About Schmidt Blu-ray

Warren Schmidt (J. Nicholson) hat sein Leben lang für die Versicherungsgesellschaft Woodmen of the World in einem Büro-Job im Stillen geschuftet. Mit 69 Jahren geht er in Pension. Nun muss er erkennen, dass sein Lebenswerk seinem Arbeitgeber und speziell seinem jüngeren Nachfolger nichts bedeutet. Ohne seinen Beruf weiß er weder mit seiner neu gewonnen Freizeit, noch mit seiner Ehefrau etwas anzufangen. Schließlich bricht auch sein Privatleben mehr und mehr zusammen. Schmidts einzige Konstante bleibt schließlich eine frisch übernommene Patentschaft für ein armes Kind in Tansania. Hauptdarsteller Jack Nicholson hat About Schmidt laut eigenen Aussagen als Komödie verstanden. Warner Bros. dagegen bewirbt den Film bis heute als „Dramedy“. Tatsächlich liegt es im Auge des Betrachters, wie man die Geschichte um den zynischen Pensionär, dessen Leben aus den Fugen gerät, einordnet. Unzählige Momente, etwa Schmidts durch Nicholson herrlich nüchtern gespielte Reaktion auf das geplante Schneeball-System seines Schwiegersohnes, sind urkomisch und tragisch zugleich. Regisseur Alexander Payne verzichtet darauf, dem Zuschauer allzu deutlich Emotionen unter die Nase zu reiben. Stattdessen überlässt es About Schmidt dem Publikum, eigene Gefühle zu entwickeln. Ob man Schmidt etwa für einen tragischen Charakter oder einen humoristischen Antihelden hält, bleibt jedem selbst überlassen. Geschmackssache ist jedoch die ruhige und teilweise episodenhafte Erzählweise, bei welcher der rote Faden vor allem in Schmidts innerem Seelenheil liegt. Ähnlich Zach Braffs qualitativ nicht vergleichbaren „Garden State“ wirkt About Schmidt phasenweise wie eine bloße Aneinanderreihung absurder Situationen. Dies trifft speziell auf das letzte Drittel zu, als Schmidt sich mit der kuriosen Familie seines Schwiegersohnes, den Hertzels, konfrontiert sieht. Auf diese auf den ersten Blick vielleicht ziellos wirkende Erzählweise, die sich primär auf den Gemütszustand der Hauptfigur konzentriert, sollte man sich einlassen können. Wem dies gelingt, der erlebt hier Jack Nicholson in seiner für ihn selbst untypischsten Rolle. About Schmidt ist ein nachdenklicher Film für einen ruhigen Sonntagnachmittag mit anschließendem Spaziergang. Auch nach dem ersten Ansehen wird man sicher hin und wieder gern zu diesem Film zurückkehren und sich Gedanken um das eigene Älterwerden machen.

About Schmidt hinterlässt in HD einen zwiespältigen Eindruck. Denn ein enormes Manko zieht sich durch den gesamten Film: Der Bildstand ist sehr unruhig, so dass das Bild ständig zu „zittern“ scheint. Ein ähnliches Phänomen wies beispielsweise die HD-Umsetzung von One Hour Photo auf. Je nachdem wie empfindlich man auf das Wackeln reagiert, dabei handelt es sich ausdrücklich nicht um das normale 24p-Ruckeln, kann das Ansehen dieses filmischen Kleinods regelrecht anstrengend für die Augen werden. Davon abgesehen macht die Bildqualität einen rundum soliden, wenn auch unspektakulären Eindruck: About Schmidt sieht eher nach einer Produktion aus der Mitte der 1990er aus, was auf die zurückgenommenen Farben und den nur soliden Detailgrad zurückzuführen ist. In Nahaufnahmen macht der Transfer eine gute Figur und offenbart Jack Nicholsons auf ungepflegt gemachtes Gesicht sowie seine fusseligen, knitterigen Klamotten. Die Schwarz- und Kontrastwerte sind in Ordnung. Es besteht allerdings eine leichte Tendenz zum Gräulichen. Die leichte Schicht Filmkorn, welche das Bild überzieht, trägt zur organischen Optik bei und stört niemals. Am Ende hätte man der HD-Umsetzung zu About Schmidt durchaus eine etwas höhere Note geben können, wenn das störende Zittern des Bildes nicht wäre. Der unruhige Bildstand erschwert speziell auf größeren Diagonalen den entspannten Genuss ungemein.

