I’ll be back – ein Satz, dem inzwischen Flügel gewachsen sind und Arnold Schwarzeneggers Filmkarriere geradezu vortrefflich umschreibt. Denn nach seinen Jahren in der Politik ist er mittlerweile tatsächlich zurück, und wieder voll drin im Filmgeschäft. Tastete er sich zu Beginn des Jahrzehnts mit kurzen Gastauftritten bei den Expendables wieder heran, folgen nun auch Soloauftritte in erfreulich kurzen Intervallen. Denn wer weiß, wie lange es die Gesundheit noch mitmacht? Der Mann geht schließlich auf die 70 zu. The Last Stand und Escape Plan werden dabei sicherlich nicht als Meilensteine in die Filmgeschichte eingehen. Dennoch zeigen sie Arnie so, wie ihn die Fans sehen wollen. Mit der Knarre in der Hand und immer einem coolen Spruch auf den Lippen. Mal sehen, ob das auch bei seinem letzten Streich Sabotage hinhaut. Betrachtet man das Einspielergebnis an den Kinokassen, kommen erste Zweifel auf. Denn bei einem Budget von 35 Millionen Dollar, konnte gerade einmal die Hälfte weltweit wieder eingespielt werden. Finanziell gesehen also ein satter Flop, was in künstlerischer Hinsicht ja erst einmal nichts heißen will.
Story
John „Breacher“ Wharton (Schwarzenegger, mit rasanter Kurzhaarfrisur) ist ein Veteran im Anti-Drogen-Einsatz. Innerhalb der DEA, der amerikanischen Drogenfahndung, leitet er ein Sonderkommando, das immer dann zum Einsatz kommt, wenn es brenzlich wird. Ihr aktueller Auftrag führt den verwegenen Haufen in die Villa eines Kartells, in der Bargeld in Höhe von 200 Millionen Dollar gebunkert wird. Breacher und seine Truppe machen die bösen Jungs zwar platt, doch geht bei dem Einsatz auch einiges schief. Ein Teammitglied verliert sein Leben und von dem Geld fehlen plötzlich 10 Millionen Dollar. Daraufhin wird Breachers Team erst einmal aus dem Verkehr gezogen und unter Beobachtung gestellt. Letztlich kann ihnen aber kein Fehlverhalten nachgewiesen werden, sodass sie sechs Monate später wieder im Einsatz sind. Doch jetzt beginnt der Ärger erst richtig, denn einer nach dem anderen kommt auf äußerst unschöne Art und Weise ums Leben.
Sabotage ist ein Film, der sich nicht so leicht in eine bestimmte Schublade stecken lässt. Beworben wird der Streifen sicherlich als typisches Arnie-Action-Vehikel, doch wer sich davon blenden lässt, dürfte nach dem rasanten Beginn eine herbe Enttäuschung erleben. Denn ganz so einfach ist die Sache nicht. Sabotage ist eher ein Thriller-Drama, welches sich sehr viel Zeit für den Drama-Anteil nimmt. Eine Tatsache, die viele Fans dazu verleiten wird, nervös auf der Couch hin und her zu rutschen, in der Erwartung, dass doch nun endlich bitte etwas in die Luft fliegen möge. Natürlich wird die Action nicht völlig ausgespart, doch von Regisseur David Ayer („End of Watch“) sehr spärlich eingesetzt. Vielmehr werden einzelne kurze, dafür aber ultra-brutale Schockmomente eingestreut, die Gorehounds zufrieden stellen dürften, den „normalen“ Filmgucker aber eher abstoßen werden. Kopfschüsse aus nächster Nähe und abgeschlachtete Mordopfer, denen die Eingeweide aus dem Leib hängen, sorgen für erhebliche Irritationen. Derartige Brutalitäten hätte der Film nämlich gar nicht nötig gehabt, hätte man sich konsequent auf seine Stärken konzentriert. Die liegen nämlich tatsächlich nicht in der Acton, sondern im Schauspiel. Was bei einem Schwarzenegger-Film durchaus eine Meldung wert ist. Denn Arnie liefert, immer eingedenk seiner prinzipiell eingeschränkten Möglichkeiten, eine beachtlich vielschichtige Leistung ab, die man ihm so gar nicht zugetraut hätte. Dabei kommt ihm natürlich zu Gute, dass er hier mal nicht den strahlenden Helden verkörpert, sondern einen gebrochenen Mann, dessen Familie von den Kartellen brutal ermordet wurde und der auch bei den aktuellen Ereignissen eine zwielichtige Rolle einnimmt. Denn die Anschuldigungen seitens der Behörde sind gar nicht mal so abwegig, wie sich bereits sehr schnell herausstellt.
