Üblicherweise hat jeder Schauspieler oder Regisseur einen Film in seiner Filmografie vorzuweisen, der im Vergleich zu den übrigen Produktionen nicht ganz so herausragend ausgefallen ist oder sogar deutliche Schwächen aufweist. Davor wurden auch Steven Spielberg, Martin Scorsese, Robert de Niro oder auch Al Pacino nicht bewahrt. Alle? Nein, denn der britische Regisseur Christopher Nolan strotzt dieser These und scheint dabei die Ausnahme darzustellen, welche die Regel bestätigt. Sein neuster Film hört auf den Namen Interstellar, wobei nun die Frage ist, ob sich der Brite dabei den ersten Patzer erlaubt hat oder doch ein weiteres Meisterwerk abgeliefert hat.
Story
Mit der Menschheit steht es nicht gut, denn ihr Ende scheint so gut wie besiegelt zu sein. Der Klimawandel schreitet immer mehr voran und entwickelt sich in immer bedrohlicher werdendem Ausmaß. Dadurch werden auch die Nahrungsmittel immer knapper. Die letzte Chance auf Überleben scheint eine bemannte NASA Mission zu sein, bei der eine Crew bestehend aus dem zweifachen Vater und Witwer Cooper (M. McConaughey), Amelia (A. Hathaway), der Tochter von Professor Brand (M. Caine), dem leitenden Wissenschaftler dieses Projekts, sowie Doyle (W. Bentley) und Romilly (D. Gyasi) im All nach Abhilfe suchen sollen. Durch den Flug durch ein Wurmloch soll die Truppe in einer anderen Galaxie nach neuen Kolonien suchen, wobei nicht gewiss ist, dass sie jemals zurückkehren wird. Doch das ist die einzige Chance für die Menschheit - ein Überleben in den Weiten des Weltalls.
Um es gleich vorwegzunehmen: Christopher Nolan hat versagt, denn dem Regisseur von Filmen wie Inception oder The Dark Knight ist es erneut nicht gelungen, einen schwachen Film abzuliefern, sehr zur Freude seiner zahlreichen Fans. Dabei ist auch Interstellar erneut keine leichte Kost geworden. Alleine Themen wie Weltraumreisen, Wurmlöcher, Zeitdilatation oder Quantengravitation verlangen dem Zuschauer einiges ab. Die lange Spielzeit von ca. 2 ¾ Stunden knabbert ebenfalls an der Geduld des Publikums. Doch Nolan wäre nicht er selbst, wenn er nicht wie gewohnt eine Menge Schauwerte liefern würde. Dabei ist Interstellar so viel mehr als nur ein effektreicher Science Fiction Film, der Physik-Nerds in Ekstase versetzen dürfte. Nolan schafft es dabei wie kein anderer, komplexe wissenschaftliche Theorien für die Masse verständlich aufzubereiten. Darüber hinaus mangelt es auch keineswegs an emotionalen, zwischenmenschlichen Themen, wie etwa das Wohl der Menschheit, über das eigene zu stellen oder auch familiäre Beziehungen. Und zu guter Letzt gibt es auch einige humorvolle Stellen, die aber keineswegs lächerlich erscheinen oder das sehr hohe Niveau des Filmes absenken, sondern lediglich den Kontrastumfang erweitern.
Der Cast dieses aktuellen Nolan Filmes ist mehr als nur hochkarätig besetzt, zumal alleine mit Matthew McConaughey (Dallas Buyers Club) in der Hauptrolle einer der aktuell gefragtesten Darsteller mit von der Partie ist, und der auch bei diesem Film unterstreicht, zu was für einem herausragenden Schauspieler sich der Texaner mittlerweile entwickelt hat. Doch auch die übrige Besetzung um Anne Hathaway, Jessica Chastain, Ellen Burstyn, Michael Caine, Matt Damon, Wes Bentley, Casey Affleck, John Lithgow, Topher Grace oder David Oyelowo lassen deutlich werden, wohin ein Teil des 165 Millionen Dollar Budgets geflossen ist. Das wurde aber auch bis auf den Penny genau sehr gut investiert, denn schauspielerisch geht es kaum noch besser, da jeder seine Rolle außerordentlich glaubwürdig und natürlich verkörpert. Da kommt es diesem Megacast an bekannten Namen nur zugute, dass Nolan sich für die Charakterzeichnung entsprechend Zeit nimmt, um die Figuren ausführlich zu beschreiben, ohne dabei auch nur ansatzweise Langeweile aufkommen zu lassen.
