StudioCanal legt nach der Fantomas-Trilogie nach und veröffentlicht mit Brust oder Keule aus dem Jahr 1976 einen weiteren der bekanntesten Filme des französischen Komikers Louis de Funès. Die Blu-ray enthält neben dem Film in HD sogar mit “Der Krieg der Köche” einen Extrabeitrag, der auf bisherigen DVD-Ausgaben fehlte. Jetzt heißt es den Geschmackssinn schärfen und aufpassen: De Funès legt als Restaurant-Kritiker Charles Duchemin los und verteilt neben Sternen auch so manchen Seitenhieb auf die internationale Gastronomie.
Story
Charles Duchemin (L. de Funès) ist der renommierteste aber auch gefürchtetste Restaurantkritiker in ganz Frankreich. Mit seinen Bewertungen steht und fällt das Schicksal jedes Gastronomie-Betriebs. Für Duchemin gibt es nichts Ekelhafteres als Fast Food, wie es der Industrielle Jaques Tricatel (J. Guiomar) in seinen internationalen Imbissen anbietet. Gemeinsam mit seinem Sohn Gérard (Coluche) will Duchemin Tricatel zu Fall bringen und der Welt zeigen, dass gutes Essen auch für ein gutes Leben steht. Dumm nur, dass Gérard wenig Drang verspürt, seinem Vater nachzueifern und lieber insgeheim im Zirkus als Clown herumkaspert. Hier sieht Tricatel seine Chance, die beiden Duchemins in den Streit zu treiben, während er selbst die französische Küche dominiert.
Brust oder Keule lebt von seiner reichlich absurden Prämisse, die dennoch so dumm gar nicht ist. De Funès schleicht sich in den bizarrsten Verkleidungen in Restaurants, um deren Küche objektiv bewerten zu können. Die Kellner behandeln ihn so, wie sie ihn anhand seiner Äußerlichkeiten einschätzen: Als gutmütige Oma wird er vernachlässigt, als naiver Amerikaner fix mit ranzigen Lebensmitteln abgespeist. Hier schwingt durchaus Kritik an der mangelnden Serviceorientierung vieler Betriebe mit. Amüsant verpackte Kulturkritik zeigt sich auch in der Rivalität zwischen Duchemin und Tricatel – auf der einen Seite der versnobte Gourmet und auf der anderen Seite der größenwahnsinnige Unternehmer. Es fällt schwer, angesichts des Plastik-Essens von Tricatel nicht Parallelen zur heutigen Convenience-Küche zu ziehen, die Bequemlichkeit leider bereitwillig gegen Geschmack und gesunde Zutaten eintauscht. Die in Brust oder Keule präsentierten, absurden Fertigungsprozesse in Tricatels Lebensmittelfabriken sind angesichts der heutigen Laborkunst von Großkonzernen näher an der Realität als manchem Zuschauer vielleicht lieb ist.
Natürlich steht bei Brust oder Keule aber der Spaß im Vordergrund – und der wird auch geliefert. De Funès, der vor diesem Film aufgrund seiner Gesundheit eine lange Schaffenspause einlegen musste, schaffte mit Brust oder Keule ein Comeback. Seine typisch überdrehte Mimik und cholerische Art passt wie die Faust aufs Auge zu Duchemin. Einen vortrefflichen Gegenpol liefert der hier eher ruhige Coluche als sein Sohn Gérard. Das sorgt dafür, dass de Funès sich geradezu an seinem Gegenüber hochziehen kann. Dass die Geschichte dabei ein wenig zusammengewürfelt wirkt und auch im Mittelteil einige Längen aufweist, ist spätestens beim beknackten Ende in einer TV-Show mit komplett überzogenen Lebensmittelverkostungen rasch vergessen. So ist Brust oder Keule zu Recht eine der beliebtesten Komödien mit Louis de Funés, die in keiner Sammlung von Fans des Komikers aus Frankreich fehlen sollte.
