Street Fighter ist einfach Kult. Kaum jemand hat es in seiner Jugend nicht gespielt. Ob alleine, mit den Kindern oder neuerdings auch weltweit im Internet – kein anderer Arcade-Fighter hat die Wohnzimmer und e-Sport Events der Welt so geprägt wie der Turbo-Prügler aus Japan. Seit Jahrzehnten wächst die Fangemeinde stetig. Höchste Zeit also, das Spiel wieder einmal zu verfilmen. Nach dem eher durchwachsenen B-Movie mit Jean-Claude Van Damme aus dem Jahr 1994 in dem der Charakter Guile die Hauptrolle spielte, hat sich Regisseur Andrzej Bartkowiak dazu entschlossen, die Geschichte um die „kleine Frau mit den gewaltigen Oberschenkeln“: Chun-Li, näher zu beleuchten. Erste Erfahrungen mit dem Verfilmen von Videospielen hat Bartkowiak ja vor kurzem erst mit dem von Kritikern eher verhalten aufgenommenen „Doom – Der Film“ gesammelt.
Story
Chun-Li (Kristin Kreuk)ist die Tochter eines wohlhabenden Unternehmers. Ihre Zukunft als erfolgreiche Konzertpianistin scheint genauso vorprogrammiert, wie ein Leben in Luxus und Geborgenheit. Womit ihr Vater Geschäfte macht, weiß Chun-Li nicht, aber er ist zu ihr stets liebevoll und fürsorglich. Eines Tages jedoch bricht für das noch junge Mädchen eine Welt zusammen. Sie muss mit ansehen wie ihr Vater von dem skrupellosen Bison (Neal McDonough) und seinem Gehilfen Balrog (Michael Clarke Duncan) entführt wird. Viele Jahre später: Chun-Li ist eine erfolgreiche Konzertpianistin und bekommt nach einer Vorstellung eine rätselhafte Schriftrolle. Als ihre Mutter stirbt und Chun-Li nichts mehr an ihre alte Heimat bindet, beschließt sie dem Geheimnis der Schriftrolle auf den Grund zu gehen. Ihre Reise führt sie zu Altmeister Gen nach Bangkok. Sie erfährt, dass ihr vermisster Vater noch am Leben ist und von Bison gefangen gehalten wird. Zusammen mit Gen trainiert sie ihre Fähigkeiten um den Vater aus den Klauen des Tyrannen zu befreien…
Andrzej Bartkowiak hat nach „Doom – Der Film“ anscheinend Geschmack an Videospielverfilmungen gefunden. Man möchte meinen, dass der renommierte Regisseur der bereits für hervorragende Titel wie „Romeo Must Die“ und „Exit Wounds“ verantwortlich war, aus den bei Doom oft kritisierten Schwächen wie flachen Charakteren und dünner Story gelernt hat. Die gute Nachricht vorweg: zum Teil hat er das. Die schlechte jedoch: leider nicht ansatzweise zufriedenstellend.
So süß und glaubhaft die junge Kristin Kreuk Ihre Rolle auch spielt, so wenig nimmt man ihr im Film den plötzlichen Lebenswandel von der Konzertpianistin zur Superkämpferin, oder zur armen Obdachlosen in Bangkok ab. Doch als Fan von Videospielverfilmungen ist man ja bereits einiges gewohnt und tut sich beinahe leicht über solche „kleineren“ Schwächen hinwegzusehen. Dabei könnte man vom namhaften Cast doch durchaus einiges erwarten. Mit ihm Boot sind außer Kreuk (Smallville) unter anderem noch Neal McDonough (Band of Brothers, 88 Minutes) und Michael Clarke Duncan (The Green Mile, Sin City) – genug Talent also, um zumindest den Status eines B-Movies hinter sich zu lassen. Gelungen ist das allerdings nicht. Michael Clarke Duncan besticht als wortkarger Balrog einmal mehr nur durch seinen massigen und muskelbepackten Körper und nicht durch sein Schauspiel. Der im Film zum Mafiaboss/Investmentbanker gewordene, grauhaarige Bison ist zwar gewohnt böse, hat aber ansonsten mit den Videospielvorlagen auch herzlich wenig zu tun. Die Story wirkt gezwungen tiefgründig, ist über weite Strecken einfach unglaubwürdig und die Rachegeschichte hat man auch schon hundert Mal gesehen. Die Martial Arts Einlagen sind zum Großteil solide inszeniert und gefallen sogar ansatzweise. Im direkten Vergleich mit seinem Vorgängerwerk Doom ist auf jeden Fall eine kleine Qualitätssteigerung in nahezu allen Bereichen zu erkennen; aber die macht aus „Street Fighter – The Legend of Chun-Li“ leider auch keinen guten Film.
Bildqualität
Hier beginnt ganz klar der erfreuliche Part der Veröffentlichung. Das in VC-1 kodierte Bild liegt in 2,35:1 und 1080p vor.
