Nachdem er eine Weile geübt hatte und mit Reservoir Dogs bereits 1992 einen Achtungserfolg bei Kritikern wie auch bei Filmfans und einen schon früh beinahe kultisch verehrten Neo-Klassiker inszenierte, legte der Meister 1994 nach: Mit Pulp Fiction inszenierte Quentin Tarantino nicht nur einen Kultfilm für die Ewigkeit; der Film etablierte den bereits vorher als Drehbuchautor vielfach in Erscheinung getretenen Regisseur im Hollywood-Olymp. Kein anderer verstand es so wie Tarantino, ausgedehnte, abgefahrene Dialoge mit lakonischer, eruptiver Gewalt und zynischem Humor so symbiotisch zu vereinen, als hätte die Melange schon immer so zusammengehört. Und so war es ob des Erfolges von Pulp Fiction nicht verwunderlich und nur eine Frage der Zeit, bis andere Regisseure das Meisterwerk auf ihre Weise interpretierten oder aber die wesentlichen genannten Bestandteile in ähnlicher Art gestalteten. So konnte Guy Ritchie mit ähnlichen Zutaten, aber sehr britischer Inszenierung, in den Neunzigern und im Jahre 2000 mit Bube, Dame, König, grAs und Snatch große Erfolge feiern, aber auch im eigenen Land ließen die begeisterten Nachahmer nicht lange auf sich warten: Der vorliegende Thursday von Regisseur Skip Wood weist deutliche Markenzeichen von Tarantinos Filmen auf. Ist QT hiermit kopiert und erreicht?
Story
Casey (T. Jane) ist verheiratet, Architekt und führt ein beschauliches, beinahe schon spießiges Leben in Los Angeles. Doch das war nicht immer so: Vor Jahren war Casey zusammen mit seinem besten Kumpel Nick (A. Eckhart) eine nicht unerhebliche Größe im Drogenhandel; skrupellos und auch vor Mord nicht zurückschreckend, hat er sich Millionen verdient. Aber das ist passé und lange her. Eben jener ehemals beste Kumpel Nick taucht nun unverhofft bei Casey auf, um sich dessen Wagen zu borgen und hinterlässt einen verschlossenen Koffer. Der misstrauische Casey öffnet diesen und findet eine ungeheuere Menge an Heroin vor. Und schon gehen die Probleme los: Plötzlich hat es Casey am namensgebenden Donnerstag mit Killern, einer notgeilen Freundin Caseys, der Polizei und zu allem Überfluss auch noch mit einem Vertreter der Adoptionsbehörde zu tun.
Thursday, beginnt stark: Die Eingangsszene im Café hätte tatsächlich von Tarantino himself stammen können. Der tolle Dialog von Aaron Eckharts Charakter mit der Servicekraft und der explosive Gewaltausbruch scheinen der Feder des Meisters entsprungen zu sein. Leider kann der Film das zu Beginn gezeigte, vielversprechende Niveau nicht über die gesamte Länge halten. Der Versuch, seinem Vorbild nachzueifern, ist dem Werk von Skip Woods jede Sekunde anzumerken; im Gegensatz zu den Werken von Tarantino wirkt sich hier allerdings die Länge oder vielmehr die Kürze von Thursday negativ aus.
Die ausufernden Dialoge haben weder die perfekte Länge noch die Qualität, um an die der großen Vorbilder heranzureichen, auch reicht die doch recht schlichte Storyline ohne rechten Twist und mit kaum einer Überraschung, nicht aus, um den Film zu etwas wirklich Bemerkenswertem zu machen. Ihr Übriges tun die Schauspieler: Während Aaron Eckhart als schmieriger Ganove völlig überzeugend agiert, wirkt Thomas Janes Darstellung des spießigen Architekten mit hochkrimineller Vergangenheit nicht nur leicht gelangweilt, sondern nur mäßig glaubhaft. Paulina Porizkova, mit sichtlichem Spaß an der Sache vor der Kamera posierend, macht ihre Sache durchschnittlich.
Bildqualität
Das Ausgangsmaterial von Thursday wurde 1998 auf 35mm-Material gebannt. Der Transfer liegt in 1080p/ 24 im Ansichtsverhältnis 1,85: 1 vor. Bereits zu Beginn fällt eine minimale Unschärfe, erstaunlicherweise bei Close Ups, auf. Bei nicht allzu dicht herangezoomten Nahaufnahmen ist die Schärfe hoch, so dass Poren und einzelnen Haare schön deutlich erkennbar sind. Bereits in den Mittelgründen jedoch stellt sich jene leichte Unschärfe wieder ein, die bei Diagonalen bis 47 Zoll allerdings nicht allzu störend sein dürfte. Korn tritt nur dezent auf, mit Ausnahme einer Rückblende in Schwarz-Weiß. Hier tritt Korn als Stilmittel sehr stark auf. Der Kontrast ist ausgewogen, die Farbgebung natürlich; nur der Schwarzwert ist lediglich auf durchschnittlichem Niveau. Das Bild wirkt trotz der marginalen Unschärfe homogen und natürlich ohne das letzte Quäntchen Schärfe, aber eben auch ohne künstliche Überschärfung.
Tonqualität
Die Tonspur des Films liegt in DTS HD MA 5.1 vor. Sehr auffällig ist eine recht voluminöse, dynamische Abmischung des gelungenen Musik-Scores, während die Dialoge im Verhältnis etwas zu leise abgemischt erscheinen. Der Soundtrack hat außer bei Schießereien kaum Gelegenheit, mit Dynamik und Basseinsatz zu punkten und die Rears und Surround Backs werden relativ selten einbezogen. Von einer umhüllenden Surroundkulisse ist nur selten etwas zu hören. Insgesamt betrachtet wirkt das Verhältnis zwischen Lautstärke des Scores und Lautstärke der Dialoge ziemlich unausgewogen.
Ausstattung
Der Veröffentlichung wurden keinerlei Extras beigefügt.
Fazit
Audiovisuell ist die Scheibe guter Durchschnitt, zumindest was das Bild angeht. Der Sound unterliegt ziemlichen Schwankungen: Der Score ist überlaut, dafür die Dialoge manchmal zu leise. Dass auf der Veröffentlichung keine Extras vorhanden sind, geht so natürlich gar nicht. Thursday könnte man mit „wie gewollt, aber nur teilweise gekonnt“ umschreiben. Die Absicht ist klar: Regisseur und Drehbuchschreiber, von Quentin Tarantino und Pulp Fiction sehr deutlich inspiriert, wollten mit dem durch sie aufgedrückten, eigenen Stempel etwas Ähnliches, aber doch Eigenständiges inszenieren. Das ist nur bedingt gelungen. Da fehlt zum Genie des Meisters der Skurrilität noch ein ganzes Stück. Thursday ist eine rabenschwarze Thriller-Farce, die durchaus gut unterhält, aber für den mehrfachen Genuss nur mit deutlichen zeitlichen Abständen geeignet ist. Thursday ist in manchen Einstellungen kultig, aber noch lange kein Kultfilm. (pl)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV : Panasonic TX-P 65 VT 20
BDP: Panasonic DMP-BDT 310
AVR: Onkyo TX-SR 876
Boxen: Heco Horizon 110/ 210,Magnat Vector Needle Dipol, Quadral PowerCube Sub DV 500