Hierzulande ist die US-Stand-Up-Komikerin Amy Schumer ein eher unbeschriebenes Blatt. Außerhalb der „Comedy Central Roast of“-Serie dürfte die dralle Blondine mit dem losen Mundwerk wohl kaum bekannt sein. Unter der Regie von Judd Apatow entstand nun der erste Film mit Amy in der Hauptrolle, für welchen sie auch gleich das Drehbuch schrieb und sich die Rolle der Titelheldin förmlich auf den Leib schneiderte. Besagter Film trägt den Titel „Trainwreck“, was aus unerklärlichen Gründen mit Dating Queen ins „Deutsche“ übersetzt wurde, wobei der Titel nicht nur völlig falsch, sondern auch unpassend übersetzt wurde. Doch schauen wir uns zunächst den Film und die dazugehörige Blu-ray aus dem Hause Universal an.
Story
Amy (A. Schumer) ist eine Reporterin, die es nie lange in irgendwelchen Beziehungen hält. Schuld daran trägt ihr Vater (C. Quinn), der ihr und ihrer Schwester Kim (B. Larson) schon im Kindesalter beibrachte, dass Monogamie eine Illusion sei. Und so torkelt sich die lebenslustige Amy durch die Betten, kifft, säuft und lässt ihrem losen Mundwerk freien Lauf. Bis sie eines Tages eine Reportage über den Sportmediziner Aaron (B. Hader) schreiben soll, und sich unerklärlicherweise mehr zu ihm hingezogen fühlt als sie es von ihren One-Night-Stands gewohnt ist.
Der Film fängt mit brachialem Humor und Sexwitzchen an – nichts, womit man angesichts der Hauptdarstellerin und des Regisseurs nicht gerechnet hätte. Schließlich ist die Kombination aus Sex und Comedy das Markenzeichen von Judd Apatow, der mit Jungfrau (40), männlich, sucht… und Beim ersten Mal auf sich aufmerksam gemacht hat. Und da Schnodderschnauze Schumer für das Drehbuch verantwortlich war, und sich mehr oder weniger selbst spielt, wird kaum eine Anzüglichkeit ausgelassen. Zugegeben, dieser derbe Humor mag nicht jedermanns Sache sein, aber wer sich auf den Humor von Amy Schumer einlässt, der sollte wissen, was ihn erwartet.
Leider – oder zum Glück – hält der Humor nicht sehr lange vor. Spätestens nach der Hälfte geht dem Film die Luft aus, und der Film mutiert langsam aber sicher zu einer 08/15 Liebeskomödie, bei der nur noch sporadisch in die Schmuddelwitzkiste gegriffen wird. Gerade dieser Wandel ist es allerdings, der den Film nur schwerlich für ein bestimmtes Publikum empfehlenswert macht. Freunde von typischen Romantikkomödien werden nämlich der derbe Anfang und der grobe Fäkalhumor abschrecken, wobei Amy Schumer ohnehin grundsätzlich nicht der Typ für ein derartiges Genre ist. Fans von Schumers typischem Humor hingegen wird der Wandel ab der Filmmitte nicht ganz mitreißen können, zumal hie und da auch noch überflüssigerweise auf die Tränendrüse gedrückt wird. Darüber hinaus ist der Film mit über zwei Stunden Laufzeit auch noch deutlich zu lang. Manche Gags brauchen zu lange und werden totgeredet, und viele Szenen wirken so, als wären sie improvisiert, was auch durchaus sein könnte, da dies eine von Schumers großen Stärken ist.
Amy Schumers Stärken als Darstellerin sind derweil zwar nicht ganz so gut, aber immerhin besser als erwartet. Die allzu dramatischen Szenen mag man ihr zwar nicht zu hundert Prozent abkaufen, aber dafür ist die Komikerin überwiegend so sympathisch, dass man ihr diese Ausrutscher verzeiht. Und wenn es derb wird, ist die New Yorkerin voll in ihrem Element.
Schön sind auch die zahlreichen Gaststars aus der Film- und Sportwelt, die sich hier größtenteils selbst spielen und dabei gehörig auf die Schippe nehmen. Besonders ironisch kommen dabei Daniel Radcliffe und John Cena rüber, wobei letzterer sich nicht selbst spielt, aber trotzdem Seitenhiebe auf den Typ Mann austeilt, für die er selbst zum Markenzeichen wurde. Anschließend kann man sagen dass Dating Queen eine etwas unausgegorene Mischung geworden ist. Zu derbe für eine Romantikkomödie und zu brav für Amy Schumer. Ansehen kann man sich den Streifen, trotz einiger Längen, trotzdem, aber einen bleibenden Eindruck hinterlässt er leider nicht.
Bildqualität
- Bildformat 2:40:1
Tonqualität
- Deutsch, Französisch, Italienisch DTS 5.1; Englisch DTS-HD Master 5.1
Ausstattung
- Audiokommentar (optional deutsch untertitelt)
- 2 Filmfassungen
- 18 Unveröffentlichte Szenen (45:44 Minuten)
- 12 Erweiterte/Alternative Szenen (49:06 Minuten)
- Geheimnisse des Wu (2:21 Minuten)
- Der Hundeausführer (4:09 Minuten)
- Gag-Reel (12:42 Minuten)
- Line-O-Rama (8:11 Minuten)
- Athleten inszenieren: Vollkontakt-Sport (9:54 Minuten)
- 11 Hinter den Kulissen Clips (88:40 Minuten)
- Trainwreck Comedy Tour (24 Minuten)
- Red-Band-Trailer
Fazit
Aus technischer Sicht gibt es kaum etwas zu beanstanden, Grund für Luftsprünge gibt es allerdings auch nicht. Das Bild ist angemessen scharf und in satten Farben gehalten, erreicht aber leider zu keiner Zeit Spitzenwerte. Der Ton bleibt etwas zu frontlastig, was aber dem Genre geschuldet ist und daher kaum ins Gewicht fällt. Dafür ist das umfangreiche Bonusmaterial ein echter Hingucker, welches mit mehr als vier Stunden Material für jeden Geschmack etwas zu bieten hat.
Der Film ist anfangs noch recht respektlos und witzig, verkommt aber mit zunehmender Laufzeit mehr und mehr zu einer typischen Romantik-Komödie, inklusive vorhersehbarem Happy End und einigen Längen. Unterhaltsam – ja, überraschend – nein. Von einer Amy Schumer hätte man eigentlich eine härtere Gangart erwartet. (ms)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Panasonic TX-L47ETW60
BDP-System: Sony BDV-N9200WB 5.1 3D Blu-ray Heimkinosystem