Der Name Sam Raimi stand in den 80er Jahren eher für ultrabrutale Low-Budget-Streifen, wie die von ihm geschaffene Evil-Dead-Trilogie, und nicht wie heute, für massentaugliches Blockbusterkino. Allerdings schuf der Mann mit dem Hang zum Makabren bereits 1989, also 13 Jahre vor seiner Spider-Man-Trilogie, einen Superhelden, der nun endlich vom Index gestrichen wurde und im normalen Handel erhältlich ist. Die Rede ist von Darkman, dem Mann mit der Gesichtsmaske, wie RTL ihn bei seiner Ausstrahlung in den 1990er Jahren nannte. Die Hauptrolle spielt der damals noch relativ unbekannte Liam Neeson.
Story
Um an ein belastendes Schriftstück zu gelangen, das seine Freundin bei ihm versteckt hat, wird der Wissenschaftler Peyton Westlake (L. Neeson) von dem skrupellosen Gangster Dorant (L. Drake) überfallen und sein Labor in die Luft gesprengt. Westlake überlebt den Anschlag, ist jedoch schwer entstellt. Seiner körperlichen Gefühle beraubt, sinnt Westlake nun auf Rache. Dabei kommt ihm seine Erfindung gerade recht, denn Westlake arbeitete kurz vor dem Anschlag an einer künstlichen Haut, mit der er jedes Gesicht überstreifen kann, das ihm beliebt. Das Problem ist nur, dass die synthetische Haut sich nach 99 Minuten auflöst, sobald sie dem Licht ausgesetzt ist.
Bei Darkman zeigt sich wieder einmal Sam Raimis Vorliebe für morbide Szenerien. Obwohl der Eindruck entstehen mag, es handle sich hierbei um eine Comicverfilmung, basiert der Film nicht auf einem solchen, sondern stammt von Sam Raimi und dessen älteren Bruder Ivan selbst. Sams jüngerer Bruder Ted spielt indessen, wie in den meisten Filmen seines Bruders, eine Nebenrolle – ebenso wie sein langjähriger Freund Bruce Campbell, der hier einen leider viel zu kurzen Cameo-Auftritt absolviert. Überhaupt trägt der Film die unverkennbare Handschrift Raimis: verwegene Kamerafahrten, Blitze und Lichtspiele, die Bild-in-Bild-Überblendungen und der ausgesprochen kranke Humor. Zwar ist der Streifen alles in allem recht brutal und blutig – nicht zuletzt deshalb stand er auch seit seiner Erscheinung auf dem Index für jugendgefährdende Medien – doch im Grunde genommen enthält die klassische Rache-Geschichte jede Menge unterschwelligen Humor. Darkman ist kein Held im klassischen Sinne, sondern vielmehr ein gezeichneter Mann, der sich an seinen Peinigern rächen will. Und da er, seiner körperlichen Gefühle beraubt, umso emotionaler handelt, neigt der gesichtslose Rächer nun einmal zu übertriebenen Gesten. Das ist zwar äußerst effektiv, aber nicht unbedingt heldenhaft. Dennoch wählte MSN den Film auf Platz 6 der besten Superheldenfilme.
