bewertet am 27.03.2017 um 08:00
#9
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Hannibal Lecter hat es geschafft: trotzdem der Kannibale beinahe schon menschlich-freundschaftliche Gefühle für Will Graham hegt, hat er die bei Graham diagnostizierte Enzephalitis nicht behandelt, sondern zum einen aus "medizinischem" Interesse, zum anderen um Graham unglaubwürdig wirken zu lassen unbehandelt gelassen. All die Morde, die er selbst begangen hat wurden durch geschickte Manipulation von Zeugen, Personen, Beteiligten und vor allem Beweisen nun Will untergeschoben. Ergebnis und Siegerehrung: Will Graham sitzt nun ein in der Anstalt für geisteskranke Kriminelle, Hannibal Lecter mordet und isst sich munter weiter durch die nordamerikanische Elite und das FBI tappt weiter im Dunklen. Doch Will Graham genest, erstarkt mental und dreht den Spieß um: er macht den Feind zu seinem Freund und Seelenverwandten..
Diese Folgestaffel von "Hannibal" ist zeitlich etwas vor den Ereignissen in Ridley Scotts "Hannibal" angesiedelt, bevor Lecter als Dr. Roman Fell in Florenz sein Unwesen treibt; die Staffel zeigt, wie es schließlich zu Lecters "Flucht" kommt. Eine gewichtige Rolle spielt in dieser Staffel neben Jack Crawford und Alana Bloom Mason Verger, und der Zuschauer erlebt sprichwörtlich hautnah mit, wie es zu Vergers Selbstverstümmelung kommt.
Die zweite Staffel von "Hannibal" legt im Vergleich zur ersten in verschiedener Hinsicht gleich mehrere Schippen drauf: neben einem ordentlich angehobenen Gewaltgrad mit jeder Menge Blut, Eingeweiden und abgetrennten Körperteilen werden allerlei bizarr "ausgestellte" Mordopfer präsentiert, die auf morbide Art beinahe schrecklich-schön anzusehen sind. Der Fokus liegt unverändert auf der Wechselbeziehung zwischen Will Graham und Hannibal Lecter, doch werden vermeintlich die Vorzeichen beinahe umgekehrt: Will Graham zeigt sich in seiner Durchtriebenheit und nicht selten in seinem scheinbaren Wahnsinn Lecter durchaus ebenbürtig.
Die psychedelische Komponente hat in der 2. Staffel ebenfalls deutlich hinzu gewonnen, und so wurden Traumbilder, Traum-im-Traumbilder und Wahnvorstellungen optisch einzigartig aufbereitet, maßgeblich unterstützt von einem zwar irgendwie ungemein passenden, manchmal aber auch verstörend-nervig wirkenden Soundtrack. Beim Ansehen dieser Staffel muss man allerdings auch tiefenpsychologische Dialoge abkönnen, denn die gibt es zuhauf in der zweiten Season.
Die beiden Hauptfiguren hätten mit Hugh Dancy und Mads Mikkelsen kaum besser besetzt sein können.
Audiovisuell sehe ich die Scheibe genauso wie die Vorgängerstaffel und nutze daher meine Beschreibung der 1. Staffel.
Das Bild von "Hannibal" ist mehr als ordentlich geraten. Von Höchstwerten ist der visuelle Transfer nur minimal entfernt, das begründe ich mit dem permanent sichtbaren leichten digitalen Rauschen in den häufigen dunklen Szenen. Ansonsten sind alle Parameter wie Schärfe, Tiefenschärfe und Kontrast sehr gut. Der Schwarzwert ist beinahe zu satt, und mit der Farbgebung wird des öfteren jongliert: wenn Graham seine "Rückblenden" hat wird die Farbe etwas zurück genommen und leicht braun-grau bzw. sepia gefärbt.
Der Sound liegt erfreulicherweise in DTS HD MA 5.1 vor. Der Track verfügt über eine permanente Surroundkulisse mit stets gut ortbaren Effekten, die sich aber im Hintergrund halten. Der Bass und die Dynamik kommen selten zum Tragen; das liegt am Genre: so wirklich actionlastig ist "Hannibal" nicht.
Bei den Extras schließe ich mich wie immer dem Durchschnitt von Review und Bewertungen an. Die Staffel hat ein Wendecover.
Mein persönliches Fazit: die Serie "Hannibal", ohnehin ein Thrillerhighlight und eine Ausnahmeserie, durch die die Filme um den Kannibalen kongenial ergänzt werden hat durch die 2. Staffel eine Steigerung erfahren. Die zweite Staffel ist spannend, brutal, seehr blutig und dabei gleichzeitig auf einzigartige Art tiefenpsychologisch auf gewisse Weise so manipulativ, dass man fast Sympathie für den Serienmörder empfindet. Aber nur fast..