The Interview (2014) (Blu-ray + UV Copy) Blu-ray

Was die Einen als Schund abtun, bedeutet für Moderator Dave Skylark (J. Franco) und seinem Produzenten wie auch Freund Aaron (S. Rogen) die gesamte Existenz. Die jungen Männer produzieren nämlich gemeinsam die erfolgreiche aber niveaulose Talkshow Skylark Tonight, die immer wieder für Promi-Skandälchen sorgt. Als Aaron schließlich einen alten Bekannten trifft, der, ganz im Gegensatz zu ihm, seriöse Nachrichten im Fernsehen moderiert, fühlt er sich schlagartig zu Größerem berufen. Da kommt die Entdeckung von Dave gerade recht: Zur Fangemeinde von Skylark Tonight gehört niemand Geringeres, als der nordkoreanische Diktator Kim Jong-un (R. Park). Ein exklusives Interview mit ihm würde Skylark Tonight in bisher unerreichten Höhen des Nachrichtenhimmels der USA katapultieren. Kaum ist ein Interview-Termin mit dem Landesführer gesetzt, steht auch schon die CIA vor Daves Tür. Die will den als unbarmherzig geltenden Diktator nämlich tot sehen und erteilt dem Showmaster kurzerhand die Lizenz zum Töten. Dumm nur, dass dieser sich mit Kim Jong-un anfreundet und ihn gar nicht aus dem Weg räumen will. Glücklicherweise hat wenigstens Aaron alles im Griff – mehr oder weniger. Bereits im Jahr 2008 standen James Franco und Seth Rogen gemeinsam vor der Kamera, als sie die zentralen Figuren der Kiffer-Komödie Ananas Express (2008) verkörperten. Damit stellten die chaotischen Lebemänner ihre Vorliebe für deftigen Haudrauf-Humor wunderbar unter Beweis, für den vor allem Seth Rogan bekannt ist (Bad Neighbours, Das ist das Ende). Dementsprechend überrascht es kein bisschen, dass auch der Humor von The Interview mit deutlich extrovertierter Natur daherkommt. Soll so viel heißen, dass die Komödie ihre Gags aus den eher unteren Schubladenregionen bezieht und damit plumpe Action, viel Fäkalhumor und teilweise auch sexistische Witzchen abspult. Dagegen wirkt der Einstiegsgag mit einem homosexuellen Eminem noch vergleichsweise scharfzüngig. Danach geht es mit dem Niveau auch schon bergab, was die zwar sinnfreie aber dennoch liebenswerte Performance von James Franco und Seth Rogen allerdings wieder einigermaßen wettmacht. Die beiden haben schlichtweg Spaß an ihrem eigenen Blödsinn und das machen sie Seite an Seite auch deutlich. So halten vorhersehbare Slapstick-Einlagen oder an den Haaren herbeigezogene Diskussionen über den Stuhlgang eines nordkoreanischen Diktators dann doch für Lacher her – trotz einfallsloser wie plumper Umsetzung. Die zwei Buddys machen eben den Unterschied. Hat man sich erst einmal auf die Eigenart der Komik eingestellt und den schleppenden Einstieg überstanden, geht es im Hauptteil der Handlung mit den Haudrauf-Gags erst richtig los. Als Grundlage hierfür dient die wohl sehr gewagte Eigeninterpretation von Kim Jong-Un als Waffen fanatischer Partyhengst mit Faible für amerikanische Popmusik. Bei harmlosen Karaoke-Einlagen samt einer Wagenladung Prostituierter und Gesprächsstoff wie „Ich habe ein Popoloch und es muss ständig Überstunden machen“ bleibt es aber nicht. Vielmehr haben es sich Seth Rogen und Evan Goldberg als Regisseure von The Interview zur Aufgabe gemacht, die eigenen Gags ständig toppen zu müssen. Daher wird die Handlung immer abstruser, bis schließlich zelebrierte Waffengewalt und überraschend brutale Szenen sich scheinbar willkürlich in das Geschehen verirren. Hauptsache auffallen. Auch hier gilt: Wenn Seth Rogen und James Franco nicht immer ganz vorne mit dabei wären, würde die offensichtliche Narrenfreiheit nicht einmal halb so gut funktionieren.

