Das Regiedebüt der Australierin Jennifer Kent behandelt ein Thema, mit dem sich so ziemlich alle Eltern, irgendwann einmal auseinandersetzen müssen oder dies bereits getan haben. Das Kind hat Albträume, kann nicht schlafen und man muss das Kinderzimmer nach Monstern durchsuchen. Meistens bringt es aber nichts, in den Kleiderschrank oder unter das Bett zu schauen, letztlich kommt das Kind ins eigene Bett gekrochen, schläft dort erholsam, raubt einem selbst aber den Schlaf. Beinahe ähnlich verläuft es auch in Der Babadook, der aus dem Jahr 2014 stammt, bei uns jedoch erst im Mai 2015 in den Kinos anlief. Die rund 2 Millionen Dollar teure Produktion konnte weltweit an den Kinokassen rund das Dreifache der ursprünglichen Produktionskosten wieder einspielen, begeisterte dort über 140.000 Zuschauer und erscheint nun, bereits nach knapp vier Monaten auf Blu-ray. Ein gelungenes Fressen für diejenigen, welche den Film bislang verpasst haben, denn der Horrorfilm hat es faustdick hinter den Ohren.
Story
Die junge Krankenschwester Amelia Vanek (E. Davis) führt nach dem tragischen Tod ihres Mannes ein zurückgezogenes Leben mit ihrem Sohn Samuel (N. Wiseman). Eines Abends liest sie ihm ein Kinderbuch mit dem Titel Mister Babadook vor und Samuel glaubt, in der Geschichte das Monster aus seinen Träumen zu erkennen. Doch die junge Mutter stuft anfangs die Ängste ihres Sohnes als unbegründet ein, wird aber schneller als ihr lieb ist, von der erschreckenden Realität der Gutenachtgeschichte eingeholt. Samuel schläft von Tag zu Tag schlechter, schreit vermehrt und wird zunehmend aggressiver. Schon bald wird auch Amelia, die inzwischen selbst an Schlafmangel leidet, von seltsamen und unheimlichen Phänomenen konfrontiert und sucht verzweifelt Hilfe. Doch die beiden sind mit der unheilvollen Bedrohung namens Babadook auf sich alleine gestellt, denn wenn er erst einmal da ist, lässt er sich nicht mehr vertreiben. So steht es geschrieben.
Wer das hier liest, schau hin und guck, der wird ihn nicht mehr los, den Babadook! Mit diesem Angst einflößenden Satz aus dem vermeintlichen Kinderbuch Mister Babadook, welches vom Buchgestalter Alex Juhasz für Regisseurin und Drehbuchautorin Jennifer Kent angefertigt wurde, beginnt der Horror bzw. Terror im Film, und scheint kein Ende zu nehmen. Zu allem Übel leidet Amelias Sohn Samuel, der hier wirklich erstklassig von Noah Wiseman gespielt wird, aber nicht nur an Angstzuständen, sondern ist zudem generell gerade in einer schwierigen Krawall-Phase. Er baut sich selbst Waffen, nimmt diese heimlich mit in die Schule und macht seinen Klassenkameraden Angst, weshalb seine Mutter ins Rektorat gerufen wird und er beinahe der Schule verwiesen wird. Dem ist aber nicht genug: Das Kind schreit quasi – im wahrsten Sinne des Wortes - dauerhaft nach Aufmerksamkeit und bekommt diese auch, wenn auch zumeist Negative. Dadurch mutiert er schnell im Film zur entsetzlichen Nervensäge, die nicht nur der eigenen Mutter, die ebenfalls hervorragend von der Australierin Essie Davis dargestellt wird, schwer zusetzt, sondern auch den Zuschauer bald zu nerven beginnt. Aber Samuels Marotten sind nicht grundlos, sondern haben durchaus eine Daseinsberechtigung, wie aufmerksame Zuschauer schnell feststellen werden.
