Die Geschichte von Moses, der die Hebräer von der Knechtschaft der Ägypter befreite, wurde bereits zahlreich und teilweise mit phänomenalem Erfolg verfilmt. In Erinnerung ist vor allem das Monumentale Meisterwerk Die 10 Gebote mit Charlton Heston in der Hauptrolle geblieben. Wenn nun Ridley Scott, der Mann, der seinerzeit mit Gladiator den Sandalenfilm wieder salonfähig machte und mit Königreich der Himmel und Robin Hood – der zugegebenerweise arg von der Vorlage abwich und einen weitaus realistischeren englischen Volkshelden präsentierte – sich des Themas annimmt, dann ist das sicherlich einen genaueren Blick wert. Die allgemeinen Kritiken waren eher verhalten. In den sozialen Netzwerken wurde gar zum Boykott gegen den Film aufgerufen, da dieser in den Hauptrollen „weiße“ Darsteller zeigte und nicht historisch korrekt mit Dunkelhäutigen besetzt wurde. Nun machen wir uns ein eigenes Bild von Ridley Scotts Vision und der technischen Umsetzung der Blu-ray, die jetzt im Vertrieb von Twentieth Century Fox käuflich zu erstehen ist.
Story
Moses (C. Bale) und Ramses (J. Edgerton) wachsen Seite an Seite als Söhne des ägyptischen Pharaos Seti (J. Turturro) auf. Als Ramses nach dem Tod seines Vaters dessen Nachfolge antritt und erfährt, dass Moses, der laut einer Prophezeiung einst ein Anführer sein wird, in Wahrheit kein Ägypter, sondern ein Angehöriger der unterdrückten Hebräer ist, verbannt er Moses. Im Exil jedoch hat Moses eine Gotteserscheinung. Von nun an ist er von dem Willen beseelt, sein unterdrücktes Volk aus der Knechtschaft zu führen.
Das Ridley Scott ganz gerne eine differenzierte und eigene Ansicht klassischer Stoffe besitzt, konnte man bereits in Robin Hood erleben, in welchem er aus dem geächteten Edelmann einen Betrüger machte, der sich Name und Titel aneignete, um letztendlich zum legendären Volkshelden zu werden, den wir heute kennen. Ebenso ist Scott aber auch für seine monumentalen Filme bekannt, und seine Erfahrung mit historischen Stoffen (Königreich der Himmel) prädestiniert ihn quasi für die Neuverfilmung eines der wichtigsten Kapitel des Alten Testaments. Betrachten wir Scotts Exodus der Fairness halber also zunächst einmal als für sich stehendes, eigenständiges Werk, lösen es von der biblischen Vorlage und verweigern den Vergleich zu früheren Verfilmungen des Stoffes. In Scotts Version ist Moses anfangs ein skeptischer Zweifler, der den Prophezeiungen der Priesterin bestenfalls lächelnd gegenübertritt. Dies ändert sich allerdings, als er selbst eine göttliche Erfahrung macht – wobei diese nicht einwandfrei als real oder eingebildet deklariert wird. Diesbezüglich hält sich Scott alle Möglichkeiten offen, so dass einerseits keine religiösen Gefühle verletzt werden, andererseits aber auch Atheisten oder Agnostiker den Film genießen können, ohne permanent mit dem Kopf zu schütteln.
