In Zeiten, in denen selbst die durch Zeichentrickfilme berühmt gewordenen Disney-Studios zunehmend auf computeranimierte Filme setzen, und selbst das neueste Abenteuer der unbeugsamen Gallier in 3D in die Kinos kommt, ist es erfrischend, einen handgezeichneten Zeichentrickfilm genießen zu dürfen. Mit Nicolas, der kleine Weihnachtsmann bringt Euro Video nun ein solches, fast möchte man schon sagen Relikt auf den deutschen Blu-ray Markt. Passend zum Weihnachtsfest, denn wie der Name schon sagt, handelt es sich bei dem vorliegenden Titel um einen Weihnachtsfilm. Und diesen Weihnachtsfilm wollen wir hier und jetzt inhaltlich und technisch unter die Lupe nehmen und versuchen herauszufinden, ob der Film es mit aktuellen und hochbudgetierten Titeln von Disney, Dreamworks, Pixar und Co. aufnehmen kann.
Story
Der Weihnachtsmann geht in Rente und überlässt seinen Platz seinem Nachfolger Nicolas. Das Problem – Nicolas ist gerade einmal sieben Jahre alt und ist mit der ihm übertragenen Aufgabe ein wenig überfordert, schließlich gilt es, zahlreiche Geschenke überall auf der Welt zur rechten Zeit zuzustellen. Schon bald leidet Nicolas am Weihnachtskoller, wodurch das gesamte Weihnachtsfest in Gefahr gerät. Mit der Hilfe sämtlicher seiner Vorgänger wird versucht, das Fest und die Seele von Weihnachten doch noch zu retten.
Der Film Nicolas, der kleine Weihnachtsmann ist quasi eine Fortsetzung der französisch-australisch-irischen Koproduktion Weihnachtsmann Junior von 2010. Damals suchte der Weihnachtsmann einen Nachfolger, der die drei Kriterien (der Name, Waisenkind, ein absolut reines Herz) erfüllte. Nach einigem Hin und Her wurde der kleine Nicolas dann zum Weihnachtsmann, und an dieser Stelle beginnt dieser Film, der auch völlig ohne Vorkenntnisse des Films oder der dieser zugrunde liegenden Serie funktioniert. Nicolas tritt in die großen Fußstapfen des Weihnachtsmannes und versucht dabei alles richtig zu machen. Er glaubt, er müsse in allem perfekt sein und alles im Griff haben, will also denken und handeln wie ein Erwachsener, wobei genau dies das Problem ist. Denn Weihnachten ist ein Fest für Kinder, und im Herzen eines Kindes steckt die Seele des Festes, weshalb er erst entdecken muss, dass er so sein darf, wie er ist – insbesondere in Bezug auf sein Alter. In Form eines Adventskalenders, der sowohl Nicolas frühere Weihnachtsfeste, als auch die kommenden Jahre in Form von kleinen Episoden im Stile von Charles Dickens Weihnachtsgeschichte zeigt, wird der Junge wieder auf den rechten Weg gebracht – wenn man so möchte. Die Erfahrung kommt mit der Zeit von selbst, und dass er nicht alleine steht und auf seine Freunde vertrauen kann ist ebenfalls eine wichtige und schön umgesetzte Botschaft, die der Film erstklassig transportiert.
Mit viel Liebe zum Detail wurde die Geschichte weitererzählt und kindgerecht umgesetzt. Dabei verließ man sich hauptsächlich auf die klassische Zeichentrickkunst. Fairerweise muss gesagt werden, dass es sich hierbei um keinen 100%igen Zeichentrickfilm der alten Schule handelt. Gerade was die Hintergründe angeht, wurde einiges mit dem Computer getrickst, aber alles in allem entsteht hier dennoch ein herrlich nostalgischer Eindruck, da die Bleistiftzeichnungen überwiegen und sich in die animierten Hintergründe perfekt eingliedern. Die Hintergründe selbst, insbesondere in der Werkstatt des Weihnachtsmanns, sind derart detailverliebt, dass man sich gar nicht an dem ganzen Gewusel sattsehen möchte. Die Geschichte selbst könnte bei all den schönen Bildern dabei glatt vernachlässigt werden – wird sie aber nicht. Der herzensgute Nicolas dient problemlos als Identifikationsfigur für ein junges Publikum. Die Probleme, denen er sich gegenübersieht, kann er nicht alleine bewältigen, sondern bedarf der Hilfe seiner Freunde. Die Geschichte packt aber nicht nur das junge Publikum, sondern kann mit ihrer tiefgründigen Melancholie auch ein erwachsenes Publikum durchaus begeistern. Inszenatorisch orientieren sich die Handlungsentwicklung und der Erzählfluss an einem sehr jungen Publikum, wodurch hin und wieder ein paar kleinere Längen entstehen, die dann in der Regel durch lustige Einfälle und vor allem durch das tollpatschige Rentier Waldorf kaschiert werden. Waldorf hat indessen die Sympathien ganz auf seiner Seite, vor allem, weil er nicht so übertrieben und nervig eingesetzt wird, wie Sidekicks in manch anderen Filmen. Erwartungsgemäß gibt es bei all den Problemen ein Happy End, das nicht an den Haaren herbeigezogen wirkt, sondern durchaus überzeugen kann. Ein echter und empfehlenswerter Weihnachtsfilm für die ganze Familie.
Bildqualität
- kräftige Farben in warmen Pastelltönen
- perfekte Kombination aus Zeichentrick und Computerhintergründen
- sehr gute Schärfe und hohe Detailsichtbarkeit
- gut eingestellter Kontrast
Tonqualität
- sehr angenehmes, kindgerechtes Klangbild
- trotzdem mit zahlreichen Surroundeffekten
- gute Signalortung und Direktionalität
- sehr dynamisch abgemischte Tonspur
- jederzeit glasklare Dialoge
Ausstattung
- Wendecover
- Trailer
Fazit
Bild und Ton sind mehr als ausgezeichnet. Jeder Bleistiftstrich sitzt und ist perfekt zu erkennen, die warmen Farben sind einfach nur wunderschön und auch ansonsten erlaubt sich der Film keine Schnitzer. Der Ton ist einerseits kindgerecht zurückhaltend, setzt dabei aber zahlreiche dezente Surroundeffekte ein. Auf Bonusmaterial wurde leider komplett verzichtet. Der Film ist eine wunderschöne Weihnachtsgeschichte für die ganze Familie, bei der lediglich das zeitweise etwas zu mäßige Erzähltempo für kleinere Längen bei erwachsenen Zuschauern sorgen könnte. Alles in allem ein wunderschöner Film, der das Weihnachtsgefühl auf traditionelle Weise nach Hause bringt. (ms)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Panasonic TX-L42ETW60
BDP-System: Sony BDV-E370 5.1 3D Blu-ray Heimkinosystem