Bereits zu Beginn stellt man fest, dass fast der gesamte Film von einem, mal mehr mal weniger starkes Bildrauschen durchzogen ist. Dieses ist zwar die meiste Zeit nicht störend, fällt aber in den Nachtszenen schon negativ auf, denn dadurch wirkt das Bild weniger plastisch, ja nahezu flach. Viele weitere Schwächen leistet sich das Bild allerdings nicht und der Gesamteindruck bleibt durchweg positiv. Die Bildschärfe schwankt zwischen vielen sehr guten Szenen und wenigen Unscharfen, vor allem in Close-Ups in denen die Kamera wohl falsch fokussiert wurde. Die Farben wirken wie in den Spielen knallig, bunt und gefallen. Schwarz ist durchweg satt, leistet sich aber bei der Feinzeichnung einige Schwächen und verschluckt feine Details. Ein generelles Problem scheint das Mikroruckeln zu sein welches bei 24p Wiedergabe ohne Bildverbesserer zu einem allgemein unruhigen Bild führt. Kleine Highlights gibt es aber auch: die Panoramashots von Bangkok oder den anderen Metropolen sind durchweg hübsch anzuschauen. Insgesamt also ein grundsolider Transfer der Spaß macht.
Tonqualität
Auch beim Ton gibt es eigentlich wenig zu meckern. Deutsch und Englisch haben es in DTS-HD 5.1 MA Qualität auf die Disc geschafft – sehr schön.
Schon bei der ersten Actionszene im Haus von Chun-Li wird dem Zuschauer klar, dass der Bass im Film ein ständiger Begleiter ist. Hier knallt es, da kracht es und immer ist der Tieftöner an vorderster Front. Das sorgt zwar für ein intensives Klangerlebnis, ist bei vielen eigentlich weniger harten Szenen aber etwas zu viel des Guten. Ansonsten besticht der deutsche HD Track durch klare Höhen und jederzeit exzellent verständliche Stimmen – leider ab und an auf Kosten der Nebengeräusche. In Actionszenen bekommen dann auch die Effektlautsprecher ihre gewohnte Aufmerksamkeit und feuern aus allen Rohren. Die Räumlichkeit ist durch die Bank gut, wenn auch etwas frontlastig. Im Vergleich zur englischen Referenzspur fällt auf, dass diese noch einen Tick dynamischer und besser abgemischt ist. Das ist aber Meckern auf sehr hohem Niveau und die deutsche Tonspur kann trotzdem überzeugen.
Ausstattung
Bis auf die HD Trailer von Street Fighter muss man sich beim Bonusmaterial mit SD Qualität zufriedengeben. Mit einer Laufzeit von 18 Minuten ist „Becoming a Street Fighter“ eine Art Making-Of des Films. Neben den üblichen Interviews mit allerhand Verantwortlichen wird auch der Weg von der Idee zur Filmumsetzung näher beleuchtet. Das ist Informativ und nett anzuschauen, nicht mehr und nicht weniger. Als weitere Features haben es neben 15 Minuten „Deleted Scenes“, die aus unverständlichen Gründen nicht einzeln anwählbar sind, auch diverse Interviews mit den Schauspielern auf die Disc geschafft. Man erfährt das Übliche wieso gerade er/sie die Rolle spielt und natürlich schwärmt jeder der anwesenden über die „Rolle seines Lebens“. Ansonsten gibt es neben dem BD-Live Feature „dynamicHD Live“, welches hier aus Kompatibilitätsgründen nicht getestet wurde, noch die Kurzdokumentation „Chun-Li: Bringing the legend to life“ (6:30 Min). Diese beleuchtet den Videospielcharakter von Chun-Li etwas näher und gibt Auskunft darüber, warum gerade dieser für die Verfilmung ausgesucht wurde. Zusammenfassend ist das Bonusmaterial ein nettes Paket ohne Highlights, dem es zusätzlich sowohl etwas an Laufzeit als an der für Blu-ray üblichen Qualität mangelt.
Fazit
Technisch ist „Street Fighter – The Legend of Chun-Li“ grundsolide und leistet sich audiovisuell keine groben Schnitzer. Die Bildqualität überzeugt als Gesamtpaket ohne in irgendeiner Hinsicht makellos zu sein. Ebenso ist es bei der Tonqualität. Der deutschen HD Spur fehlt es etwas an Dynamik, dafür wird beim Bass etwas über die Stränge geschlagen. Insgesamt fallen diese Makel aber kaum ins Gewicht und verhelfen der Veröffentlichung von Universum Film zu guten Bewertungen. Das Bonusmaterial ist zwar durchaus informativ, aber in SD qualitativ leider nicht auf der Höhe der Zeit.
Der Film an sich ist das, was die Amerikaner liebevoll „Bad Flick“ nennen: ein mieser Streifen. Zwar ist eine leichte Steigerung Bartkowiaks gegenüber seiner ersten Videospielverfilmung „Doom“ zu erkennen, diese ist aber so marginal, dass es dem Gesamteindruck keine bleibenden Stempel auf drückt. Mit Street Fighter an sich hat der ganze Film eh nicht mehr viel zu tun. Wer sich freut die Namen Bison, Chun-Li oder Balrog zur Abwechslung mal aus seinem Blu-ray Player anstatt aus der Spielkonsole zu hören, der kann gerne einen Blick riskieren. Alle Anderen sollten vorher den Weg in die Videothek aufsuchen – dann ärgert man sich später weniger. (fw)
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