bewertet am 03.04.2016 um 13:22
#1
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Panasonic DMP-BDT310
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Panasonic TX-P65VT20E (Plasma 65")
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Lang versucht nun, ein Drehbuch zu verfassen und stellt dabei seine eigenen Recherchen an.
Dabei sind ihm allerlei Personen manchmal hilfreich, manchmal eher nicht..
Michael Winterbottom zählt zu den wichtigsten Regisseuren des jüngeren britischen Kinos und ist, wie der Protagonist von "Die Augen des Engels", eher dem Arthouse zu zu ordnen. Der Brite legte seinem Film die wahren Begebenheiten im Mordfall der 2007 in Perugia ermordeten Meredith Kerchner zu Grunde, der weltweit nicht nur Aufsehen, sondern auch die Gemüter erregte. Der Fall endete seinerzeit nach einem eher zweifelhaften Freispruch nach Berufung erneut mit einem Freispruch.
Winterbottom legt den Streifen quasi als Film (-vorbereitung) im Film an und lässt Daniel Brühl als eher unsympathischen Charakter regelrecht verzweifelt nach einer eigenen Interpretationsmöglichkeit des Stoffes suchen. Doch Achtung: wer wegen der zugrunde liegenden Story einen Thriller erwartet, wird derb enttäuscht. Nicht nur das: "Die Augen des Engels" weiß selbst nicht so recht, was er sein will. Gleichwohl der Stoff Spannung und Dramatik satt böte, verliert sich Winterbottom in allerlei Erzählsträngen, die weder die Story voran bringen noch wesentlich miteinander zu tun haben. Als Beispiel möge hier die völlig leidenschaftslose Romanze des Regisseurs mit der Journalistin dienen. Zwischendurch taucht auch mal völlig sinnbefreit ein Monster auf, wohl um den Bezug zum penetrant überstrapazierten Inferno von Dante Alighieri her zu stellen. Am Ende ist der Film ´rum, und der Zuschauer fragt sich verblüfft und völlig zu Recht nach dem Sinn des ganzen.
Das Bild entspricht gerade noch so HD-Ansprüchen. Die Schärfe und Tiefenschärfe sind gut, aber nicht sehr gut. Der visuelle Transfer gelang schön filmlike; die Farben sind vor allem etwas braun und orangelastig, und hier gehen durch den unausgewogenen Kontrast ein paar Details verloren. Die Tageslichtsaufnahmen sind allesamt nahezu fehlerfrei, lediglich plastischer könnte das ganze sein.
Hier liegt mal wieder ein Film vor, der unnötigerweise mit einer DTS HD MA-Tonspur versehen wurde: es passiert rein gar nichts, was das Potential des Tracks abrufen könnte. Hier hätte es nicht nur eine Dolby Digital-Tonspur getan, genau genommen hätte eine durch Soundprogramme aufpolierte Stereotonspur getan. Dynamik, Bass, Surroundgeräusche, direktionale Effekte: so gut wie Fehlanzeige.
Ein paar Extras liegen anscheinend vor, die mich aber nach dem "Genuss" des Films weiß Gott nicht interessierten. Die Veröffentlichung hat ein Wendecover.
Mein persönliches Fazit: da bin ich wohl zu sehr Kunstbanause; der Film ist wirr, seltsam, in sich unschlüssig und unentschieden und das Ende ist ebenfalls nicht zufriedenstellend. Nein, es muss durchaus nicht immer Krawall- oder Blockbusterkino sein; aber auch Arthouse-Kino (und so recht will ich "Die Augen des Engels" nicht mal dazu zählen) hat quasi einen "Unterhaltungsauftrag". Und den erfüllt "Die Augen des Engels" höchstens die ersten 15 Minuten.