Liam Neeson ist hier als Darkman, beziehungsweise als Wissenschaftler Peyton Westlake, in einer seiner ersten Hauptrolle zu sehen. Er bezeichnete die Rolle als eine Herausforderung, der er sich gerne gestellt habe. Und diese Herausforderung meistert der Ire mit Bravour. Trotz der häufigen Verhüllung seines Gesichts schafft der Darsteller es, Emotionen alleine durch seine Körpersprache auszudrücken. Dabei neigt er zwar häufig zu übertriebenen Gesten, aber das passt nicht nur gut zur Figur, sondern ist eines der Markenzeichen aller Raimi-Filme. Der Bösewicht Durant wird von Larry Drake gespielt, der für die Rolle eine Nominierung für den Saturn Award für die Beste Nebenrolle erhielt. Auch der Soundtrack, von Tim Burtons Hofkomponisten Danny Elfman komponiert, trägt seinen Teil zum langanhaltenden Erfolg des Streifens bei. Dieser klingt ein klein wenig nach den alten Batman-Filmen, für die Elfman ebenfalls den Soundtrack beisteuerte. Unterm Strich ist Darkman ein gut gemachter Superhelden-Film ohne richtigen Superhelden, dafür aber mit einer tollen Story, jeder Menge krankem Humor und einem fabelhaften Hauptdarsteller. Auch 23 Jahre nach seiner Entstehung hat der Film kaum etwas von seinem Reiz verloren, sondern verfügt sogar noch darüber hinaus über einen gehörigen Nostalgiebonus, der den unverwechselbaren Charme der typischen 80er und 90er Jahre Actionfilme versprüht.
Bildqualität
Angesicht des Alters und der Produktionsbedingungen hinterlässt der Streifen auf Blu-ray einen relativ guten Eindruck. Störungen und Verschmutzungen fallen, wenn überhaupt, nur selten auf. Gerade die Nahaufnahmen bestechen mit einer sehr guten Schärfe. Allerdings wirkt gerade die Haut oft wächsern. Die Farben sind zwar stabil, dürften allerdings ein wenig kräftiger ausfallen. Der Schwarzwert hingegen ist so kräftig, dass er teilweise Details verschluckt. Alles in allem aber eine dem Medium und Titel angemessene Leistung und eine deutliche Steigerung gegenüber der seit langem erhältlichen DVD des Titels.
Tonqualität
Der deutsche Ton liegt leider nur in Stereo vor, dafür aber in einer ausgezeichneten Abmischung. Raumklang gibt es hier naturgemäß keinen, dafür aber zu jeder Zeit klar verständliche Dialoge, die sich wunderbar mit dem herrlich kitschigen Soundtrack und den Umgebungsgeräuschen vermischen. Schade ist nur, dass der Bass so schwach auf der Brust ist. Die englische Tonspur hingegen ist absolut hörenswert, besticht durch einige gut platzierte Surroundgeräusche und ist alles in allem dynamischer.
Ausstattung
Neben dem Originaltrailer in deutscher und englischer Sprache gibt es noch eine Bildergalerie und ein Wendecover in einer schwarzen Amaray-Hülle. Das ist wirklich nicht viel und enttäuscht die Fans auf ganzer Linie.
Fazit
Rein technisch betrachtet lohnt das Upgrade auf die blaue Scheibe. Das Bild ist sauber, größtenteils scharf und hinterlässt einen, dem Alter und den Produktionsbedingungen angemessenen guten Eindruck. Auch der Ton, obwohl nur in Stereo vorliegend, erlaubt sich kaum Schwächen, hätte allerdings ein wenig mehr „Wumms“ vertragen können. Extras gibt es, neben dem Trailer, keine. Der Film selbst ist astreines Actionkino im 80er-90er Jahre Stil mit typischen Einflüssen des Regisseurs. Action-Horror-Heldenfilm mit einem toll aufspielenden Liam Neeson in einer seiner ersten Hauptrollen, einem phantastischen Soundtrack und mit hohem Unterhaltungswert. Dazu frisch vom Index ohne irgendwelche Kürzungen. Bleibt nur zu hoffen, dass die beiden Fortsetzungen mit Arnold Vosloo (Die Mumie) in der Titelrolle auch bald eine Freigabe erhalten und einer Trilogie-Box nichts im Wege steht. Bis dahin tut es allerdings auch diese durchaus brauchbare Einzelveröffentlichung.
(Michael Speier)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Panasonic TX-L42ETW60
BDP: Samsung BD-P 1580
Boxen: Samsung HAT-E4500, 5.1 3D-Dolby Surround System