Der Begriff „Gringo“ wird besonders gerne in Mexiko und südamerikanischen Ländern benutzt. Dort dient er zur eher abfälligen Titulierung von (weißen) Ausländern, z.B. US-Amerikanern. Das Wort besitzt also einen durchaus latent rassistischen Unterton. Diesen greift Get the Gringo in einer durchaus humorvollen Gangster-Klamotte auf und dreht ihn genüsslich durch den Kakao. Hier kriegen beide Parteien ihr Fett weg, so dass unterm Strich ein vergnüglicher, kurzweiliger und immer politisch inkorrekter Film herauskommt.
Story
Nach einer rasanten Verfolgungsjagd entlang der amerikanisch-mexikanischen Grenze gelingt dem maskierten Gangster „Driver“ (M. Gibson) gerade noch die halsbrecherische Flucht auf die Grenzseite Mexikos. Die korrupten Beamten freuen sich diebisch über die üppige Summe Bargeld, die sie auf der Rückbank des schrottreifen Autos vorfinden. Mister X landet in der Gefängnisstadt „El Pueblito“. Was ihn dort erwartet, kennt der Mann von seinen bisherigen Knastaufenthalten nicht. Gefangene dürfen sich innerhalb des Geländes frei bewegen, ebenso wenig mangelt es den Gesetzlosen an Frauen und Drogen. Selbst Familien haben in dem Chaos ihr Zuhause gefunden. Der inhaftierte US-Amerikaner merkt jedoch schnell, dass auch in dieser Einöde das Geld die einzig relevante Währung ist. Also beschließt der erfahrene Gangster, mit allerlei dubiosen Methoden flüssig zu werden. Dabei wird er jedoch von einem kleinen Jungen (K. Hernandez) beobachtet, der ihm schon bald ans Herz wächst. Der Zehnjährige hat ein besonders gestörtes Verhältnis zum Mithäftling Javi (D.G. Cacho), der sich zum heimlichen „König von El Pueblito“ aufgeschwungen hat.
Mel Gibson ist ein erfahrener Schauspieler, von dessen Coolness und Routine der flotte Crime-Thriller Get the Gringo durch die Bank weg profitiert. Und doch geht Bad Mel mittlerweile auf die sechzig Lenze zu und das merkt man dem Film eben auch an. Die Action ist hier längst nicht so explosiv wie erhofft. Ein Shoot-Out, der eigentlich zum inszenatorischen Highlight hätte taugen können, verliert seinen Thrill durch die vollständige Slow Motion-Entschleunigung der gesamten Szene. Dies mag sekundenlang sehr gut aussehen; gestreckt über zwei, drei Minuten, geht dann doch eine Menge verloren. In Zeitlupe einschlagende Pistolenkugeln hat man in anderen Filmen schon zur Genüge und in auch coolerer Form gesehen. Immerhin zeigt Get the Gringo in solchen, natürlich maßlos übertriebenen Sterbeszenen seinen zutiefst schwarzhumorigen Charakter. Denn so blutig der Film auch ist, hier hält die Kamera eben nicht drauf, wenn z.B. als Verhörmethode Zehen amputiert werden. Und wann immer Mr. Gibson selbst zur Exekutive schreitet, wird dies von i.d.R. sehr gelungenen One-Linern untermalt. Die Dialoge sind jedenfalls klasse, gerade weil sie manchmal so wunderbar hirnverbrannt sind.
Doch trotz aller Absurdität bietet der Film aber auch ein gutes Maß an Ernsthaftigkeit. Besonders Jungdarsteller Kevin Hernandez macht seine Sache hervorragend und verleiht seiner kindlichen Figur sehr viel Reife und Abgebrühtheit. Gibson und er sind in der angestrebten Vater-Sohn-Konstellation ein sehr gut agierendes Duo. Auch die vielen im Spanischen belassenen Dialoge sowie das authentische Setting tun dem 90-Minüter gut. Nur in einer einzigen Szene verlässt Get the Gringo seine staubige, dreckige Kulisse. Der Subplot in einem US-amerikanischen Wolkenkratzer hat aber mit den gleichen kleinen Problemchen zu kämpfen, wie das ganze Drumherum: Es fehlt das gewisse Etwas, um gerade die Action tatsächlich fulminant in Szene zu setzen. Auch sollte man sich in besagter Szene nicht allzu sehr wundern, falls man zufälligerweise die deutschen Untertitel aktiviert hat: Der „Driver“ alias Mel Gibson stellt sich telefonisch bei seinem Gegenüber als Donald Trump vor, während der Untertitel ihn als Clint Eastwood ausweist.
Bildqualität
- Full HD im Format 2.35:1
- sehr gute Bildschärfe
- passend zum Setting des Films herrscht eine warme, erdige Farbgebung vor
- guter, aber keineswegs überragender Schwarzwert: manche Details gehen szenenbedingt verloren
Tonqualität
- Deutsch und Englisch DTS-HD MA 5.1
- Tonspur ist reich an räumlicher Atmosphäre bzw. räumlichen Effekten
- viele donnernde Subwoofer-Einsätze (Schusswechsel, Verfolgungsjagd zu Beginn)
- vereinzelte Schwächen in der Dialogverständlichkeit
- der stimmige „Mariachi“-Soundtrack klingt dynamisch und organisch
Ausstattung
- Making Of (17 Minuten)
- Am Set (11 Minuten)
- Interviews (25 Minuten)
- B-Roll (23 Minuten)
- Trailer
Fazit
Kleine Abstriche gibt es sowohl beim Bild als auch beim Ton zu vermelden. Der Schwarzwert ist nicht perfekt und manche Textpassage klingt hier und da etwas undifferenziert. Sicherlich ist dies dem Wunsch nach Authentizität geschuldet. Abgesehen davon sind sowohl die Bildschärfe als auch der Surroundsound erstklassig ausgefallen. Wer Spaß an schrägen Charakteren und einer nicht gerade bierernst vorgetragenen Story hat, kann mit „Get the Gringo“ nicht viel falsch machen. Das ist einfach herzhaftes Erwachsenenkino – politisch gar nicht korrekt, bleihaltig und mit herrlich absurden Dialogen versehen. Mel Gibsons Zeit als tougher Actionheld neigt sich zwar ganz langsam dem Ende zu, hier geht das filmische Konzept aber noch auf, ohne allzu große Bauchschmerzen beim Zuschauer hervor zu rufen. (dkr)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Panasonic TX-P50VT20EA
BDP: PanasonicDMP-BDT 310
AVR: YAMAHA RX-V565
Boxen: Teufel Theater 4 Hybird