Ein Großteil des schlechten Verhaltens von Samuel wird nämlich von Amelia selbst provoziert. Denn weder schaut sie ihm bei dessen Zaubertricks zu, noch bewundert sie dessen Kreativität beim Zusammenbau verschiedener Waffen oder – und das ist am Schlimmsten – nimmt ihn in den Arm und tröstet ihn, wenn er sich des Nachts in Angstschweiß gebadet unter seinem Bett versteckt. All diese Dinge lassen sich zwar auch oberflächlich betrachten und erklären, ergeben aber durchaus Sinn, wenn man sich von der Geschichte mitreißen lässt und Mutter sowie Kind bei ihrem täglichen Treiben aufmerksam beobachtet. Wer oder was ist der Babadook wirklich? Wie hat er es geschafft, sich in der bösen Gestalt zu manifestieren? Das sind die Fragen, mit denen man sich auseinandersetzen muss und welche den Zuschauer geradezu dazu herausfordern, das Geschehene frei zu interpretieren. Gerade dieser Aspekt macht die Produktion zu einer überaus sehenswerten Gruselgeschichte, die obendrein mit einer nervenzerreißenden Spannung und einem überraschenden Ende aufwartet, das sicherlich für jede Menge Gesprächsstoff sorgen wird.
Bildqualität
- Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung: 1920x1080p, Ansichtsverhältnis:2.35:1
- hervorragende Bildschärfe
- satter Kontrast und toller Schwarzwert
- stimmige Farbpalette
Tonqualität
- Blu-ray: DTS-HD Master Audio 5.1 (Deutsch, Englisch)
- DVD: Dolby Digital 5.1 (Deutsch, Englisch)
- Untertitel: Deutsch, Englisch
- sehr dynamische, druckvolle Abmischung
- viele exzellente Effekte
- gute Räumlichkeit
- hervorragende Dialogverständlichkeit
Ausstattung
- Making-of ˈDie Geheimnisse des Babadookˈ (10:57 min.)
- Making-of: ˈDie Albträume des Babadookˈ (16:37 min.)
- Kurzfilm ˈMonsterˈ (10:19 min.)
- Interview mit Jennifer Kent (14:43 min.)
- Interview mit Essie Davis (10:55 min.)
- Featurette: ˈDas Set-Designˈ (6:29 min.)
- Featurette: ˈDie Entstehung des Buchesˈ (3:40 min.)
- Kinotrailer (1:23 min.)
- Filmtipps mit fünf weiteren Trailern
- Mediabook mit ablösbarem FSK-Sticker
Fazit
Der Babadook ist im Gegensatz zu vielen anderen, neuen Horror-Produktionen, richtig gut geworden, bietet keinerlei unnötige Längen und bleibt von Beginn bis zum erbitterten Finale spannend. Der Film ist dabei aber kein gewöhnlicher Horrorfilm, sondern wartet im Kern mit einer verstörenden Geschichte auf, die sich auch auf das reale Leben projizieren lässt. Der alleinige Hauptdarsteller ist demnach nicht nur der Babadook, sondern auch die kleine Familie, bei der vor allem die Mutter, die hier wirklich erstklassig mit Darstellerin Essie Davis besetzt wurde, fast allen die Show stiehlt. Was die gute Frau hier an darstellerischer Leistung und verschiedener Facetten auffährt, ist wahrlich Oscar-Verdächtig. Mindestens genauso gut wie der Film selbst, ist auch die technische Umsetzung der Blu-ray. Die Bildqualität kann sich sehen lassen, der Sound ist spitzenmäßig und auf Höchstniveau und auch die enthaltenen Extras, inklusive dem Hauptmenü, sind überaus sehenswert. Wer ein Faible für Thriller oder Horrorfilme hat, sollte den Babadook auf gar keinen Fall verpassen… ein echter Geheimtipp! (ron)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Philips PFL9704
AVR: DENON AVR-3313
BDP: DENON DBT-3313UD
Boxen: CANTON GLE-Serie
Sub: YAMAHA YST-SW320