Was heutzutage Stephen King ist, war im ausgehenden 19. Jahrhundert der Schriftsteller Edgar Allan Poe. Seit Anbeginn des Kinos dienten die Schauergeschichten des Mannes aus Massachusetts für filmische Adaptionen. Bereits 1909 wurde die Geschichte Pit and the Pendulum erstmals verfilmt. Seine Geschichte Der Untergang des Hauses Usher gehört dabei wohl zu dem am häufigsten zitierten Werken. Ganze elf Mal wurde die morbide Geschichte um das edle Geschlecht derer von Usher bisher bereits verfilmt. Zu den bekanntesten Versionen gehören dabei die Verfilmung von 1928 und die von 1960. Letztere erscheint nun erstmals im Hause explosive Media auf Blu-ray.
Story
Philip Winthrop (M. Damon) besucht seine Verlobte Madeline Usher (M. Fahey) auf dem Landsitz ihrer Familie. Madeline ihrerseits ist schwer erkrankt und ihr Bruder Roderick (V. Price) scheint daran nicht ganz unschuldig zu sein. Überhaupt ist Roderick ein merkwürdiger Charakter und mit der Verlobung seiner Schwester keineswegs einverstanden. Er offeriert dem jungen Winthrop, dass die Blutlinie der Ushers vergiftet sei, und verbietet, dass der junge Mann seine Verlobte aus dem Hause mitnimmt. Eines Nachts verschwindet Madeline, und damit nehmen das Unheil und der Untergang des Hauses Usher ihren Lauf.
Obwohl sich zahlreiche Regisseure an den Vorlagen des Romanciers Edgar Allan Poe versuchten, stechen zwei Namen in all den Verfilmungen immer wieder positiv heraus: Roger Corman und Vincent Price. Nach dem großen Erfolg der ersten gotischen Horrorfilme aus den britischen Hammer-Studios konnte Corman die Produzenten von American International Pictures (AIP) dazu überreden, die Kosten für einen Farbfilm zu übernehmen: Die Verfluchten. Mit dem minimalistischen Budget von gerade einmal 350.000 Dollar entstand diese erste gemeinsame Arbeit des Regisseurs Corman und des Darstellers Price innerhalb von zwei Wochen und bildete damit den Auftakt einer enorm erfolgreichen Reihe von amerikanischen Horrorfilmen im Stile der britischen Hammer-Filme. Das Drehbuch verfasste, wie bei vielen späteren Poe-Verfilmungen von Corman auch, der Schriftsteller Richard Matheson, der neben zahlreichen Drehbüchern für die Erfolgsserie The Twilight Zone auch als Romanautor große Erfolge verzeichnete. Sein erster Roman I am Legend wurde ebenfalls mehrfach verfilmt, zuletzt mit Will Smith in der Hauptrolle.
Vincent Price spielt den schwermütigen Patriarchen Roderick Usher, der hier bereits viele Aspekte späterer Poe-Verfilmungen zeigte, und somit als Vorbild für sämtliche späteren Rollen und Filme diente. Vincent Price, der bis dato überwiegend in Amerika bekannt war, gelang durch seine grandiose Darstellung des Roderick Usher der internationale Durchbruch. Sein Minenspiel ist bereits hier einzigartig, auch wenn es aus heutiger Sicht ein wenig übertrieben anmutet – aber das ist nun einmal Prices Markenzeichen. Alleine die Szene, in welcher Price gequält den Klängen der Musik horcht, ist absolut grandios. Nie kann man mit Gewissheit sagen, ob Usher wirklich krank oder einfach nur Wahnsinnig ist. Die Verfluchten war in vielerlei Hinsicht wegweisend für spätere Produktionen. Gemeinsam mit der Verfilmung aus dem Jahr 1928 wurde der Film als bedeutendes Werk der Filmgeschichte in das National Film Registry aufgenommen. Dabei richtet sich der Film nur sehr lose nach der psychologisch sehr reizvollen Geschichte von Edgar Allan Poe, welche einen enormen Interpretationsspielraum bietet. Statt die Tiefe und den unterschwelligen Schrecken der Literaturvorlage, welche stellenweise gar biografisch für Poe gewesen ist, zu thematisieren, setzt Corman eher auf audiovisuelle Reize. Das Herrenhaus der Ushers, die unzähligen schauerlichen Gemälde an den Wänden und die Geräuschkulisse des zerfallenen Gemäuers - all das schafft eine Atmosphäre des Unbehagens, welche den Zuschauer an den Leiden des Hausherrn teilhaben lässt. Zwar fehlt dem Film ein wenig die Tiefe späterer Verfilmungen, aber dennoch überzeugt der Streifen – vor allem als Ausgangspunkt und Schablone der späteren Werke. Wer also auch nur das Geringste für morbiden Grusel der alten Schule übrig hat, wird an diesem Film nicht vorbeikommen. Zudem sorgt Vincent Prices Mienenspiel auch für den einen oder anderen (ungewollt?) lustigen Moment, welcher die Handlung hin und wieder aufzulockern vermag. Ein großartiger Film, der vor allem als Zeitzeugnis absolut wertvoll ist.
Bildqualität
- den Umständen entsprechend guter Transfer
- teilweise gute Schärfe bei hoher Detailsichtbarkeit
- starke, strahlende aber dennoch natürliche Farben
- leichte Doppelkonturen
- Verschmutzungen und Filmfehler fast vollständig entfernt
Tonqualität
- deutscher und englischer Ton liegen in Mono vor
- dadurch bedingt keinerlei Raumklang oder Direktionalität
- deutscher Ton klingt leicht blechern, dafür aber relativ frisch
- keine Störfaktoren wie Rauschen oder Knarzen feststellbar
Ausstattung
- Interview mit Mark Damon aus dem Jahr 2014 (26:21 Minuten)
- Kinotrailer
- Bildergalerie
- Explosive Trailer Reel
Fazit
Bild und Ton können das Alter und das geringe Budget nicht verleugnen, aber dennoch wurde hier Bemerkenswertes geleistet. Die Farben strahlen prächtiger denn je, und ganz allgemein sieht das Bild den Umständen entsprechend gut aus. Der Ton überzeugt ebenfalls und ist frei von Störgeräuschen. Vor allem im Vergleich mit der DVD ist dieses Produkt qualitativ um Längen besser.
Die Extras sind leider sehr übersichtlich, bieten aber einige wissenswerte Hintergrundinformationen aus erster Hand. Der Film selbst ist ein Meilenstein des Gruselkinos, und gehört schon alleine deswegen in jede gut sortierte Sammlung. Wer ein Faible für Old-School-Gruselfilme hat, der greift fraglos zu. Auch wenn das Gespann Corman/Price erst in späteren Werken zu Hochform auflief, ist dieser Film als Ausgangspunkt der gemeinsamen Schaffensphase von nicht unerheblicher Bedeutung.
(Michael Speier)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Panasonic TX-L42ETW60
BDP-System: Sony BDV-E370 5.1 3D Blu-ray Heimkinosystem