Bei dem Namen Robert Downey Jr. fallen einem sogleich große Blockbuster wie Iron Man, Sherlock Holmes oder The Avengers ein. Der Name Robert Duvall hingegen steht für Charakterrollen und anspruchsvolle Unterhaltung. Die beiden standen bereits für die John Grisham Verfilmung Gingerbread Man gemeinsam vor der Kamera. Nun bringt Regisseur David Dobkin die beiden erneut zusammen, und zwar in dem Familien-Gerichts-Drama Der Richter, welches nach einem Drehbuch von Nick Schenk entstand. Schenk wiederum war bereits für das Drehbuch von Gran Torino zuständig, womit seine Fähigkeiten in puncto Vater-Sohn Beziehungsdramen (auch wenn es dort nicht der leibliche Sohn war) nachgewiesen wären.
Story
Als der Staranwalt Hank Palmer (R. Downey Jr.) zur Beerdigung seiner Mutter in seine Heimatstadt zurückkehrt, trifft er auch auf seinen Vater Joseph (R. Duvall), mit dem er sich bereits vor langer Zeit zerstritten hat. Eines Morgens wird Hanks Vater, den aufgrund seines Berufs jeder nur „Richter“ nennt, wegen Mordes verhaften – allerdings kann er sich an die Tatzeit absolut nicht mehr erinnern. Gründe für den Mord hätte der Richter genug, und so nimmt sich Hank als Anwalt des Falles an und beginnt währenddessen, sein gesamtes Leben und das seiner Familie zu reflektieren.
Der Film bietet alles, was anspruchsvolle Unterhaltung ausmacht. Wir haben ein Vater-Sohn-Gespann, das aus verschiedenen Gründen entzweit ist und nach langer Zeit wieder zueinanderfindet. Gleichzeitig findet der Sohn, ein Staranwalt, für den der Gewinn seines Prozesses alles bedeutet, heraus, dass es weitaus mehr im Leben gibt. Daheim bricht seine Vorzeige-Ehe zusammen, während er in seinem Heimatstädtchen seine Jugendliebe wiedertrifft – nebst Kind im passenden Alter, für welches der mutmaßliche Vater weitaus mehr als Vatergefühle empfindet. Die Gerichtsverhandlung selbst gerät da schnell in den Hintergrund. Nach und nach droht die glorreiche Fassade des „Richters“ zu bröckeln, denn dieser ist bei weitem nicht der kühl denkende, unfehlbare Mann, für den ihn alle halten. Aber ob er auch ein kaltblütiger Mörder oder nicht mehr ganz Herr seiner Sinne ist, bleibt bis zum Ende hin spannend. Herrlich bösartig agiert hier der Staatsanwalt, dessen ausklappbarer Wasserbecher im Gerichtssaal bedeutsam nach dem Ausfahren von Wolverines Klingen klingt – was zugegebenerweise ein bisschen zu viel des Guten ist.
Robert Downey Jr. beweist hier anschaulich, dass weitaus mehr in ihm steckt, als der smarte, wortgewandte Dauergrinser, den er in den Blockbustern der letzten Jahre dargestellt hat. Den Vorwurf, stets die gleichen, selbstverliebten Archetypen darzustellen, schmettert er in diesem Film mit Bravour von sich und präsentiert sich in ausgezeichneter Spielfreude. Wobei man ihm den von Selbstzweifeln und Frust zerfressenen Charakter jederzeit abkauft. Besonders gut funktioniert hier das Zusammenspiel mit seinem Filmvater Robert Duvall, welcher seinerseits ebenfalls über jeden Zweifel erhaben ist und seine Rolle souverän meistert. Robert Duvall erhielt für seine Darstellung sowohl eine Nominierung für die beste Nebenrolle beim Screen Actors Guild Award als auch für den Oscar in der gleichen Kategorie. Damit ist der 84-jährige Charakterdarsteller der älteste Darsteller, der jemals in dieser Kategorie nominiert wurde. Auch die anderen Darsteller, darunter der ständig unterschätzte Vincent D’Onofrino und Billy Bob Thornton in einer beachtenswert-verachtenswerten Rolle als Staatsanwalt, der noch ein eigenes Hühnchen mit der Familie Palmer zu rupfen hat, tragen zu einem unglaublich intensiven und dramatischen Filmereignis bei, das man sich als Fan von anspruchsvoller Unterhaltung keineswegs entgehen lassen darf.
Bildqualität
- sehr gute Schärfe mit hoher Detailsichtbarkeit
- saubere, natürliche Farben und gut eingestellter Kontrast
- Schwarzwert tief und satt
- leichtes, unaufdringliches Filmkorn
Tonqualität
- genrebedingt eher zurückhaltende Tonspur
- in einigen Szenen hervorragender Raumklang mit ausgezeichneter Direktionalität
- wohliger, dezenter Soundtrack
- Dialoge jederzeit glasklar verständlich
Ausstattung
- Audiokommentar
- Hinter den Kulissen (22:16 Minuten)
- Tiefgehende Einsichten mit Dax Shepard (9:91 Minuten)
- Nicht verwendete Szenen (18:28 Minuten) – wahlweise mit Audiokommentar von David Dobkin
- Wendecover
Fazit
Qualitativ zeigt sich die blaue Scheibe aus dem Hause Warner sehr hochwertig. Das Bild ist gestochen scharf und gibt keinen Anlass zur Kritik, und der Ton überzeugt ebenfalls vollends, auch wenn hier genrebedingt nicht viel zu erwarten ist. Die Extras bieten eine schöne Übersicht über die Figuren und erlauben einen Blick hinter die Kulissen, wodurch der Film noch interessanter wird. Lediglich die fehlenden Untertitel beim Audiokommentar sind ein kleiner Wermutstropfen, der leider viel zu oft die Regel ist. Der Film ist ein wundervoller Genremix aus Familiendrama und Gerichtsthriller, der vor allem durch seine hervorragenden Darsteller lebt. Downing Jr. zeigt hier wieder einmal, dass er sehr viel mehr kann, als im Eisenanzug dumme Sprüche zu klopfen, und Altstar Duvall untermauert unterstreicht seinen Status als ausgezeichneter Charaktermime. Für Freunde des anspruchsvollen Films ist Der Richter mehr als nur ein Geheimtipp. (ms)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Panasonic TX-L42ETW60
BDP-System: Sony BDV-E370 5.1 3D Blu-ray Heimkinosystem