Bildqualität
Wer bereits bei The Dark Knight eine große Freude an dem Wechsel aus Cinemascope und IMAX Aufnahmen hatte, darf erneut frohlocken. Diese Veröffentlichung bietet im stetigen Wechsel sowohl die 35mm als auch die 70mm IMAX Formate. Der qualitative Unterschied wird dabei sofort deutlich, denn die Szenen im Ansichtsverhältnis 1,78:1 stellen in allen Bereichen erneut Referenzwerte auf. Das soll die anderen Szenen nicht schlecht dastehen lassen, denn auch hier wird eine gute Qualität geboten, zumal auch die Schärfe überwiegend sehr gut ausgefallen ist und nur wenige leicht weichere Abschnitte zu erkennen sind. In einigen wenigen Momenten macht sich leichter Detailverlust in dunkleren Szenen bemerkbar, was auch schon sämtliche Mankos dieser Blu-ray sind. Naja, abgesehen von einem eingeklemmten Haar oder Staubkorn ab Spielzeit 29:20, das am oberen Rand für einige Sekunden zu sehen ist, aber nicht wirklich stört. Die übrigen Bereiche wie Farben, Kontrast oder Schwarzwert lassen aber keinerlei Beanstandungen zu. Kompressionsspuren sind ebenfalls zu keinem Zeitpunkt zu erkennen gewesen.
Tonqualität
Wie in letzter Zeit bei Warner Home Video häufiger der Fall, erscheint auch dieser Titel mit einer deutschen DTS HD Master Audio 5.1 Abmischung, die im Vergleich zum spanischen Dolby Digital 5.1 Mix die zahlreichen Vorzüge deutlich werden lässt. Da sind zum einen die umfangreichen Surroundeffekte, die sehr häufig eine tolle Räumlichkeit aufkommen lassen und dabei von einer sehr guten Dynamik unterstützt werden. Dabei bleibt die Drohnen Verfolgungsjagd zu Beginn des Films nicht das einzige akustische Highlight. Dazu zählt sicher auch der herausragende, Oscar-nominierte Score von Hans Zimmer, der die entsprechenden Szenen hervorragend atmosphärisch untermalt. Zudem sei auch der sehr kräftige aber stets präzise und saubere Bass erwähnt. Dem Subwoofer wird definitiv nicht langweilig, sofern dieser überhaupt Tiefbässe reproduzieren kann. Nur als Randnotiz zum Abschluss dieses Absatzes: Auch die Dialoge bleiben durchweg klar verständlich. Hinweis: Eine Audiodeskription für Blinde (wenn auch nur in Englisch) sowie Untertitelspuren für Hörgeschädigte (in Deutsch und Englisch) sind ebenfalls vorhanden.
Ausstattung
Fans einer umfangreichen Ausstattung dürfen sich freuen, denn Warner hat eine separate Bonusdisc beigelegt, auf die sämtliche Extras ausgelagert wurden. Darauf befinden sich mehrere mehr oder minder lange Featurettes, die sich unter anderem um die Vorbereitungen zu diesem Film, die Geschichte, den wissenschaftlichen Aspekt hinter der Story, dem Score von Hans Zimmer oder die Drehorte drehen. Als empfehlenswert stellt sich das Special „Die Wissenschaft von Interstellar“ heraus, das man unbedingt gesehen haben sollte. Ach ja: Ein Wendecover gibt es ebenfalls noch oben drauf.
Fazit
Technisch gibt es bei dieser Veröffentlichung fast nichts zu beanstanden. Beim Bild treten nur minimale Mängel auf, die mitunter gar nicht auffallen, zumal recht häufig Referenzwerte erreicht werden. Beim Ton gibt es hingegen nichts zu beanstanden, da Surroundeffekte, Dynamik, Basswiedergabe und Transparenz die Höchstwertung verdienen. Das umfangreiche Bonusmaterial befindet sich auf einer Bonus Blu-ray Disc und bietet hochauflösend eine Menge zusätzlicher Informationen zum Film. Mit Interstellar ist Regisseur und Co-Autor Christopher Nolan der nächste große Wurf gelungen, da ist sich die Filmwelt bis auf wenige Ausnahmen einig; zumindest wenn man den einschlägigen Bewertungsportalen Glauben schenken darf. Fans des britischen Regisseurs sollten aber auch mit dieser Produktion keine Probleme haben, wobei man aber nicht nur aufgrund der Spielzeit nicht nur viel Zeit mitbringen sollte, sondern auch die volle Aufmerksamkeit. (sah)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Samsung UE55F6500
Player: Sony BDP-S790
AV-Receiver: Denon AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 5 & Dali Vocal / Rear: Dali Zensor 1