Bryan Singer (X-Men) schickt Hauptdarsteller Nicholas Hoult in Jack and the Giants die Bohnenranke hoch, um das Herz einer Prinzessin zu erobern. Während das CGI-Feuerwerk in den Kinos international enttäuschte, folgt nun die zweite Chance im Heimkino. Gedreht in nativem 3D soll das Fantasy-Abenteuer im Vertrieb von Warner Bros. nun in den Wohnzimmern neue Wurzeln schlagen.
Story
Jack (N. Hoult) ist ein armer Bauer, der lieber große Abenteuer erleben würde, statt am Hungertuch zu nagen. So ist es kein Wunder, dass er sich im Zuge seiner Träumereien überreden lässt, das letzte Pferd seiner Familie gegen angeblich magische Bohnen einzutauschen. Als dann die entflohene Prinzessin Isabelle (E. Tomlinson) allerdings bei Jack Unterschlupf sucht und die Bohnen tatsächlich ihre Magie entfalten, werden Jacks Wünsche wahr: das Abenteuer beginnt.
Bryan Singers Verfilmung des englischen Märchens Hans und die Bohnenranke stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Während der Regisseur eine erwachsene Version mit dem Titel Jack the Giant Killer im Auge hatte, wünschte sich das Studio einen Familienfilm. Schließlich einigte man sich auf ein PG-13-Abenteuer und änderte den Titel fluchs zu Jack the Giant Slayer – woraus in Deutschland die noch harmlosere Variante Jack and the Giants wurde. Diese Unentschlossenheit merkt man dem Endprodukt an, das in einigen ironisch-düsteren Momenten im Schloss der Riesen Gedanken daran wachruft, was mit einer höheren Altersfreigabe vielleicht drin gewesen wäre. Gleichzeitig gibt es sehr viele Comedy-Einlagen, deren Humor sichtlich auf eine jüngere Zielgruppe ausgerichtet ist Am besten zündet hier der trockene Humor, den Ewan McGregors Charakter typisch britisch verströmt. Anders sieht es bei den zwar monströsen aber reichlich dümmlichen Riesen aus, die sich einen Fehltritt nach dem anderen leisten und nur selten bedrohlich wirken. Ein weiterer Kritikpunkt sind die arg herausstechenden CGI-Effekte, die dezent veraltet wirken. Hier spiegelt sich das Budget von rund 200 Mio. US-Dollar nicht immer im Gesehenen wider.
Vermutlich hat die turbulente Entstehungsgeschichte von Jack and the Giants zum Flop an den Kinokassen beigetragen – sein Budget konnte das Fantasy-Märchen nicht wieder reinholen. Trotzdem macht der Film einigen Spaß und erinnert vor allem an die immer leicht kitschigen Fantasy-Streifen der 1980er wie Die Braut des Prinzen, Legende und Willow. Die Besetzung ist mit Hoult, McGregor oder Bill Nighy als Stimme des Riesen-Anführers durchweg gelungen. Als Popcorn-Film unterhält Jack and the Giants durchaus kurzweilig. Interessierte sollten den Kauf davon abhängig machen, wie stark sie Gefallen am Cast finden und wie ausgeprägt ihr Faible für Fantasy ist, die sich selbst nicht allzu ernst nimmt. Leider ist Bryan Singers Jack and the Giants zwar nicht das ursprünglich angedachte Märchen für Erwachsene geworden, unterhält aber weit besser als sein Ruf.
Bildqualität
- Videocodec AVC-MPEG4, Ansichtsverhältnis 2,40:1, Auflösung 1080p
- digital gefilmt und daher keinerlei Filmkorn
- kräftiges Schwarz, das aber nie Details verschluckt
- extrem hoher Detailgrad sowohl bei Nahaufnahmen als auch weiteren Shots
- keinerlei Kompressionsprobleme
- insgesamt referenzwürdiges, natürliches HD-Bild
Bild 3D
- Videocodec MVC, Ansichtsverhältnis 2,40: Auflösung 1080p
- sehr natürliche Tiefenwirkung und klare Differenzierung einzelner Bildebenen
- speziell die Riesen wirken in 3D eine ganze Spur beeindruckender
- leider nur sporadische und eher dezente Pop-Out-Effekte
- alle Qualitäten der 2D-Version bleiben erhalten
Tonqualität
- Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (DTS-HD Master Audio 5.1), uvm.
- ausgewogene Abmischung mit sehr guter Dialogverständlichkeit
- Umgebungsgeräusche sind gut ortbar (z. B. Windstöße auf der Ranke)
- kräftige aber nicht zu dominante Bässe in Action-Szenen (Angriff der Riesen)
- Originalton ist lauter abgemischt und platziert die Musik etwas eindrucksvoller
Ausstattung
Warner hat sich für die Special Features etwas Seltsames einfallen lassen. Um die Bonusinhalte abzurufen, muss man in einem interaktiven Spiel wie Jack selbst die Bohnenranke hinaufklettern. Hauptdarsteller Nicholas Hoult gibt einem dabei Tipps, um Hindernissen auszuweichen. An sich ist diese Idee witzig, nervt allerdings auch schnell. Wer einfach die Making-Ofs mit insgesamt 40 Minuten Spielzeit (HD) ansehen möchte, muss sich trotzdem immer wieder durch das Spielchen quälen. Optional wäre dies eine coole Idee gewesen, in der dargebotenen Form dürften konventionellere Zuschauer aber eher genervt sein. Separat sind noch einige geschnittene Szenen und ein Gag Reel abrufbar.
Fazit
Jack and the Giants bietet bildtechnisch Referenzqualität – das gilt für die 2D- und für die 3D-Fassung. Zwar sind die 3D-Effekte dezenter als beispielsweise bei Die fantastische Welt von OZ, das trübt den gelungenen Eindruck aber kaum. Die deutsche Surroundspur untermalt das rasante Geschehen mit der nötigen Wucht. Lediglich das Extramaterial fällt deutlich ab, zumal das Mini-Spiel, welches den Zugriff auf die Inhalte steuert, bestimmt nicht jedermanns Sache sein wird. Seinen grandiosen Flop an den Kinokassen hat Bryan Singers etwas unentschlossenes Fantasy-Märchen eigentlich nicht verdient. Auch wenn die CGI-Effekte nicht mehr dem neuesten Stand der Technik entsprechen und der Spagat zwischen Abenteuer für Erwachsene und Spaß für Kinder und Jugendliche manchmal misslingt, bereitet das Ergebnis eine Menge kurzweiligen Spaß. Im Grunde steht Jack and the Giants weniger in der Tradition großer Epen wie Herr der Ringe und erinnert mehr an die augenzwinkernden Fantasy-Blockbuster der 1980er. Wer daran auch heute noch seinen Spaß hat, darf auch bei Jack and the Giants, insbesondere bei der gelungenen 3D-Fassung, zugreifen. (anw)
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