Stephen King ist einer der erfolgreichsten Schriftsteller unserer Zeit. Der Autor, als einer der besten Erzähler von Horrorstorys bekannt, hat über 60 (!) millionenfach aufgelegte Bücher geschrieben, eine schier unglaubliche Menge von Kurzgeschichten verfasst und ganz nebenbei, allerdings mit eher mäßigem Erfolg, Musik gemacht und Regie geführt. King, offensichtlich nicht ausgelastet, hat der Vielschreiber zudem unter dem Pseudonym Richard Bachman weitere sieben Romane veröffentlicht. Mit Christine nahm sich der renommierte Horror- und Actionregisseur John Carpenter (Die Klapperschlange, Das Ding aus einer anderen Welt) des zwölften Buches des Autors an und setzte es filmisch um.
Story
Kalifornien, 1978: Die High School-Schüler Arnie (K. Gordon) und Dennis (J. Stockwell) sind beste Freunde. Während Dennis als Sportskanone recht beliebt ist, steht Arnie stets in seinem Schatten und ist permanente Zielscheibe von Spott und Schikanen seiner Mitschüler, die Mädchen ignorieren ihn. Als er eines Tages einen nahezu komplett verrotteten 1957er Plymouth Fury sieht, ist es um ihn geschehen: Zwischen ihm und dem Wagen namens Christine ist es Liebe auf den ersten Blick. Trotz der Einwände seines Freundes Dennis und gegen den Willen seiner Eltern kauft Arnie das gerade noch so fahrfähige Wrack und beginnt, es in einer Leihwerkstatt zu restaurieren. Und plötzlich geschieht Seltsames: Das Auto erblüht schneller in neuem Glanz, als es Geldbeutel und Fähigkeiten Arnies eigentlich zulassen. Im Fahrzeugradio ertönen, egal auf welchem Sender, nur Songs aus den Fünfzigern. Arnie, vorher schüchterner Loser, wird zum selbstbewussten, ja arroganten jungen Mann und entwickelt sogar eine Beziehung zu Leigh (A. Paul), dem begehrtesten Mädchen der ganzen Schule. Da Dennis und Arnie kurz vor dem Erwerb Christines Ärger mit den Schulrabauken hatten, rächen diese sich für den Schulausschluss mit der vollständigen Zerstörung Christines. Womit jedoch keiner gerechnet hat: Christine hat nicht nur Selbstheilungskräfte, sie ist auch rach- und eifersüchtig. Und gewalttätig.
Christine weist im Vergleich zum Roman einige markante Unterschiede auf, was nachvollziehbar ist: Der Roman hat knapp 900 Seiten, während der Film eine Lauflänge von 110 Minuten aufweist. So wurde im Film auf einen Großteil der im Buch geschilderten Vergangenheit des Wagens und des Vorbesitzers verzichtet, was sich zwar erheblich auf das Grundverständnis auswirkt, aber nur für Kenner des Buches ins Gewicht fallen dürfte. Während im Buch Roland LeBay, der Vorbesitzer mit sprichwörtlich mörderischer Vergangenheit, eine wichtige Rolle spielt und Arnie das Auto verkauft, ersteht der Jugendliche das Gefährt im Film von dessen Bruder. Während im Buch das Auto vom Geiste eben jenes abgrundtief bösen Roland LeBay besessen ist, wird dieser im Film nur erwähnt. Wie in der Vorlage hat Christine auch im Film ein Eigen- und Vorleben, das allerdings wenig ergründet wird. So kommt der wesentliche Faktor der frühen Romane Stephen Kings, nämlich der schleichende Einfluss von übernatürlichen, dämonischen Kräften in das normale bürgerliche Leben nicht so effektiv zum Tragen, wie in der literarischen Vorlage. Übrig bleibt ein „Horror“-Film, dessen Grundidee vom Roman Kings übernommen wurde, der aber einen nicht unerheblichen Teil ausspart. Das macht Christine nicht schlecht, John Carpenter gelang ein durchaus sehr spannender, leicht gruseliger Film, der sehr gut unterhält; der jedoch möglicherweise Fans von King und Kenner des Buches einiges vermissen lässt.
