Tod auf dem Nil (1978) Blu-ray

Den belgischen Meisterdetektiv Hercule Poirot (Sir P.Ustinov) hat es nach Ägypten verschlagen. Ganz gemütlich will dieser den Nil und das Land per Kreuzfahrt erkunden. Jedoch durchkreuzt ihm (mal wieder) ein Mord die Pläne. Die gut situierte Linnet Ridgeway (L. Chiles), die gerade mit ihrem Gatten Simon Doyle (S. MacCorkindale) in den Flitterwochen ist, wird tot aufgefunden. Natürlich übernimmt Poirot sofort die Ermittlungen und muss sich in Folge dieser mit einigen mehr oder weniger verdächtigen Passagieren, die Linnet wohl doch besser kannten als zunächst anzunehmen ist, herumschlagen. Mal wieder beginnt ein großes Ratespiel, wer denn nun eigentlich ein Motiv haben könnte und wer es schlussendlich auch war. Linnet soll zudem nicht das einzige Opfer bleiben... Wer hier einen klassischen Krimi sucht, ist mit diesem Film genau an der richtigen Adresse. Hier werden keine unnötigen Nebenhandlungen und Schicksale einzelner Figuren eingeflochten oder gar gesellschaftliche Themen verhandelt. Zwar gehen Christie und in der Folge auch der Regisseur John Guillermin durchaus hart mit den Protagonisten um, was ihre moralischen Vorstellungen und Werte angeht, wirklich in die Tiefe geht man jedoch nicht. Zentral bleiben der geniale Poirot und seine Ermittlungen. Es handelt sich schlichtweg um schnörkellose Krimi-Unterhaltung, was in den heutigen Zeiten (selbst der Tatort kommt nicht mehr ohne gesellschaftlichen Auftrag oder kaputte Ermittler aus) kaum noch im Film zu finden ist. Tod auf dem Nil ist also leichte Kost für den überforderten zeitgenössischen Zuschauer. Jedoch zieht sich die Handlung etwas in die Länge. Die Ermittlungen in den insgesamt 134 Minuten Spielzeit hätte man wohl auch in circa 100 Minuten gut verpacken können. Aus heutiger Sicht scheint die langsame Erzählweise arg anachronistisch, so dass sie fast schon wieder erfrischend ist. Nimmt man sich die Zeit für den Film und erwartet keine sonderliche Tiefe in der Inszenierung und im Drehbuch, kann man einen spannenden Krimi der alten Schule erleben. Denn der Krimi-Plot ist dafür umso ausgetüftelter.

Der HD-Transfer ist insgesamt sehr schön gelungen. Das Bild präsentiert sich in einem 1,78:1-Format und 1080/24p. Vergleicht man das Bild des Films dann mal mit den Trailern oder Interviews in den Extras, wird deutlich, wie gute Arbeit hier geleistet wurde. Es ist kein Filmkorn zu sehen, noch schleichen sich störende oder markante Filmfehler ein. Lediglich die Farben schwanken von Einstellung zu Einstellung etwas in ihrer Intensität. Zum Teil wirken die helleren Töne (von denen es schon allein wegen des Wüsten-Settings viele gibt) etwas verblichen. Wohingegen satte Töne dagegen zum Teil recht grell und kräftig wirken. Dies ist allerdings nicht wirklich störend. Generell ist die Detailschärfe sehr solide. Zwar ist das Bild nicht gestochen scharf, dafür aber sehr gleichmäßig und für einen Film aus den 70ern völlig ausreichend. So sieht das Bild auch nicht künstlich scharf aus, die Nachbearbeitungen waren also zum Glück maßvoll. Das ist für Katalogtitel wahrlich keine Selbstverständlichkeit...

Im Gegensatz zu der britischen Blu-ray-Fassung liefert die deutsche Disk nur Mono-Spuren. Auf einen Transfer in Stereo oder gar 5.1 wurde verzichtet. Dementsprechend unspektakulär präsentiert sich die Spur auch. Es existieren keine störenden Tonfehler oder Nebengeräusche. In der Dynamik gibt es jedoch einige Schwankungen, Geräusche scheinen zum Teil zu laut, ebenso die Synchronisation. Dies variiert jedoch immer wieder und ist vermutlich auch der damaligen Abmischung geschuldet. Extrem fällt dies jedoch nicht auf. Ebenso mittelmäßig sind die Lippensynchronität der deutschen Fassung sowie die Besetzung einiger Sprecher. Simon Doyle (Simon MacCorkindale) wird etwa von Norbert Gescher gesprochen, dessen Stimme nun wahrlich nicht zu einem Endzwanziger passt. Eine Stimme von jüngerem Timbre wäre hier wohl angebrachter gewesen.

Im Gegensatz zu vielen anderen Filmen dieses Alters hat man durchaus brauchbares Bonusmaterial für die Disc finden können. Neben zwei Interviews mit den Darstellern Sir Peter Ustinov und Jane Birkin, die beide relativ unspektakulär und in der Bildqualität auch sehr bescheiden sind, findet man immerhin ein 23minütiges Making Of des Films, was für einen Film von 78 durchaus ungewöhnlich ist. Dies kann man also positiv hervorheben. Hier ist jedoch die Bildqualität auch nicht mit der des Films zu vergleichen. Hier lernt man einmal mehr, das Master zu schätzen.

• Interview mit Sir Peter Ustinov
• Interview mit Jane Birkin
• Making Of
• Originaltrailer

Das Bild bietet einen soliden HD-Transfer und weißt keine störenden Fehler auf, bietet aber gleichzeitig auch keine spektakuläre Schärfe und Detailgenauigkeit. Ebenso solide ist der Ton. Die Mono-Spur schwankt jedoch etwas in ihrer Dynamik und auch die Synchronisation wirkt aus heutiger Sicht arg angestaubt. Die Ausstattung ist hingegen relativ üppig ausgefallen. Zwei Interviews, ein Making of sowie ein Originaltrailer bietet eine Menge als Zusatz zum Film, sind jedoch leider nur in bescheidener Bildqualität vorhanden. Der Film an sich ist ohne Zweifel ein Klassiker. Ustinov spielt gewohnt ausdrucksstark den Meisterdetektiv und ermittelt voller Brillanz in diesem verzwickten Fall. Leider zieht der Film sich jedoch gerade zu Beginn etwas in die Länge, ein wenig Geduld muss der geneigte Zuschauer also mitbringen, dann wird dieser jedoch seinen Spaß mit diesem Werk haben. (ms) (weitere Reviews anzeigen)

TV: Panasonic TX-L42ETW60 BDP-System: Sony BDV-N9200WB 5.1 3D Blu-ray Heimkinosystem