Frankreich ist als Produzent von Krimis und Thrillern seit jeher Garant für höchste Qualität. Bereits in den Fünfzigern machten Filme wie Lohn der Angst Furore und inspirierten in der Folge zahllose Filmemacher zu ähnlich gearteten Werken. Viele heute weltweit sehr bekannte und berühmte Schauspieler wie Gérard Depardieu (Endstation Schafott), Daniel Ateuil (Die Entfesselten, mit Catherine Deneuve) und Jean Reno (in Luc Bessons Nikita) legten einen weiteren Grundstein ihrer internationalen Karriere in französischen Krimis. Alain Delon, Jean Gabin und Lino Ventura sind vor allem bei lebensälteren Cineasten klangvolle Namen. Neben besagtem Besson, dem wohl momentan bekanntesten Export Frankreichs in Sachen Film, konnten weitere Regisseure wie Olivier Marchal, ehemaliger Polizist, immer wieder mit Genreperlen wie MR 73 und 36 – Quai d´Orfevres überzeugen. Mit Paris Countdown liegt nun ein vielversprechender neuer französischer Thriller vor, der in die Fußstapfen seiner großen Ahnen treten will.
Story
Milan (O. Marchal) und Victor (J. Gamblin) haben ein Problem: Für die Finanzierung ihres Nachtclubs haben sie sich eine ordentliche Stange Geld ausgerechnet von der organisierten Kriminalität geliehen. Als die Unterwelt ihr Geld zurückhaben will und die beiden nicht zahlen können, werden sie zu einem Coup „überredet“: Sie sollen für einen Drogendeal Geld nach Mexico schmuggeln und einem Mittelsmann übergeben. Leider geht die Übergabe schief, sie und ihr Mittelsmann, der psychopathische Serki (C. Brandt), werden von der für ihre handfesten Methoden berüchtigten mexikanischen Polizei geschnappt.
Eines vorweg: Paris Countdown ist weniger Thriller, mehr ein Drama im Unterweltmilieu. Wie MR 73 (gedreht vom hier die Hauptrolle spielenden Olivier Marchal) spiegelt Paris Countdown die Gefühlswelt und die Seele der Charaktere wider; der Plot ist nur ein Gerüst. Victor, Jaques Gamblins Charakter, von Beginn an der sich an die Regeln haltende Part des Duos, erleidet schlimme Folter in den Händen der Mexikaner, während Milan aus Freundschaft gesteht und so den späteren Feind ausliefert. Nach sechs Jahren müssen sich die ehemaligen, nun zerstrittenen Freunde gegen den gemeinsamen Feind zusammenraufen und einander trotz aller nie geklärten Sachverhalte unterstützen. Paris Countdown erzählt also von einer tiefen, jedoch gestörten Freundschaft, die nach jahrelanger Pause auf eine harte Probe gestellt wird. Beide Protagonisten haben um ihr Leben und das ihrer Angehörigen zu fürchten, gleichzeitig müssen sie nun auf ihren alten Freund achten.
Paris Countdown ist nicht actionlastig und nimmt sich trotz der vergleichsweise kurzen Lauflänge die Zeit, die Charaktere aller Beteiligten auszuarbeiten. So kann sich der Zuseher mit dem leichtlebigen Milan, aber auch dem konservativ-traditionell agierenden Victor identifizieren. Insgesamt jedoch ist Paris Countdown ein wenig zäh und spannungsarm inszeniert, und lediglich die durchaus toll in Szene gesetzte Schießerei im Swinger-Klub rettet Paris Countdown davor, komplett als Drama zu gelten. Der Schluss hingegen ist nicht nur berührend in Szene gesetzt, sondern würzt die Dramatik auf besondere Art und Weise. Dennoch wird der Thriller-Freund mit großer Wahrscheinlichkeit enttäuscht sein von Paris Countdown, und der Freund von Dramen könnte angenehm überrascht werden.
Bildqualität
- hohe Schärfe, auch in Mittel- und Hintergründen
- fast optimaler Kontrast, der in dunklen Bildteilen jedes Detail sichtbar lässt
- sehr guter Schwarzwert
- leicht unterkühlte Farbgebung, mit Ausnahme der Anfangsszenen in Mexiko
- ansprechende Plastizität
Bild 3D
- in 3D etwas dunklere Lichtverhältnisse
- die 3D-Darstellung fällt „flach“ aus, nur selten tritt erkennbare Tiefenstaffelung auf,
- in Totalen (z. B. Der Flußüberquerung bei Nacht) hervorragender Tiefeneffekt, der in den übrigen Szenen fehlt
Tonqualität
Die deutsche Tonspur liegt in DTS HD MA 5.1 vor. Leider spielt die Abmischung ihre Stärken zu selten aus.
- keine umhüllende, sondern deutlich hörbar nach vorne verschobene Surroundkulisse
- insgesamt recht leise Abmischung
- kaum direktionale Effekte
- in den Clubszenen gute Räumlichkeit
- wenig Bass außer beim Electro-/ Technoscore
- gute Dynamik nur bei den wenigen Schusswechseln
Ausstattung
Leider liegen auf dieser Blu-ray nur die Trailer in Deutsch und Französisch vor.
Fazit
Audiovisuell kann die Veröffentlichung die Erwartungen an die sonst in aller Regel hervorragenden französischen Produktionen nur bedingt erfüllen. Das Bild in 2D ist recht ordentlich, während die Aufbereitung in 3D schlicht überflüssig ist. Der Film gibt dem Bild zu wenige Gelegenheiten, die dritte Dimension eindrucksvoll zu präsentieren. Beim Sound hätte auch ein mittelmäßige Dolby Digital-Tonspur gereicht, um das gleiche Ergebnis zu erzielen. Etwas störend ist vor allem die relative Frontlastigkeit des Tracks. Die „Extras“ bestehen nur aus Trailern und verdienen die Bezeichnung Sonderausstattung nicht. Grundsätzlich konnte man mit Krimis und Thrillern aus Frankreich in den letzten Jahren kaum etwas falsch machen. Point Blank, A Gang Story, On the run: Alles top Thriller vom westlichen Nachbarn, an die Paris Countdown recht deutlich nicht herankommt. Das liegt weniger an der Charakterdarstellung, sondern am wenig spannenden Story-Verlauf. Paris Countdown ist weder Fisch noch Fleisch. Der Film hat zu wenige Thriller-Elemente, aber auch zu wenig Dramatik, und als Mélange funktioniert Paris Countdown auch nur bedingt. Man sollte meinen, dass der hier als Hauptdarsteller mitwirkende Regisseur Olivier Marchal, der wirklich tolle Thriller in seiner Filmografie aufweist, positiven Einfluss nehmen hätte können. Hat er wohl leider nicht. (pl)
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