Als das deutsch-italienische Fernsehmärchen Prinzessin Fantaghirò 1993 erstmals auf dem Privatsender Sat. 1 lief, entwickelte sich die Verfilmung einer traditionellen toskanischen Erzählung rasch zum Straßenfeger. Die weibliche Hauptdarstellerin Alessandra Martines mauserte sich als selbstbewusste und waffengewandte Königstochter zum Vorbild vieler junger Mädchen. In einer Weltpremiere erscheint die Serie mit zehn Episoden und über 15 Stunden Spielzeit nun in Deutschland auf Blu-ray.
Story
Prinzessin Fantaghirò (A. Martines) treibt ihren Vater (M. Adorf) schon in ihrer Kindheit als Wildfang in den Wahnsinn. Doch als das Mädchen zur Frau heranwächst, lernt der König umzudenken. Die Weiße Hexe (A. Molina) sagt voraus, dass nur ein Nachkomme des Königs den Krieg mit einem verfeindeten Reich beenden kann. Prompt macht der junge Herr des feindlichen Königreichs, Prinz Romualdo (K. R. Stuart), dem König ein Angebot: ein Duell soll den Krieg beenden und den neuen Herrscher über beide Reiche hervorbringen. Da der König keine Söhne hat, sendet er seine Töchter aus und für Fantaghiró beginnt nicht nur ein Abenteuer, sondern auch der Weg zur einzig wahren Liebe.
1991 produziert, lief Prinzessin Fantaghirò ab 1993 im deutschen Fernsehen. Die letzten beiden Episoden des TV-Märchens strahlte Sat. 1 im Jahre 1998 aus. Über so viele Jahre entwickelte sich die Serie stark, was gerade ab den Folgen 7-10 viele Fans enttäuschte. Speziell in den letzten beiden Folgen, welche die Serie recht unwürdig beenden, sind vom ursprünglichen Cast nur noch Hauptdarstellerin Alessandra Martines und als böse Hexe Brigitte Nielsen übrig geblieben. Dabei beginnt die Serie mit für die damalige Zeit opulenter Ausstattung sehr vielversprechend. Die Liebesgeschichte zwischen Fantaghirò und Rumualdo ergibt sich im Gegensatz zu vielen anderen Märchen und Fantasyfilmen organisch und entwickelt sich nachvollziehbar mit einem gewissen Augenzwinkern. Überhaupt war die Serie mit ihrer starken weiblichen Hauptrolle in den frühen 1990ern ihrer Zeit voraus, so dass sie speziell bei Mädchen und jungen Frauen rasch Kultstatus erlangte. Jungen schauten zwar auch zu – aber meistens eher heimlich.
Anno 2013 wirken manche Elemente, wie die übertrieben dargestellten sprechenden Tiere oder der am Overacting kratzende Nicholas Rogers als sich zum Helden wandelnder Schurke Tarabas, recht kitschig. Dennoch ist die Serie in Würde gealtert und macht als leichte, familientaugliche Fantasyunterhaltung mit Augenzwinkern und positiver Moral noch Spaß. Zumal in Nebenrollen Darsteller wie Ursula Andress oder Horst Buchholz glänzen. Ein bisschen Nostalgie gehört sicherlich dazu, um voll in die zehn Episoden einzutauchen, doch Prinzessin Fantaghirò zählt definitiv zu den besseren Produktionen aus den 1990ern, die auch ohne rosarote Brille noch für schöne Filmabende sorgen.
Bildqualität
Eigentlich müsste man für Prinzessin Fantaghirò zwei Bildbewertungen abgeben. Die Folgen 1-6 wurden damals auf Film gedreht und liegen in nativem 1080i im 16:9-Vollbild vor. Doch die Episoden 7-10 entstanden leider nur auf PAL-Video. In der Praxis ergibt das natürlich frappierende Unterschiede. So machen die ersten sechs Folgen einen überraschend guten Eindruck. Zwar ist das Filmkorn in allen Folgen durchgängig sehr präsent, doch das Bild ist ungemein plastisch und zeigt kräftige Farben. Besitzer großer Diagonalen entdecken bereits in der ersten Folge ungeahnte Details in Nahaufnahmen – man ist regelrecht baff. Für die Folgen 1-6 lohnt sich das Upgrade zur Blu-ray-Fassung also definitiv. Dann kommen jedoch die Episoden 7-10. Später produziert, und doch in der Bildqualität um Welten hinter den ersten Folgen. Das hochskalierte Bild ist unscharf und sieht aus wie eine mittelmäßige DVD. Auch das Bildformat ändert sich ab Folge 7 zu 1,66:1, so dass links und rechts Balken prangen.
Wie gibt man hier also eine Gesamtpunktzahl? Nun, wenn die Folgen 1-6 angesichts des TV-Ausgangsmaterials und des Alters eine starke 7 Wert wären und die Episoden 7-10 eine 4, kommt man zusammengenommen auf eine knappe 6.
Tonqualität
Die Blu-rays enthalten ausschließlich die deutsche Synchronisation im Format DTS-HD Master Audio 2.0. Man hört den Stereo-Spuren ihr Alter an, besonders da hohe Stimmen etwas zum Zischen neigen. Auch sind die Dialoge wesentlich lauter als Musik und Umgebungsgeräusche. Die Tonhöhe ist allerdings vollkommen korrekt, so dass Kenner der DVD hier keine böse Überraschung erwartet. Summa summarum sind die deutschen Abmischungen zweckmäßig.
Ausstattung
Wie schon bei der DVD-Ausgabe fehlt Bonusmaterial leider völlig.
Fazit
Technisch ist es schwierig dieser Blu-ray-Ausgabe der Serie Prinzessin Fantaghirò gerecht zu werden. Das Bild der ersten sechs Folgen ist für das Alter erstklassig und eine Offenbarung im Vergleich zu den betagten DVDs. Leider wurden die Episoden 7-10 direkt auf PAL-Video produziert und sehen entsprechend nach mittelmäßigem SD aus. Die Tonspuren sind zwar verlustfrei, liegen aber nur in Stereo vor und offenbaren ihr Alter recht deutlich. Schade ist ebenso, dass man bei so einem TV-Klassiker aus den 1990ern auf Extramaterial verzichtet. Prinzessin Fantaghirò lief in den 1990ern und war eine für die damalige Zeit sehr aufwändige deutsch-italienische Koproduktion. Die Serie baut leider in den letzten Folgen, besonders den Episoden 9 und 10, etwas ab, da die meisten bekannten Charaktere aus der Anfangszeit leider durch Abwesenheit glänzen. So schließt dieses Review damit, dass nostalgische Fans der Serie sehr gerne zugreifen dürfen und über die Bildqualität der ersten sechs Folgen staunen werden. Wer unschlüssig ist, sollte bedenken, dass es kein Extramaterial gibt und man Prinzessin Fantaghirò die Herkunft aus den 1990ern deutlich anmerkt. (anw)
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