Bildqualität
Bei Brust oder Keule handelt es sich um eine Restauration, wie sie für den Vertrieb StudioCanal relativ typisch ist: So hat man sichtbar mit Rauschfiltern gearbeitet, um das Filmkorn zu reduzieren. Das Ergebnis ist allerdings deutlich besser als etwa bei anderen Titeln wie Momo und zeigt trotzdem einen ordentlichen Detailgrad und solide Schärfe. Zudem scheint das Material erstaunlich gut erhalten zu sein, denn Bildfehler bzw. Verschmutzungen glänzen durch Abwesenheit. Auch der Kontrast ist sehr neutral eingestellt und Schwarz bleibt zu jederzeit Schwarz. Somit hätte man zwar gern gesehen, wie das Ergebnis ohne die Filterung ausgefallen wäre, dennoch macht Brust oder Keule für einen Katalogtitel aus dem Jahr 1976 eine zufriedenstellende Figur.
Tonqualität
Die deutsche Synchronisation wurde in den 1970ern unter relativ bescheidenen Bedingungen bei einem damals noch sehr jungen Studio erstellt. Dennoch ist als wichtigstes Merkmal de Funès Stammsprecher Gerd Martienzen mit von der Partie. Der Ton liegt in DTS-HD Master Audio 2.0 sowohl auf Deutsch als auch auf Französisch als Mono-Version vor. Im Zentrum stehen bei der deutschen Variante klar die Sprecher, während Musik und Umgebungsgeräusche ins Hintertreffen geraten. Dabei ist die Qualität der Stimmaufnahmen eher durchschnittlich und manchmal leicht übersteuert. Gemessen am Alter konnte man hier aber nicht viel mehr erwarten und kann mit dem zumindest originalgetreuen Ergebnis durchaus zufrieden sein. Wer lieber den Originalton wählt, erlebt eine insgesamt etwas ausgewogenere Abmischung, welche die Stimmen der Schauspieler etwas dezenter im Gesamtbild unterbringt. Auch hier ist das Alter von fast 40 Jahren aber erkennbar.
Ausstattung
Zwar enthält die Ausstattung nur einen einzigen Beitrag, nämlich „Krieg der Köche“, jener hat es aber in sich. Es handelt sich um eine neu produzierte Dokumentation zum Film, die auf über 50 Minuten Spielzeit kommt. Als Clou ist dieses Extra sogar in HD vorhanden. Hier gibt es viele gehaltvolle Informationen zur Kreation des Drehbuchs und der Produktion des Films. Neue Interviews mit den Machern stellen beispielsweise auch Zusammenhänge zwischen Brust oder Keule und der Realität her – etwa dem Vorbild für den Charakter des Tricatel im Film, den Betreiber französischer Autobahnraststätten, Jacques Borel. StudioCanal setzt somit beim Extramaterial auf Qualität statt Quantität – was sich auszahlt.
Fazit
Die Bildqualität von Brust oder Keule krankt leicht an StudioCanals Vorliebe für Rauschfilter, hinterlässt aber für einen Film aus dem Jahr 1976 dank des guten Zustandes des Materials einen zufriedenstellenden Eindruck. Beim Mono-Ton heißt es dagegen pragmatisch sein, dann erfreut man sich auch an der deutschen Synchronisation mit dem De-Funès-Stammsprecher Gerd Martienzen. Für das Extramaterial hat StudioCanal sogar eine neue Dokumentation parat, die mit über 50 Minuten Spielzeit und in HD erstaunlich viele Bonuspunkte einheimst.Brust oder Keule ist eine absurde und gar nicht mal so dumme Komödie, welche Seitenhiebe auf die versnobte Gourmet- als auch auf die Fast-Food-Kultur bereithält. Angesichts der heute verbreiteten, industriellen Convenience-Küche ist der Film vielleicht aktueller denn je. Die ironischen Untertöne stehen allerdings nicht im Zentrum, denn der Fokus liegt glasklar auf dem Hauptdarsteller Louis de Funès, der hier als gestenreicher Choleriker jede Szene dominiert. Fans des Schauspielers dürfen bei dieser gelungenen Blu-ray somit gerne zugreifen. Die technische Umsetzung ist angesichts des Alters völlig in Ordnung und Brust oder Keule ist definitiv einer der besten Filme des französischen Komikers. (anw)
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