Die Inszenierung von Christine entspricht dem damaligen Zeitgeist. Über weite Strecken kommt der Film ohne Musik aus. Erst spät setzt der erkennbar von Carpenter selbst stammende Score ein. Die Effekte sind allesamt handgemacht. Im Falle der Selbstreparatur von Christine kann sich das Ergebnis, gemessen am Budget, für die damalige Zeit durchaus sehen lassen. Die seinerzeit recht unbekannten Darsteller (mit Ausnahme des von Carpenter gerne gecasteten Harry Dean Stanton) machen ihre Sache gut, wobei besonders der Darsteller des Arnie Cunningham, Keith Gordon, hervorsticht: Seine Wandlung vom männlichen Mauerblümchen zum arroganten, von seinem Auto besessenen Macker ist einmalig. Gordon war übrigens von 2006 bis 2008 Regisseur der Hit-Serie Dexter.
Bildqualität
Bei der Aufbereitung des Bildes dieses mittlerweile 31 Jahre alten Filmes haben die Restaurateure ganze Arbeit geleistet. Es gibt neue Produktionen, die eine schlechtere Bildqualität aufweisen.
- sehr gute Schärfe in Close Ups und Nahaufnahmen, die erst in Mittelgründen etwas nachlässt
- natürliche Farbgebung mit leuchtenden, nie ausgewaschen wirkenden Farben
- sehr guter Detailreichtum: bis in die Mittelgründe sind einzelne Haare, Hautporen und -falten, Stoffstrukturen erkennbar
- ausgewogener Kontrast bei Tageslichtszenen, bei Nachtaufnahmen minimal zu steil: in dunklen Stellen gehen wenige Details verloren
- sehr guter Schwarzwert
- kein Rauschen in dunklen Szenen
- leichtes, angenehmes Korn
Tonqualität
Die deutsche Tonspur liegt in DTS HD MA 2.0 Mono vor. Naturgemäß ist die Abmischung frontlastig. Für Liebhaber des Originaltons wurde dieser sogar in DTS HD MA 5.1 aufgespielt.
- vergleichsweise volltönende, voluminöse Abmischung
- zufriedenstellende Dynamik
- klar getrennte Höhen und Mitten
- ab und an adäquater Bass
- sehr gute Dialogverständlichkeit
Ausstattung
Insgesamt wurden dieser Veröffentlichung etwa 74 Minuten an Sonderausstattung beigepackt, das ist ordentlich. Die Boni liegen allesamt in SD vor und sind Deutsch untertitelt. Die Bildqualität der Extras macht noch einmal deutlich, welche qualitativ hochwertige Arbeit die Restaurateure bei der Aufbereitung des Hauptfilms geleistet haben.
- Kommentar mit Regisseur John Carpenter und Keith Gordon
- Entfallene Szenen (20) 25:20
- „Christine“: Schnell und heftig (Über Locations und Darsteller) 28:55
- „Christine“: Ziellinie (Über die Musik) 7:17
- „Christine“: Zündung (Vom Buch zum Script) 11:52
Fazit
Die Technik dieser Veröffentlichung stellt mehr als zufrieden. Das Bild ist sehr gut gelungen und kann, berücksichtigt man das Alter des Quellmaterials, begeistern. Auch der Ton macht seine Sache gut und zeigt, was man aus Monoabmischungen herausholen kann. Die Extras sind reichhaltig, interessant und bestehen nicht ausschließlich aus Eigenlob. Christine, eine von vielen King-Verfilmungen, wurde bemerkenswerterweise damals aufgrund der großen Popularität des Schriftstellers bereits vor dem Erscheinen des Romans begonnen. Möglicherweise begründet dies, warum ein großer Teil des Romans keinen Einfluss auf den Film hat. Der Roman bietet lediglich das Gerüst der Story, und der Film bildet nur etwa die zweite Hälfte des Buches ab. Herausgekommen ist dennoch ein spannender, teils gruseliger Film, mit guten Effekten und toller Atmosphäre, der immer noch, auch nach mehrmaligem Genuss, fesselt. Die Bezeichnung Horrorthriller ist aber eigentlich irreführend. (pl)
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