Die britischen Hammer-Studios gehörten in der goldenen Ära des Horrorfilms zu den festen Größen des Genres. Vor allem im Bereich der Dracula- und Frankenstein-Filme waren sie neben den amerikanischen Universal-Studios marktführend. 1961 entstand unter der Regie von Terence Fisher der einzige Werwolf-Film des Studios. Nun bringt Anolis Entertainment diesen Film mit dem Titel Der Fluch von Siniestro in verschiedenen Verpackungsvariationen auf den deutschen Blu-ray Markt. Während die streng limitierten Mediabooks mit verschiedenen Covermotiven teilweise bereits vor dem Veröffentlichungstermin ausverkauft waren, werfen wir nun einen Blick auf die Standard-Amaray-Version.
Story
Ein Marquis im Spanien des 18. Jahrhunderts lässt an seinem Hochzeitstag einen Bettler in den Kerker werfen, wo er vergessen wird. Jahre später landet die stumme Tochter des Gefängniswärters ebenfalls dort, wird von dem Bettler vergewaltigt und bringt am Weihnachtsabend darauf einen Sohn zur Welt. Dieser ist mit dem Fluch der Lykantrophie gestraft, verwandelt sich also in Vollmondnächten in einen Werwolf. Lediglich die Liebe vermag ihn zu retten – doch es ist eine Rettung, die nur der Tod durch die Silberkugel zu bringen vermag.
Terence Fisher präsentiert mit Der Fluch von Siniestro den ersten Werwolf-Film aus den namhaften Hammer Studios. Die Einnahmen waren leider ausgesprochen mager, weshalb es bei diesem einen Werwolf-Film blieb. Der Fluch von Siniestro kann auf vielfache Weise gedeutet werden, denn der Film selbst ist ein Fluch für sich. Ursprünglich war ein Film über die Inquisition geplant, der jedoch aufgrund der Angst vor Protesten der Kirche nie realisiert wurde, und die Kulissen wurden stattdessen für diese Verfilmung des Guy Endores Romans Der Werwolf von Paris verwendet. Die Zensur belegte den Film jedoch bereits im Vorfeld mit derart vielen Auflagen, dass das Endergebnis – zumindest in Anbetracht der Tatsache, dass es sich um einen Horrorfilm handeln soll – alles andere als zufriedenstellend war. Statt bluttriefendem Horror oder effekthascherischen Verwandlungen und blutgierigen Bestien konzentriert sich der Film auf die innere Zerrissenheit seines Hauptcharakters. Der damals 23-jährige Oliver Reed spielt in seiner ersten Hauptrolle den erwachsenen Leon, dem die Gitterstäbe der Gefängniszelle die Erlösung von seinem Fluch verwehren, wie sie am Anfang der Geschichte dafür verantwortlich waren. Gleichzeitig ist der Film eine Anklage an die Aristokratie. Die Bösewichte sind hier nicht irgendwelche Teufel, Monstrositäten oder Zigeuner (wie in den anderen typischen Vertretern der Werwolf-Thematik), sondern die Arroganz und Selbstverliebtheit eines Marquis, der sein Volk zur eigenen Bereicherung ausbluten lässt.
Leider sind die Handlung an sich und vor allem die Inszenierung aus heutiger Sicht alles andere als schockierend, was jedoch zu einem Großteil an den damals vorherrschenden Zensurbestimmungen lag. Die Horrorelemente sind rar gesät, die Atmosphäre – immerhin eines der markantesten Markenzeichen der Hammer-Produktionen – kommt hier leider ebenfalls nicht ganz zur Entfaltung und vor allem ist der Film viel zu ernst, wie Filmwissenschaftler Dr. Rolf Giesen in seinem Audiokommentar nicht müde wird zu erwähnen. Dazu kommt noch, dass das Monster selbst erst ganz zum Schluss in Erscheinung tritt, und man die verübten Gräueltaten bis zu diesem Zeitpunkt einem wilden Tier in die Schuhe schiebt. Das Wüten der Kreatur wird ebenfalls erst zum Ende hin gezeigt, wodurch dem Zuschauer auch diese Schauwerte vorenthalten bleiben. Die Verwandlung selbst, immerhin eines der wichtigsten Elemente eines Werwolf-Films, ist aus heutiger Sicht recht unspektakulär und kommt erst viel zu spät im Film vor. Da Leons Taten erst zum Ende hin gezeigt werden, mag man auch nicht so Recht mit ihm mitfiebern, bekommt man doch weder seine Pein, noch die Taten an sich frühzeitig zu sehen. Werwolf-Freunden kann dieser Film nicht ruhigen Gewissens empfohlen werden, da es sich hierbei eher um ein Drama, denn um einen Horrorfilm handelt. Als solches funktioniert der Film recht gut, und auch die Kulissen und Kostüme sind einen Blick wert.
Bildqualität
- Schärfe auf mittlerem Niveau
- keinerlei Verunreinigungen oder Störfaktoren
- minimales Bildrauschen
- Farben stark, aber genretypisch leicht unnatürlich
- durchwachsener Schwarzwert der stellenweise zu grau tendiert
Tonqualität
- Dialoge klingen angestaubt, alt und muffig, bleiben aber stets klar verständlich
- Störgeräusche oder Tonrauschen konnten nicht festgestellt werden
Ausstattung
- Audiokommentar mit Dr. Rolf Giesen und Volker Lange (deutsch)
- Making Of „The Curse of the Werewolf“ (46:06 Minuten)
- Lykanthropy Feature (3:27 Minuten)
- Von Hammer geschaffene Requisiten (23:30 Minuten)
- Deutscher/Englischer Kinotrailer
- Werberatschlag (4:00 Minuten)
- Comic (16:52 Minuten)
- Deutsche Titel und Endsequenz (2:35 Minuten)
- 2 Bildergalerien mit Werbematerial, Filmplakaten und Aushangfotos
- Wendecover ohne FSK-Logo
Fazit
Darauf haben die Fans gewartet: Der einzige Werwolf-Film der Hammer-Studios erscheint endlich auf Blu-ray. Bild und Ton sind altersgemäß gut. Die Schärfe hätte durchaus etwas besser sein können und die Dialoge klingen ein wenig angestaubt, aber alles in allem ist das Endergebnis durchaus zufriedenstellend. Mehr als zufriedenstellend ist das üppige Bonusmaterial, das kaum einen Wunsch offen lässt. Der Film selbst ist zwar ein Klassiker und aus filmhistorischer Sicht zweifellos ein wertvolles Stück Filmgeschichte (insbesondere für die Hammer Studios, da es der einzige Werwolf-Film aus den heiligen Hallen ist), aus heutiger Sicht allerdings bei weitem nicht mehr so wirkungsvoll wie zu seiner Entstehungszeit. Fans werden wohl dennoch zugreifen und sich an den herrlich nostalgischen Bildern und der Stimmung, welche die Filme aus dem Hause Hammer verbreiten, ergötzen. Von einem Blindkauf, vor allem unter der Hoffnung, man bekäme einen typischen Werwolfhorrofilm geboten, muss jedoch dringend abgeraten werden. (ms)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Panasonic TX-L42ETW60
BDP-System: Samsung HT-E4500, 5.1 3D-Dolby Surround System