Qualitativ überzeugt das kornfreie Bild in nahezu allen Belangen. Farben kommen schön kräftig daher und heben sich einwandfrei voneinander ab. Dadurch macht das Dargebotene einen sehr lebendigen Eindruck. Hohes Maß an Schärfentiefe stellt alle Bildbereich scharf da. Das schafft Plastizität. Klare Konturen sowie ein hoher Schärfegrad runden den positiven Eindruck ab. Eine große Schwäche gibt es aber doch: In dunklen Szenen nimmt das Schwarz so dermaßen überhand, dass es sämtliche Details, sogar ganze Bildbereiche, verschlingt. Die Kulisse Nordkoreas stammt übrigens komplett aus dem Computer, was mal mehr, mal weniger offensichtlich ins Auge sticht.

Sowohl die englische als auch die deutsche DTS-HD MA 5.1 Tonspur klingt vorbildlich klar und detailreich. Das fängt schon mit einer kurzen Party-Szene zu Beginn des Films an, in der Stimmenwirrwarr oder scheppernde Gläser akustisch detailreich und voluminös klingen und damit eine authentische Soundkulisse bilden. Auch in folgenden Szenen kommt diese Detailgenauigkeit sehr schön zur Geltung. Dank dominanter Beschallung der hinteren Lautsprecher entsteht so ein gleichmäßiges Klangbild. Während actionreicher Kapitel stellt der Ton schließlich seine präzisen Bässe unter Beweis. Hier erreicht die dynamische wie exzellente Abmischung der Soundeffekte ihre Bestform: Abgefeuerte Munition, Kampfgeschrei und Kanonenschläge erfüllen das Heimkino aus allen Ecken mit Leben. So macht Sound Spaß!

Mit sage und schreibe 13 separat anwählbaren Kategorien fällt das Bonusmaterial auf den ersten Blick sehr umfangreich aus. Bei genauer Betrachtung des gut eineinhalb stündigen Materials fällt allerdings auf, dass es sich dabei lediglich um auseinander gefledderte Beiträge handelt. So besteht das Making-Of aus sieben Einzelteilen. Neben inhaltlosen Albereien befinden sich darunter aber auch witzig aufbereitete Interviews mit kurzen Einblicken in die Dreharbeiten. Daneben wartet die Blu-ray mit Filmkommentaren beider Regisseure Evan Goldberg und Seth Rogan sowie entfallene, entfernte und alternative Szenen auf. Obligatorische Outtakes sind ebenfalls mit dabei. Als kleines Schmankerl haben die Verantwortlichen jene Folge von „Naked Survival – Ausgezogen in die Wildnis“ auf die Disc gepackt, in der James Franco und Seth Rogen mit von der Partie sind.

Die Blu-ray aus dem Hause Sony Pictures läuft optisch wie auch akustisch zur Höchstform auf. Satte Farben, plastische und nicht zuletzt durchweg scharfe Aufnahmen sehen schlicht toll aus. Nur das im wahrsten Sinne des Wortes überwältigende Schwarz schluckt dann doch zu viele Details. Der Ton überzeugt mit seiner einnehmenden Soundkulisse und klingt dazu sehr detailreich. Extras sind zahlreich, aber auch genau so unübersichtlich auf der Disc untergebracht. Viel Aufstand um zahmen Blödsinn. Bei The Interview handelt es sich nicht etwa um eine scharfzüngige Politsatire, sondern um eine brachiale Hollywood-Komödie, die ihren flachen Inhalt, mit möglichst viel Effekthascherei zu vertuschen versucht. Platte Witze, derbe Sprache und Fäkalhumor auf Kosten eines umstrittenen Diktators, das war‘s. Mit Seth Rogen und James Franco an vorderster Front des gefeierten Unsinns trotzdem irgendwie nett – für den Moment. (mwo) (weitere Reviews anzeigen)

TV: Philips 37 PFL 8404 H BDP: LG BP 620 AVR: Onkyo TX-SR508