Meryl Streep zählt ohne Zweifel zu den großartigsten Schauspielerinnen aller Zeiten – das von Regisseur John Patrick Shanley verfilmte Bühnenstück „Glaubensfrage“ brachte ihr dieses Jahr die viertzehnte (!) Oscar-Nominierung ein; insgesamt zweimal durfte sie die begehrte Trophäe dann auch mit nach Hause nehmen. Von den anderen 4 Oscar-Nominierungen für „Glaubensfragen“ fallen ganze drei auf andere Schauspieler: Neben Philip Seymour Hoffman durften auch Amy Adams und Viola Davis auf einen Oscar hoffen. Auch wenn das Drama bei den „Academy Awards“ letztendlich leer ausging, ist die von Disney veröffentliche Blu-ray des Films in jedem Fall einen Blick wert.
Story
Die erzkonservative Schwester Beauvier (Meryl Streep) führt als Direktorin einer katholischen Schule ein strenges Regiment: Die Schüler fürchten sich vor ihr, Disziplin scheint ihr wichtigstes Anliegen zu sein. Dem gegenüber steht der neue Priester Flynn (Philip Seymour Hoffman), der sich mit Herzlichkeit und Nächstenliebe um die Kinder kümmert. Als die junge Schwester James (Amy Adams) beobachtet, dass der erste schwarze Schüler der Schule nach einem Gespräch mit dem Geistlichen sichtlich verstört ins Klassenzimmer zurückkehrt, fällt ein schrecklicher Verdacht auf den Pfarrer, dem Schwester Beauvier nur allzu gerne nachgeht…
Man merkt „Glaubensfrage“ zu jedem Zeitpunkt an, dass es sich um die Adaption eine Bühnenstückes handelt: Die von Regisseur John Patrick Shanley übernommene Inszenierung fällt bemerkenswert schlicht aus, konzentriert sich komplett auf seine Darsteller und rückt über die gesamte Laufzeit fein ausgearbeitete Dialoge in den Vordergrund.
Während sich manch einer an dem langsamen Erzähltempo des Films stören mag, sind es die hervorragenden Schauspielerleistungen, die Begeisterung hervorrufen können – Meryl Streep ist einmal mehr absolut fantastisch und Philip Seymour Hoffman steht ihr in absolut nichts nach. Das primär mit Worten ausgetragene Duell dieser beiden großen Schauspieler ist ein Hochgenuss, wie man ihn heutzutage nur noch selten zu Gesicht bekommt. Darüber hinaus können auch die Nebendarsteller in mehreren Szenen glänzen – Amy Adams und vor allem Viola Davis als Mutter des schwarzen Jungen haben sich ihre Oscar-Nominierungen mehr als verdient. Das Ensemble sorgt gleich für reihenweise intensive Szenen, die man sich nicht entgehen lassen sollte.
Das feinfühlig ausgearbeitete Drehbuch verzichtet im Übrigen sehr bewusst darauf, einfache Antworten auf sehr komplizierte Fragen zu geben – geschickt gelingt es dem Film, den Zuschauer immer wieder mit Indizien in die eine oder andere Richtung zu füttern, ohne dabei den Missbrauchsverdacht gegenüber dem charismatischen Pater Flynn eindeutig nachzuweisen oder zu widerlegen. Dieser letzte Zweifel an der „Schuld“ des Priesters ist das eigentlich zentrale Thema des Dramas, weswegen der englische Titel „Doubt“ auch viel besser zum Film passt als „Glaubensfrage“. Entsprechend kann sich der Zuschauer nie ganz sicher sein, ob sich Schwester Beauvier mit ihrem Kreuzzug gegen den Priester nicht zu weit aus dem Fenster lehnt. Dieses Dilemma löst der Film dann schlussendlich auch nicht vollständig auf – so unbefriedigend das im ersten Moment für den Zuschauer erscheinen mag, so sehr zwingt es ihn zum Nachdenken und lädt zum anschließenden Diskutieren ein. Das ist die zweite große Stärke des Films, die ihn – neben dem grandiosen Cast – ohne jeden Zweifel sehenswert macht.
Bildqualität
Das Bild von „Glaubensfrage“ wird in einer Auflösung von 1920x1080p und einem Ansichtsverhältnis von 1,85:1 (16:9 Vollbild) präsentiert. Das mit einem ACV-Codec erstellte Bild verfügt meistens über eine Bitrate von über 20, oftmals sogar über 30 Mbps.