Diese schwammige Darstellung der biblischen „Wunder“ bleibt die gesamte Laufzeit über mehr oder minder erhalten. Die göttlichen Plagen beispielsweise werden als eine Aneinanderkettung von natürlichen Ursachen dargestellt, wobei das Ausmaß selbiger rein naturwissenschaftlich wohl kaum erklärt werden kann. Spätestens hier wird dann auch klar, dass es sich eben um keinen reinen Historienfilm, sondern um eine Bibelverfilmung handelt. Etwas eigenartig ist allerdings die Darstellung von Moses, der in Scotts Version alles andere als ein Pazifist ist – erst recht nicht, nachdem er von Gott beauftragt wird, sein Volk aus der Versklavung zu befreien. Moses mutiert nach seiner Begegnung mit dem, was er für Gott hält, richtiggehend zu einem Terroristen und religiösen Fanatiker. Dem gegenübersteht Pharao Ramses, der nicht anders kann, als erbarmungslos gegen die Angriffe auf sein Reich zu reagieren und dabei auch nicht vor dem Kollateraltod und der Hinrichtung zahlloser, unschuldiger Sklaven zurückschreckt, um dem Aufrührer das Handwerk zu legen. Hiermit bietet der Film einen interessanten Bezug zur Gegenwart. Hauptdarsteller Christian Bale spielt den Moses äußerst ambivalent, irgendwo zwischen Wahnsinn, Wut und Verzweiflung. Andererseits ist sein Charakter etwas zu einseitig geraten – eine richtige Charakterentwicklung spendiert man ihm nicht, und so kann Bale zwar darstellerisch überzeugen, aber nicht auf dem vollen Repertoire seiner Fähigkeiten schöpfen. Sein Gegenpart Joel Edgerton hingegen, und das muss an dieser Stelle ganz klar gesagt werden, spielt den an sich selbst zweifelnden Pharao Ramses weitaus besser als der Oscarpreisträger Bale seinen Moses, was allerdings daran liegt, dass dieser die etwas interessantere Rolle spielen darf.
Apropos verschenktes Potential: In den zahlreichen Nebenrollen tummelt sich eine illustre Schar namhafter Darsteller, die aufgrund der Kürze ihrer Rollen allesamt wie schmückendes aber eigentlich unnützes Beiwerk wirken. Weder Ben Kingsley, der selbst Erfahrung mit der Rolle des Moses hat, noch Sigourney Weaver hinterlassen einen bleibenden Eindruck, und fast möchte man vergessen, dass sie an dem Film überhaupt beteiligt waren. Am Schlimmsten trifft es allerdings Aaron „Pinkman“ Paul, der gerade in der zweiten Hälfte hinter Moses her trottet wie seinerzeit hinter Heisenberg und dabei nicht viel mehr macht als ein skeptisches Gesicht. Aber wer weiß – es wäre ja nicht das erste Mal, dass ein vormals unwichtiger Nebencharakter in einem späteren Directors Cut zu enormer Wichtigkeit aufsteigt. Und wer Ridley Scott und seine Werke kennt, der rechnet ohnehin früher oder später mit einer erweiterten Filmfassung, selbst wenn diesbezüglich aktuell noch nichts bekannt ist. Abschließend lässt sich sagen, dass Exodus ein bildgewaltiges Historienspektakel mit biblischem Hintergrund ist, das zwar nicht vollends zu überzeugen vermag, aber definitiv über die gesamte Laufzeit von immerhin zweieinhalb Stunden unterhaltsam ist. Dank der Interpretation bekannter Elemente ist der Film selbst für jene sehenswert, die nicht allzu bibelkonform sind und keine werkgetreue Umsetzung eines der wichtigsten Kapitel ihres Glaubens erwarten.
Bildqualität
Das Bild ist, um es gelinde zu sagen, einfach nur als perfekt zu beschreiben. Die Schärfe ist phänomenal und bildet jedes noch so kleinste Detail ab. Jedes Sandkorn, jede Faser an der Kleidung, jede Hautpore. Der Kontrast ist ebenfalls perfekt eingestellt und bildet ein dunkles, sauberes Schwarz ab. Selbst das 2D-Bild entwickelt hier bereits eine enorme Tiefenwirkung und lässt großes Erwarten. Die Farben sind, bis auf einige Scott-typische Ausnahmen, absolut realistisch und von strahlender Brillanz. Fehler konnten keine festgestellt werden und so darf Exodus ab sofort in die Liste der Bildreferenz-Titel aufgenommen werden.
