2002 landete Regisseur und Drehbuchautor Eli Roth mit Cabin Fever einen Überraschungs- und Achtungserfolg. Die minimalistische Story über eine Gruppe Jugendlicher, die in einer Waldhütte an einem tödlichen Virus erkranken, erfreute das Genrepublikum vor allem durch den gezielten Einsatz von schwarzem Humor und Ekelszenen. Die Fortsetzung war, angesichts des Erfolges, lediglich eine Frage der Zeit. Und so schickte sich Regisseur Ti West sechs Jahre später an, das obligatorische Sequel nachzuschieben. Statt eines Backwood-Slashers nahm West sich das Genre des Highschool-Horrors vor, um das Virus unter seinen Opfern wüten zu lassen. Nachdem der Film bereits seit geraumer Zeit im deutschen Handel erhältlich ist, schiebt das Münchner Independentlabel Tiberius/Sunfilm nun eine fragwürdige 3D-Version des Titels nach, um neue Kunden zu gewinnen. Teil Eins und Drei liegen ebenfalls in einer schlecht konvertierten 3D-Version vor. Nun richten wir unser Augenmerk auf das Mittelstück der Killervirus-Reihe.
Story
Die ganze Schule freut sich auf den Abschlussball. Während noch gerätselt wird, wer mit wem hingeht, schwebt die unsichtbare Gefahr über der Veranstaltung. Denn das gesamte Trinkwasser wird aus eben jenem See gewonnen, in dem die Leichen aus Teil eins schwimmen – und die sind einem fleischfressenden, hochansteckenden Virus zum Opfer gefallen, der sich nun über das Trinkwasser ausbreitet. So endet der Abschlussball in einem Schlachtfest.
Während Teil eins dem Zuschauer bis zum Ausbruch des Virus einen Backwood-Slasher vorgaukelte, lässt der Regisseur im zweiten Teil ein typisches High-School-Filmchen auf den Zuschauer los. An Klischees mangelt es auch der Fortsetzung nicht: Überall laufen übel gelaunte Hausmeister, sadistische Lehrer und obligatorische Schulrowdies herum und schikanieren die Schwächeren. Die Schwächeren hingegen stehen im Fokus und werden im Verlauf der Handlung mehr und mehr zu Helden. So weit – so gut. Wer Teil eins gesehen hat weiß natürlich, dass all dies nur banales Herumgeplänkel ist, denn der wahre Feind ist das unsichtbare, fleischfressende Virus. Das lässt sich weder besiegen noch bekämpfen, und so greift es unbarmherzig um sich und fordert Opfer um Opfer. Wer sich angesteckt hat stirbt – Punkt. Damit der Zuschauer auch gar nicht erst glaubt, hier würde irgendwer lebend herauskommen, wird bereits im Vorspann gezeigt, dass alle und jeder von vornherein verloren ist. So beginnt das Sterben - unerbittlich und in expliziten Bildern. Deutlich expliziter als im Vorgänger, zugegeben, aber so richtig will das Ganze dann leider doch nicht funktionieren.
Zum einen fehlen die Sozialkritik und der schwarze Humor, die den ersten Film zu einem echten Genrehighlight machten. Zudem ist die Handlung, zumindest was den Virus betrifft, nur Aufgewärmtes von gestern. Wenigstens geizt Ti West nicht mit Gore-Effekten, sondern fährt im Gegenteil ein ganzes Arsenal an Special Effects und Special Make-up auf. Im direkten Vergleich wirkt Eli Roths Vorgänger wie ein harmloses Kindertheater. Abklappende Fingernägel, Blut spritzende Atemöffnungen, Self-Made-Amputationen… in puncto Ekel zieht Teil zwei ganz schön an. Was den makabren Humor hingegen angeht, erreicht Ti West nicht einmal im Entferntesten die Klasse von Teil eins. Zwar werden hier fast am laufenden Band Witzigkeiten vom Stapel gelassen, Sprüche geklopft und Albernheiten kredenzt. Nur ist albern nicht gleich einfallsreich, da die meisten Gags viel zu gezwungen wirken. Die Darsteller sind halbwegs überzeugend, zumindest aber passen sie in ihre Klischeerollen. Aus dem Originalfilm hat es lediglich Guiseppe Andrews als verplanter Deputy in die Fortsetzung geschafft – aber okay, sehr viel mehr haben den Vorgänger auch nicht überlebt. Nach dem viel zu schnellen und vor allem unausgegorenen Ende bekommt der Zuschauer noch gezeigt, wie das Virus sich noch weiter ausbreitet – wodurch auch schon die Fortsetzung in die Wege geleitet wird.
Bildqualität
- permanente Doppelkonturen
- permanente Unschärfe
- wachsartige Haut
- Flächenbildung und teilweise verpixelte Bilder
- Farbintensität und Schwarzwert schwanken extrem
Bild 3D
- minimale Tiefenwirkung
- keine Staffelung der Ebenen
- keine Pop-Out-Effekte
- absolut missglückte und überflüssige 3D-Konvertierung
Tonqualität
- teilweise guter Raumklang mit einigen Hintergrundgeräuschen
- Power- und klangvolle Musikuntermalung
- Dialoge stets klar und deutlich verständlich
Ausstattung
Auch im puncto Bonusmaterial bleibt Tiberius Film seiner Linie treu und bringt die 3D-Version der Fortsetzung mit abgespeckter Extra-Sektion in den Handel. Wobei abgespeckt noch weit untertrieben ist. Neben einer Trailershow wurde nämlich erneut auf sämtliche Beilagen verzichtet.
Fazit
Das Bild ist etwas schlechter, der Ton etwas besser als beim Vorgänger – aber alles in allem ist auch diese Veröffentlichung eine überflüssige und vor allem qualitativ alles andere als zufriedenstellende Sache. Am überflüssigsten ist, wie bereits zu erwarte war, der 3D-Effekt ausgefallen, der so minimal ist, dass an dieser Stelle kein weiteres Wort darüber verloren werden sollte. Aber warum sollten kleine Labels damit aufhören, kleine Filme mit diesem fragwürdigen Geschäftsmodel gewinnbringend auf den Markt zu werfen? Offenbar gibt es noch immer Menschen, die sich von dem 3D-Logo derart blenden lassen, dass der Geldbeutel von alleine in die Hand springt. Auf Bonusmaterial wurde ebenfalls verzichtet. Bleibt zu sagen, dass der Film selbst zwar nicht an den Vorgänger von Eli Roth heranreicht, aber dennoch ganz gelungen das Genre des High-School-Horrors mit dem fleischfressenden Virus paart, und eine vergnügliche Splatter-Orgie dabei zum Vorschein bringt. Wer den Film allerdings sehen möchte, der kann ebenso gut auf die bereits seit geraumer Zeit erhältliche Version zurückgreifen. Diese hat zwar keine 3D-Version, dafür aber einiges an Bonusmaterial zu bieten. (ms)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Panasonic TX-L42ETW60
BDP: Samsung HT-E4500
Boxen: Samsung HT-E4500, 5.1 3D-Dolby Surround System