Großstadtchaos des späteren Tokyos und empfängt Klienten aus dem ganzen Land. Mal pinselt eir einen riesigen Dharma auf einen 180 Quadratmeter großen Papierbogen, mal zwei Spatzen auf ein winziges Reiskorn. Der launige Mittfünfziger ist allerdings eher für die Qualität seiner Werke als für die Höflichkeit gegenüber seinen Kunden bekannt. Tetsuzos dritte Tochter O-Ei steht ihrem Vater dabei weder an Temperament noch an Talent nach. Ihr gesamtes Leben lang assistiert sie ihm in dessen Studio, und oft ist sie es, die die Bilder an seiner Stelle malt – ohne dabei jemals anerkannt zu werden. (Pressetext Kaze)
In zahlreichen, teilweise unzusammenhängenden Episoden, bringt Regisseur Keiichi Haras bewegendes Bio-Pic dem Zuschauer das Leben und Wirken des Malers Hokusai nahe, wobei das Hauptaugenmerk freilich auf Hokusais Tochter liegt. Wir begleiten die Protagonisten durch ihren Alltag, sehen ihnen bei der Entstehung einiger ihrer bekanntesten Kunstwerke zu, erleben Höhen und Tiefen des Familienlebens (mit einem besonderen Augenmerk auf Hokusais jüngere, blinde Tochter O-Nao angeht) und besuchen gemeinsam mit O-Ei und O-Nao die Brücke von Edo, lassen die Geräusche und Empfindungen auf uns wirken, und dürfen uns in der Welt völlig verlieren. Wunderschön!
Vielleicht könnte man kritisieren, dass der Film zu unzusammenhängend inszeniert wurde, keinen wirklichen roten Faden aufweist, und dadurch sehr episodenhaft wirkt – aber hier hat man sich offenbar etwas bei gedacht, und lässt die Macht der Bilder im Zusammenspiel mit den Figuren und der Musik für sich sprechen.
Produziert wurde der wunderschöne und vor allem sehr einfühlsame Film von dem renommierten Animationsstudio Production I.G, welches unter anderem auch schon für die Erfolgsserien „Psycho Pass“ und Guilty Crown“ verantwortlich war.
Da es ein gutes Stückweit um die Werke Hokusais geht, ist es kein Wunder, dass auch der Film in ansprechenden Bildern gestaltet wurde, die teilweise an die bekannteren Werke des (oder der) Künstler(s) angelehnt wurden. Dadurch entsteht eine ganz eigene, sehr angenehme Atmosphäre, die durch die verträumt-schöne musikalische Untermalung noch verstärkt wird. Die Figurenzeichnung und Charakterisierung ist dabei ebenso gelungen und mitreißend wie die gesamte Inszenierung. Für Anime-Fans ist der Film daher rückhaltlos zu empfehlen – und nicht nur für die!
Bildqualität
Optisch ist Miss Hokusai ein echter Leckerbissen, sowohl für Anime-Fans als auch für HD-Enthusiasten. Die Schärfe ist – wie man es bei einer solchen Produktion neueren Datums erwarten würde – phänomenal und lässt jeden einzelnen Strich erkennen. Dabei ist das Bild sehr farbintensiv und kräftig, verfügt über einen hervorragenden Schwarzwert und weist nahezu keinerlei Fehler auf. Kurz gesagt: Ein Bild, wie man es sich besser kaum wünschen könnte.
Tonqualität
Der Ton liegt in deutscher Synchronfassung und im japanischen Original im Format dts-HD Master 5.1 vor, wobei die deutschen Untertitel (weiß mit schwarzer Umrandung) nicht weggeschaltet werden können – was jedoch die wenigsten Zuschauer als Manko empfinden dürften.
Die deutsche Synchronfassung verteilt sich angenehm im gesamten Raum und bringt ein paar gut platzierte Surroundeffekte ins Spiel, wobei die hinteren Kanäle primär zur musikalischen Untermalung genutzt werden – und diese ist mehr als nur gelungen. Die stimmungsvolle Musik von Harumi Fuki und Yo Tsuji passt nicht nur perfekt zu den Bildern, sondern läd für sich selbst bereits zum Träumen ein. Die Dialoge sind jederzeit glasklar verständlich, und vor allem die leisen Töne können hier überzeugen. Die deutsche Synchronisation entstand bei der VSI Synchron in Hamburg unter der Dialogregie von Heike Kospach, ist meiner Meinung nach sehr gelungen und setzt auf bekannte Sprecher wie Mia Diekow und Jürgen Kluckert. Die japanische Originaltonspur ist qualitativ gleichwertig, ist allerdings, was die Synchronisation angeht, deutlich emotionaler und wird daher von echten Anime-Fans sicherlich bevorzugt.
Ausstattung
In puncto Bonusmaterial spart der Publisher KAZÉ leider wieder einmal, denn außer ein paar Trailern finden sich auf der Blu-ray Disc keine weiteren Boni. Dafür wurde die Keep-Case Verpackungsvariante mit einem Wendecover ohne FSK-Sigel ausgestattet, und in der Verpackung findet sich noch ein auffaltbares Filmposter (29,5x 48 Zentimeter) sowie ein 32 seitiges Programmheft. Auf der Disc selbst finden sich lediglich die deutschen Credits zum Film, sowie drei Trailer zu anderen Titeln des Labels.
Wem das nicht genug ist, der muss wohl oder übel zur Collectors Edition des Titels greifen, der auf einer gesonderten Bonus-DVD ein knapp zweistündiges Making-Of, ein Interview mit dem Regisseur, ein Feature über die Ausstellung im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe, sowie ein umfangreiches 88-seitiges Booklet und ein Postkartenset enthält.
Fazit
Bild und Ton können in beinahe jedweder Hinsicht überzeugen und lassen den Anime im Bestmöglichen Licht erscheinen. Leider wurde am Bonusmaterial gespart. Wer an solchem interessiert ist (und etwas tiefer in die Tasche greifen möchte), sollte zur Collectors Edition des Titels greifen.
Der Film selbst ist ein wundervolles Bio-Pic voller Herz und Liebe, welches die Macht der Bilder perfekt ausnutzt, um über die Macht von Bildern zu erzählen. Für Genrefans ein Pflichtkauf, auch wenn der Film etwas episodenhaft ausschaut. Natürlich dürfen auch alle anderen ruhig einen Blick riskieren. Es lohnt sich!
(Michael Speier)
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