Bild 3D
Das 3D-Bild bleibt im puncto Schärfe und Farben seinem 2D-Äquivalent ebenbürtig und kann in dieser Hinsicht vollends überzeugen. Was den 3D-Effekt angeht, so ist dieser durchaus wechselhaft, was allerdings im Sinne des Erfinders lag, da man die Augen des Publikums nicht über weite Strecken zu sehr belasten wollte. Tatsächlich ist der 3D-Effekt sehr augenfreundlich. In vielen Szenen wird eine fantastische Räumlichkeit geboten, in anderen wiederum nicht, so dass Kopfschmerzen eher die Ausnahme sind. Etwas tragisch ist es allerdings schon, dass gerade die Panoramabilder teilweise etwas zu flach wirken – wobei dies allerdings nicht auf alle Panoramabilder zutrifft. Pop-Out-Effekte sind zwar eher selten und selbst dann sehr subtil, aber grundsätzlich passt das auch sehr gut zum Film. Schön wird es, wenn die Fliegen und Heuschrecken über Ägypten herfallen, und sich dann auch im Heimkino breitmachen. Nachziehbilder, Ghosting oder ähnliche Fehler halten sich in so geringen Grenzen, dass sie nicht der Rede wert sind.
Tonqualität
Der deutsche Ton liegt leider „nur“ in komprimiertem DTS 5.1 Format vor, was man vor allem an der Wucht bemerkt. Die Dialoge bleiben jederzeit glasklar verständlich und der Soundtrack des spanischen Komponisten Alberto Iglesis kommt ebenfalls schön zur Geltung, und in den Schlachtenszenen bekommt der Subwoofer auch ordentlich zu tun. Obwohl der Film über lange Strecken eher ruhig und dialoglastig ausfällt, werden die hinteren Kanäle häufig zur Unterstützung des Raumklangs mit kleineren Soundeinlagen gefüttert. Die Kampfszenen und die Plagen bringen darüber hinaus zahlreiche Highlights mit perfekter Signalortung und vorzüglicher Direktionalität ins Spiel, so dass sich der deutsche Ton durchaus hören lassen kann. Schaltet man aber rüber zum verlustfreien Originalton, kommen dem deutschen Zuschauer die Tränen. Viel kraftvoller, klarer und alles in allem runder, kann man bei dieser Tonspur, ebenso wie beim Bild, von einer klaren Referenzleistung sprechen.
Ausstattung
- Audiokommentar
- Trivia Track
- Entfallene und erweiterte Szenen (14:57 Minuten)
- Die Entstehung des Films
- Recherche und Storyentwicklung (16:17 Minuten)
- Design und Filmstil (22:08 Minuten)
- Figuren und Kostüme (21:35 Minuten)
- Filmdreh in den Pinewood Studios (18:35 Minuten)
- Filmdreh in Almeria (23:59 Minuten)
- Filmdreh auf Fuerteventura (23:12 Minuten)
- Visuelle Effekte und Postproduktion (27:26 Minuten)
Fazit
Qualitativ erreicht Ridley Scotts neues Monumentalwerk mühelos Bestnoten in fast allen Bereichen. Das Bild ist absolut referenzwürdig und lässt nicht die geringste Kritik zu. Die 3D-Version des Films ist ebenfalls sehr gelungen, kann aber die fabelhafte Räumlichkeit mancher Szene nicht über die gesamte Laufzeit aufrechterhalten. Das ist zwar durchaus so gewollt, bringt aber leider einen kleinen Punktabzug mit sich. Der Ton ist gleichwohl nicht schlecht, aber im direkten Vergleich zur Originalversion ein wenig schwach auf der Brust. Der englische Ton hingegen ist ebenfalls referenzwürdig und dem deutschen, definitiv vorzuziehen. Die vollgepackte Bonusdisc bringt zahlreiche Extras, die jeden Aspekt des Films beleuchten und interessierten Cineasten alles bieten, was das Herz begehrt. Der Film selbst ist reines Unterhaltungskino volle Schauwerte und denkwürdiger Szenen. Spannend und interessant von Anfang bis zum Ende. Vor allem die Interpretationsansätze einiger biblischer Aspekte machen den Film darüber hinaus zu einem Film, der auch Atheisten ansprechen wird. Abgesehen von der etwas zu oberflächlichen Figurenzeichnung und dem etwas zu plötzlichen Ende ein gelungener Film, den man keineswegs verpassen sollte. (ms)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Panasonic TX-L42ETW60
BDP-System: Sony BDV-N9200WB 5.1 3D Blu-ray Heimkinosystem