Der Film spielt vornehmlich im Winter, dementsprechend trist wirkt zuweilen auch die Farbgebung; andererseits ist das wiederum sehr stimmig und passt gut zum Film. Außerdem wirken Farben der Umgebung und der Gesichter ausgesprochen natürlich. Referenzverdächt ist hingegen der phänomenale Schwarzwert, was besonders an den tiefschwarz gesättigten Gewändern ersichtlich ist. Die Schärfe ist durchgehend sehr gut und verhilft dem Film zu einer angemessen Tiefenwirkung, allerdings könnte die Detailzeichnung bei der einen oder anderen Nahaufnahme noch ausgeprägter sein. Sehr schön ist, dass der Film nicht durch digitale Spielereien „verschlimmbessert“ wurde – so ist das Filmkorn sichtbarer Bestandteil des Bildes, das dadurch zwar nicht so „glattgebügelt“ wirkt wie bei manchem anderen Blu-ray Film, aber dafür den vom Regisseur beabsichtigen „Look“ des Films perfekt wiedergibt. Mit Bildfehlern oder Kompressionsartefakten hat der Film nicht zu kämpfen.
Spektakulär ist das Bild von „Glaubensfrage“ nicht, aber das gibt der Film auch nicht her. Der Transfer ist dem Film angemessen und überträgt in sehr guter Qualität auf Blu-ray – man darf also zufrieden sein.
Tonqualität
Die deutsche Sprachausgabe ist einmal mehr „nur“ als DTS 5.1-Tonspur verfügbar – das macht aber im Endeffekt nichts, da die englische 5.1 DTS-HD MA Tonspur qualitativ praktisch identisch ist.
„Glaubensfrage“ verfügt von Natur aus über eine schlichte Audioabmischung – entsprechend akustisch unspektakulär kommt die Blu-ray daher. Die erreichte Qualität ist dennoch hoch: der ausgesprochen dialogorientierte Film gibt diese einwandfrei und kristallklar wieder, jedes gesprochene Wort ist sehr gut verständlich. Die hinteren Lautsprecher kommen dagegen eher sporadisch zum Einsatz, wobei vor allem der Hall in einigen Räumen sowie gelegentliches Donnergrollen für minimale Räumlichkeit und ein wenig Weitläufigkeit sorgt. Letzteres bringt auch den Subwoofer dezent zum Einsatz, wobei man diesen im Prinzip auch ohne großen Verlust ausgeschaltet lassen kann. Dafür sind sämtliche Umgebungsgeräusche ziemlich klar, räumlich gut zu orten und auch sehr präzise abgemischt. Passend zum Film ist die Musikuntermalung meistens wenig auffällig, unterstützt die Atmosphäre des Films aber präzise.
Was für das Bild gilt, kann man auch dem Ton attestieren: Im Prinzip gibt es an der akustischen Qualität des Films wenig auszusetzen, spektakulär oder ausgesprochen dynamisch ist die Abmischung filmbedingt aber nicht.
Ausstattung
Nachdem man die Disney-typischen Trailer beim Einlegen der Scheibe über sich ergehen lassen oder diese übersprungen hat, erlaubt das schlichte Hauptmenü die Auswahl der Extras: Insgesamt haben es 4 Dokumentationen („Von der Bühne auf die Leinwand“, „Die Besetzung“, „Die Filmmusik“, „Die Barmherzigen Schwestern“) mit einer Gesamtlaufzeit von knapp 45 Minuten auf die Blu-ray geschafft, die allesamt sehr interessant und qualitativ deutlich besser als ein gewöhnliches „Wir loben uns selbst“-Making-Of sind. Daneben ist ein untertitelter Audiokommentar des Regisseurs verfügbar, der allerdings bei vielen interessanten Informationen über den Film nur durchschnittlichen Unterhaltungswert besitzt. Obwohl der Filmtrailer fehlt, sichert sich die Blu-ray durch die hervorragende Qualität der Dokumentationen und der Tatsache, dass alles in HD vorliegt, eine insgesamt überdurchschnittliche Gesamtbewertung.
Fazit
Technisch gesehen liefert Disney mit „Glaubensfrage“ eine unspektakuläre, aber dafür qualitativ hochwertige Blu-ray Disc ab. An Bild und Ton gibt es wenig auszusetzten, beides kann klar als „sehr gut“ bezeichnet werden. Die Extras sind sehr interessant und liegen alle in HD vor – das ist dem Film absolut angemessen.
„Glaubensfrage“ ist ein tiefsinniges, recht langsam erzähltes Charakter-Drama, das seine Spannung vollständig aus seinen Dialogen bezieht und bis in die kleinste Nebenrolle perfekt besetzt ist. Das Hauptaugenmerk legt der Film ganz klar auf das hochinteressante Duell zwischen zwei der besten Schauspieler aller Zeiten, das auch unbedingt sehenswert ist. Er schafft es dabei hervorragend, den Zuschauer das zentrale Element des Filmes – den „Zweifel“ – nachempfinden zu lassen und weigert sich konsequent, diesen auszuräumen. So ist „Glaubensfrage“ ein etwas „sperriger“ Film geworden, über den man intensiv Nachdenken kann und sollte – das ist in Anbetracht der vielen Popcorn-Blockbuster der letzten Zeit eine willkommene und überaus gelungene Abwechslung. (jos)
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