So bleibt letztlich bis zum Ende unklar, wer für die Morde an seiner Einheit verantwortlich ist, denn es könnte sogar ihr Anführer selbst sein. Fakt ist also, dass man eine derartig differenzierte Rolle von Arnold Schwarzenegger selten, ja eigentlich noch nie gesehen hat. Diese Tatsache alleine ist eigentlich schon Grund genug, sich den Film anzusehen. Fans der steirischen Eiche werden aber wohl trotzdem Probleme mit dem Film haben, denn es fehlt einfach die lakonische Leichtigkeit, die der Brutalität ein wenig den Wind aus den Segeln nimmt, wie es bei The Last Stand so gut funktioniert hat. Sabotage nimmt sich dagegen vollkommen ernst und lässt, was in diesem Fall nur konsequent ist, sämtlichen Humor außen vor. Echte Sympathieträger sind ebenfalls Mangelware. Breachers Team besteht fast vollständig aus völlig kaputten Typen, Ex-Soldaten und Junkies, wobei man sich schon die Frage stellen muss, welche Aufnahmekriterien die amerikanischen Sicherheitsbehörden eigentlich als Maßstäbe ansetzen. Sollten psychologische Tests dazu gehören, bleibt die Frage offen, wie diese Leute in den Besitz einer Dienstmarke kommen konnten. Wie dem auch sein, der Film bleibt sicherlich spannend bis zum Schluss, will man doch wissen, wie das ganze ausgeht. Doch bis dahin wird der Zuschauer auf eine ziemlich harte Probe gestellt, machen doch auch einige offensichtliche Logiklöcher dem Skript zu schaffen.
Bildqualität
- extrem gute Schärfe und Detailzeichnung
- natürliche Farben
- keine künstlichen Verfremdungen
- kein Filmkorn
- ausgewogene Kontraste
- transparenter Schwarzwert
Tonqualität
- Deutsch DTS-HD Master Audio 7.1
- überwiegend frontlastig
- nur sehr dezent eingesetzte Surroundeffekte
- kaum Subwoofereinsatz
- Dialoge bleiben immer klar verständlich
- realistische Dynamik
- Arnie hat wieder seinen angestammten Synchronsprecher
Ausstattung
- Alternatives Ende
- Making-Of (ca. 8 Min.)
- B-Roll (ca. 6 Min.)
- Deleted Scenes (8 Stk.)
- Interviews mit David Ayer, Arnold Schwarzenegger, Sam Worthington und Terence Howard (ca. 17 Min.)
Fazit
Technisch gibt es an der Blu-ray zu Sabotage rein gar nichts auszusetzen. Doch während das Bild porentiefe Reinheit auf Referenzniveau liefert, bleibt der Ton nahezu durchweg zurückhaltend. Das Bonusmaterial liefert nur oberflächliche Hintergrundinformationen. Wer bei Sabotage einen klassischen Arnie-Actioner erwartet, dürfte enttäuscht werden. Die Drama-Elemente stehen hier klar im Vordergrund. Zudem stehen einige eklatante Logiklöcher und die überzogene Brutalität einem ungetrübten Filmgenuss im Weg. Im Gegensatz zu den Expendables oder The Last Stand wird auf coole Sprüche und Selbstironie völlig verzichtet. Dem gegenüber kommen all jene auf ihre Kosten, die Arnie schon immer mal in einer etwas differenzierteren Rolle sehen wollten, in der er nicht den moralisch einwandfreien Helden verkörpert. Ansehen lohnt sich – aber auf eigene Gefahr. (ml)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Panasonic TX-P55VT50E (55“) (kalibriert)
Bild: HTPC, PowerDVD 14
Ton: Pioneer SC-LX56
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Boston A26 (Front-Wide, Surround), Teufel M-500 (Back-Surround)