Von den Kritikern größtenteils in der Luft zerfetzt aber von den Zuschauern vergöttert: The Big Bang Theory hat sich innerhalb seiner sechs Jahre im TV zu einer der aktuell erfolgreichsten Serien entwickelt. Ungewöhnlich für eine Sitcom – alle Staffeln sind bisher im Heimkino auf Blu-ray verfügbar. So erscheint nun auch Runde sechs mit neuen Extras in HD in Deutschland und fasst alle 24 Folgen der Staffel zusammen.
Story
Leonard, (J. Galecki), Sheldon (J. Parsons) und sogar Howard (S. Helberg) sind mittlerweile in festen Händen und nur noch Teilzeit-Geeks. Ihre Freundinnen Penny (K. Cuoco), Amy (M. Bialik) und Bernadette (M. Rauch) nehmen einen großen Teil ihrer Zeit in Anspruch. Die Damen haben aber mit den Nerds ihre liebe Mühe, speziell da auch noch Zwangs-Single Raj (K. Nayyar) von beiden Seiten seine Aufmerksamkeit fordert.
In den ersten drei Jahren war The Big Bang Theory (TBBT) eine Sitcom, die den Spagat zwischen Parodie auf und Hommage an die Geek-Kultur gemeistert hat. Ab der vierten Staffel entschieden die Macher um Chuck Lorre und Bill Prady sich den Schwerpunkt der Folgen etwas weg von den popkulturellen Anspielungen und mehr auf das Zwischenmenschliche zu verlagern. Bei Fans und Kritikern kam dieser neue Fokus unterschiedlich an. Die Quoten der Serie boomten aber. Nachdem Staffel 5 wieder mit einigen Highlights (unvergessen der stimmliche Gastauftritt von Leonard Nimoy) punkten konnte, liegt mit der kompletten sechsten Staffel nun der Tiefpunkt der Serie vor. Festzumachen ist dies an mehreren eklatanten Schwächen, welche sich durch die Staffel ziehen. Am auffälligsten ist der Hohn der Autoren gegenüber den eigenen Charakteren. So münden die Gags der meisten Folgen darin, dass der Zuschauer mit dem Finger auf Leonard, Sheldon, Howard und Co. zeigen soll, nach dem Motto “Guck mal wie bescheuert die sind!”. Von der liebevollen Zuneigung für die Geek-Kultur ist nichts geblieben. Noch schlimmer trifft es die einst sympathische Nachbarin Penny. Jene übernimmt nur noch die Funktion sich wahlweise ordentlich einen anzusaufen, um gemeinsam mit dem Zuschauer über die Geeks zu motzen oder aber als stereotyper Blondinenwitz selbst zum Opfer des potentiellen Spottes des Publikums zu werden. Bei diesem Muster fragt man sich als Zuschauer, warum man noch ein Interesse an den Protagonisten haben sollte, wenn selbst die Autoren keine Sympathie mit ihnen empfinden. Dazu kommt, dass „The Big Bang Theory“ die wissenschaftlichen Anspielungen früherer Tage fast ausschließlich gegen Holzhammer-Humor ersetzt hat, der weniger amüsiert als zum Augenbrauen hochziehen animiert. Sicher, Chuck Lorre stand mit TBBT noch nie für subtilen Witz, doch in seinem sechsten Jahr ist das Niveau der Serie merklich gesunken.
Schade ebenso, dass viele Folgen in einer klischeehaften Geschlechter-Zweiteilung münden. Amy, Bernadette und Penny machen “Weiberkram” und wirken wie in einem zweitklassigen Spin-Off zu „Sex and the City“, während Leonard, Sheldon, Howard und Raj vermeintlich Geekies fabrizieren. Nur, dass deren Hobbies oftmals gar nicht so ungewöhnlich sind, wie die Autoren zu glauben scheinen. Comic-Verfilmungen anschauen, Rollenspiele zocken, Star Trek zitieren... all das ist mainstreamiger geworden, als“ The Big Bang Theory“ uns glauben machen möchte. Was am Ende bleibt, ist eine Serie, der man anmerkt, dass die Macher ihrer eigenen Figuren überdrüssig werden. Da können selbst alte und neue Gaststars wie Wil Wheaton, Kate Micucci und Bob Newhart wenig retten.