About Schmidt lebt von seiner bedachten, manchmal schrägen, manchmal melancholischen und dann wieder amüsanten Atmosphäre. Dem passt sich die deutsche Stereo-Spur nur unzureichend an: Zwar stehen die wichtigsten Elemente, Schmidts Monologe / Gedankengänge und die subtilen Dialoge, berechtigterweise im Zentrum, die Umgebungsgeräusche tönen aber nur kraftlos aus den Boxen. Dagegen kann der englischsprachige Mix in DTS-HD Master Audio 5.1 trotz gleichermaßen verhaltener Abmischung Akzente setzen, indem man etwa im Supermarkt oder bei der murmeligen Hochzeit Surround-Effekte nutzt, um die Stimmung der verschiedenen Schauplätze gekonnt voneinander abzuheben. Auch die herrlich überdrehte Musik, die einen bewussten Kontrast zu den Ereignissen der Geschichte erzeugt, kommt in der deutschen Spur etwas muffig und kraftlos daher. Alles in allem ist die Abmischung aber angemessen, da es sich hier um keinen knalligen Actionfilm, sondern eine ruhige Mischung aus Komödie und Drama handelt.

Die Ausstattung ist von erhältlichen DVD-Fassungen bekannt. So enthält die Blu-ray unter anderem die „Woodmen Tower Kurzfilme“ (SD) mit insgesamt etwas weniger als einer Viertelstunde Spielzeit. Leider wurden die Filme im Format verzerrt und sind deswegen ein zweifelhafter Genuss. Interessant sind die erweiterten und geschnittenen Szenen, die über eine halbe Stunde in SD ausmachen. Hier gibt es viele Erweiterungen der Handlung, unter anderem eine sarkastische Restaurant-Szene, in der Schmidt den Machern vermutlich zu hart rüberkam, um sie in den fertigen Film zu integrieren. Als Garnierung gibt es noch den ursprünglichen Kino-Trailer – abermals in SD.

Schade, dass die Bildqualität von About Schmidt durch den unruhigen Bildstand so stark getrübt wird – sonst wäre eine höhere Punktzahl drin gewesen. Allerdings wird die Empfindlichkeit für dieses Manko von Person zu Person stark variieren. Die deutsche Stereo-Abmischung klingt eher altbacken, das ist bei dieser dialoglastigen Dramedy aber kein Beinbruch. Bei den Bonusmaterialien greift der Vertrieb Warner auf von den DVDs bekanntes Material zurück, das ausschließlich in SD enthalten ist. Bis zum heutigen Tag zählt die Rolle des allzu gewöhnlichen Warren Schmidts ironischerweise für Jack Nicholson zu seinen ungewöhnlichsten Darbietungen: Der sonst auf cholerische, lautstarke und mindestens schräge Charaktere abonnierte Nicholson liefert hier eine zurückgenommene Darstellung ab, die das Gespür des Schauspielers für vielschichtige Figuren beweist. Der Zuschauer wiederum muss sich allerdings auf die Handlungsarmut des Films und dessen episodenhafte Erzählweise einlassen, von der beispielsweise auch ein „Garden State“ nicht weit entfernt ist. So spielt sich die eigentliche Handlung in Schmidts Kopf ab und nicht in der gezeigten Außenwelt. Zu Recht kommerziell und kritisch ein Erfolg, ist dieser ruhige Film sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Wer sich aber in die mal ruhig-melancholische, mal subtil absurd-komische Stimmung hineinversetzen kann, wird sicherlich mehrfach Spaß daran haben, in die Welt von Warren Schmidt einzutauchen. (anw) (weitere Reviews anzeigen)

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