Memphis Belle (1990) Blu-ray

Am 17. Mai 1943 brechen zehn junge Soldaten in der Boeing B-17 Flying Fortress mit dem Namen Memphis Belle gen Deutschland auf. Schaffen sie es, eine Rüstungsfabrik in Bremen zu bombardieren, winkt ihnen die Rückkehr von der Front in die Vereinigten Staaten. Doch dafür müssen sie ihren Einsatz erstmal überleben. Und genau daran hat der kommandierende Offizier Captain Dennis Dearborn (M. Modine) angesichts des gnadenlosen Flak-Feuers der Deutschen berechtigte Zweifel. Der Film Memphis Belle basiert lose auf der ebenfalls auf der Blu-ray vorhandenen Dokumentation “Memphis Belle: Geschichte einer Fliegenden Festung” des Regisseurs William Wyler (“Ben Hur”). Dies erklärt sich unter anderem daraus, dass Wylers Tochter Catherine als Ko-Produzentin des Films fungierte und der Dokumentation ihres Vaters einen modernen, erzählerischen Anstrich verpassen wollte. Dabei ist Memphis Belle weder explizit ein Anti-Kriegsfilm noch reine parodistische Propaganda. Stattdessen vermeidet man bewusst die Schrecken des Krieges, die es in anderen Genrevertretern wie Der Soldat James Ryan zu genüge zu sehen gibt. Vielmehr konzentriert man sich auf das ungewisse Schicksal der zehn jungen Männer an Bord der “Memphis Belle” und ihre inneren wie äußeren Konflikte. Da sich das Geschehen somit größtenteils auf das Innere des namensgebenden Bombers beschränkt, entsteht eine recht intensive Stimmung und man fühlt sich als Zuschauer nah am beengten Erleben der Soldaten. Als weiterer Pluspunkt sind die selbst heute noch beeindruckenden Luftkämpfe zu nennen: So setzte man 1990 noch auf echte Flugzeuge und drehte tatsächlich aufwändig in luftigen Höhen. Heute würde man sicherlich sterile CGI-Kunstbilder aus dem Rechner holzen. Gerade die Verwendung echter Flugzeuge macht die gezeigten Aufnahmen aber erst wuchtig und sorgt für authentische Atmosphäre. Dazu trägt natürlich auch der mehr als solide Cast bei, der aus Darstellern wie Billy Zane (Titanic), Sean Astin (Herr der Ringe) und Eric Stoltz (Caprica) besteht. Kritischere Gemüter werden sich sicherlich daran stören, dass Memphis Belle auf einen Subtext verzichtet und sich mit dem Thema Krieg lediglich relativ oberflächlich auseinandersetzt. Ziel des Films ist es aber, eben auch gar nicht eine düstere Moral zu vermitteln oder kritisch aufzuklären. So ist“Memphis Belle vorrangig ein Drama um junge Männer, die sich unter enormem Druck selbst finden müssen. Während “Memphis Belle” in den USA sehr positiv aufgenommen wurde, vermissten deutsche Kritiker anno dazumal eine facettenreichere Beleuchtung des Zweiten Weltkriegs. Auch heute wird es also vom eigenen Anspruch abhängen, wie man “Memphis Belle” bewertet. Wer sich mit ein wenig theatralisch-kitschiger Inszenierung abfinden kann und nicht gerade ein zweites “Platoon” erwartet, kann sich von diesem Film jedenfalls sehr gut unterhalten lassen.

Bei Memphis Belle zeigt Warner einmal mehr, dass über 20 Jahre alte Katalogtitel in HD eine überraschend gute Figur machen können. So überzeugt das Bild mit sehr hohem Detailgrad für eine Produktion aus dem Jahre 1990. Filmkorn ist über die gesamte Laufzeit erkennbar, verbleibt aber stets als natürliche Schicht im Hintergrund. Zudem ist auch der Kontrast sehr neutral und passend eingestellt. Schwarz ist hier ebenfalls wirklich Schwarz. Künstliche Eingriffe wie Rauschfilter oder Nachschärfungen bleiben zum Glück abwesend, so dass ein frisches, scharfes Bild mit natürlicher Farbgebung den Zuschauer überzeugt. Für Fans des Films lohnt sich die HD-Fassung demnach in jedem Fall.

Die deutsche Tonspur in Dolby Digital 5.1 ist ein Upmix, der nicht sonderlich viel Räumlichkeit erzeugt. Dies fällt besonders in den actionreicheren Szenen auf. Aber auch sonst knirscht das Metall der fliegenden Festung vor allem aus der Front. Auch der Subwoofer dürfte gern aktiver sein, um die Artillerie der deutschen Streitkräfte eine Ecke bedrohlicher wirken zu lassen. Sei es drum, die deutschen Synchronsprecher sind perfekt verständlich und auch der Soundtrack von Komponist George Fenton ertönt stimmungsvoll aus den Lautsprechern. Auch der englischsprachige Originalton gibt sich übrigens überraschend frontlastig, so dass man der deutschen Abmischung daraus noch weniger einen Vorwurf machen sollte.

Auf den ersten Blick wirkt das Bonusmaterial mit nur zwei Punkten eher knapp bemessen. Allerdings kommt die Dokumentation Memphis Belle: Geschichte einer fliegenden Festung immerhin auf rund 40 Minuten Spielzeit. In diesem Beitrag geht es allerdings nicht um die Verfilmung, sondern um die reale Memphis Belle. So stammt der Beitrag tatsächlich aus dem Jahr 1944 und diente als Grundlage für den Kinofilm. Zu Memphis Belle an sich liegt ein knapp anderthalb-minütiger Trailer vor. Beide Extras sind nur in SD vorhanden.

Schön, dass Memphis Belle mit für einen Katalogtitel hervorragender Bildqualität Fanherzen höher schlagen lässt. Warner beweist wieder einmal ein Händchen für Veröffentlichungen älteren Datums und liefert einen sauberen Encode ohne große Mängel ab. Die deutsch- wie englischsprachigen Tonspuren sind zwar relativ frontlastige Upmixe, erlauben sich aber keine groben Schnitzer. Leider gibt es zum Film außer einem Trailer keine direkten Extras. Die Dokumentation über das reale Flugzeug Memphis Belle aus dem Jahr 1944 ist zwar interessant und erweitert das Verständnis des Films, liefert aber zwangsweise über die Produktion des britischen Films keine Erkenntnisse. Memphis Belle ist ein gutes Beispiel für einen Film, der kulturell sehr unterschiedlich wahrgenommen wurde. So erntete der Streifen in den USA Kritikerlob, wurde in Deutschland aber durch die Presse eher abgestraft. Zweifellos ist Memphis Belle eher auf die Emotionalisierung und Personalisierung der Ereignisse bedacht. Statt kritische Untertöne einzubinden, wie etwa Platoon oder Apocalypse Now, transformiert sich Memphis Belle stellenweise fast zu einer Art Hochglanz-Abenteuer. So sollte man hier keinen dreckigen Anti-Kriegsfilm, sondern mehr einen Fokus auf die Persönlichkeiten der jungen Soldaten erwarten. Aus diesem Blickwinkel ist Memphis Belle dann überraschend leichte Unterhaltung, die aber für das was sie ist gut funktioniert. (anw) (weitere Reviews anzeigen)

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