Bildqualität
Beim Bild bleibt sich The Big Bang Theory treu. Den Zuschauer erwarten sehr kräftige Farben und steile Kontraste. Bei den konstanten Schwarzwerten gibt es keinerlei Mängel. Detailgrad und Schärfe bewegen sich im Mittelfeld, was aber an den Sitcom-Produktionsbedingungen der Serie liegt. Obwohl 24 Folgen mit je ca. 20 Minuten auf zwei Blu-rays verteilt wurden, hält sich die Kompression angenehm im Hintergrund. Manchmal erkennt man leichtes Banding, das fällt aber im guten Gesamteindruck nur sehr geschulten Augen auf.
Tonqualität
Auch wenn es sich hier nur um eine vor Publikum gedrehte und dialoglastigen Sitcom handelt, reißt die schnöde Stereo-Tonspur in Dolby Digital wahrlich nicht vom Hocker. So zentriert sich das Geschehen auf die deutsche Synchronisation, welche bei Fans weiterhin umstritten bleibt. Fairerweise sei erwähnt, dass auch die englische, verlustfreie Tonspur in DTS-HD Master Audio 5.1 kaum einnehmender klingt und ebenfalls einen eher zweckmäßigen Eindruck hinterlässt.
Ausstattung
Das Bonusmaterial zur sechsten Staffel ist sehenswerter als die Episoden selbst und liegt komplett in HD vor. „Die Unendlichen Weiten des Comedy-Universums“ (ca. 11 Min.) beschäftigt sich mithilfe der beiden echten Astronauten Buzz Aldrin und Mike Massimino mit Howards Reise ins All. „Houston, wir haben eine Sitcom“ (ca. 10 Min.) bleibt auf diesem Pfad und zeigt, wie die Cast-Mitglieder den Astronauten Joe Acava mit einem Skype Chat überraschen.“ The Big Bang Theory“ auf dem Paley Fest 2013 (ca. 28 Min.) zeigt, wie das Team aus der Serie auf besagter Veranstaltung die Fragen der Fans beantwortet. In 30 Minuten diskutieren die Schauspieler wiederum die Charakterbeziehungen von Paaren wie Leonard und Penny oder Howard und Bernadette. Rund neun Minuten verpatzte Szenen runden die Extras ab.
Fazit
The Big Bang Theory liefert technisch gehobenen Sitcom-Standard. Das Bild ist zwar weich und von den Details her im Mittelfeld anzusiedeln, bietet auf Blu-ray gegenüber den DVDs aber viel kräftigere Farben und sattes Schwarz. Leider ist die deutsche Stereo-Spur genau wie der englische Surround-Mix nur zweckmäßig – dem Material aber angemessen. Schön, dass ein rundes Extrapaket enthalten ist, das lustiger ist als die durchwachsene sechste Staffel selbst. The Big Bang Theory – Die Komplette Sechste Staffel kann man nur Fans von Holzhammer-Humor empfehlen, die keinen Wert darauf legen, Sympathie für die Protagonisten der Serie zu empfinden. So verkommen die einst liebenswerten Leonard, Sheldon, Penny und Co. zu Spottobjekten, über deren Art sich der Zuschauer mokieren soll. Spaß, und darum geht es bei einer Sitcom, kommt nur selten auf. Denn die flachen Gags zünden nur in Ausnahmefällen. Auch wenn die Quoten explodieren, ist The Big Bang Theory – Die Komplette Sechste Staffel eine herbe Enttäuschung. TBBT entwickelt sich zu dem, was viele Kritiker der Serie seit Anfangstagen nachsagen. Zu einer dummen Serie über kluge Menschen. Hoffen wir, dass Staffel 7 eine Abkehr von diesem Kurs bringt. (anw)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Panasonic TX-P65VT50E
BDP: Panasonic DMP-BDT310EG
AVR: Onkyo TX SR 606
Boxen: Heco Victa 5.1 Komplett-Set
BDP: Panasonic DMP-BDT310EG