Regisseur Timur Bekmambetov hat bereits mit seinen bisherigen Arbeiten wie Wächter der Nacht oder Wanted klar gemacht, dass es ihn eindeutig zum fantastischen Film hinzieht. Kein Wunder also, dass er sich zusammen mit dem Filmemacher Tim Burton die Rechte an dem gleichnamigen Roman von Seth Grahame-Smith sicherte und mit Abraham Lincoln: Vampirjäger seinen neusten Film präsentiert. Dieser zeigt die amerikanische Geschichte in einem ganz anderen Licht.
Story
Abraham Lincoln (B. Walker) gilt noch heute als einer der beliebtesten und bedeutendsten Präsidenten der USA. Er sorgte für die Wiedervereinigung der Vereinigten Staaten, schaffte die Sklaverei ab und schuf den Grundstein für die starke Wirtschaftskraft der heutigen Weltmacht. In Wirklichkeit war der 16. Präsident aber auch Vampirjäger, da seine Mutter von einem Blutsauger getötet wurde und er nun auf Rache aus ist. Zusammen mit dem ehemaligen Vampir Henry Sturgess (D. Cooper) begibt er sich auf Jagd nach deren Anführer Adam (R. Sewell), merkt aber letztendlich, dass er alles riskieren muss, um diesen Kampf zu gewinnen.
Der Film bemüht sich zu keinem Zeitpunkt 100%ig historisch korrekt zu sein. Wie auch, denn schließlich sind Vampire ein nicht unbedeutender Bestandteil der Handlung. Aber gerade das ist es, was den Kasachen Bekmambetov für diese Leinwandadaption prädestiniert. Die Verfilmung weicht zu einem nicht unbeträchtlichen Teil von der Buchvorlage ab. Der große Vorteil ist jedoch, dass Original Autor Seth Grahame-Smith persönlich für das Filmskript zuständig war und somit die Handlung nach seinen Vorstellungen anpassen konnte. Der Hauptunterschied ist gewiss die fehlende Charaktertiefe von Abraham Lincoln selbst, da sehr viele Rückschläge und Elemente zur Entwicklung seiner Psyche weggelassen wurden, um Platz für mehr Actionsequenzen zu bieten. Die haben es aber in sich und sind mitunter sehr originell und einzigartig ausgefallen.
Hin und wieder gibt es auch ein, zwei langweilige Momente, aber ansonsten vergeht die Zeit wie im Flug, da sich der Regisseur in keiner Szene zu lange aufhält. Der abstruse Fantasy Action Horror Mix macht auf eine gewisse Weise wirklich Spaß. Vor allem die teils spektakulären Choreographien, der Axt-schwingende Lincoln sowie die tollen historischen Kulissen sind ein Sehgenuss. Davon hätte gerne noch ein wenig mehr untergebracht werden können. Das größte Manko ist jedoch die Besetzung der Hauptfigur Abraham Lincoln durch Benjamin Walker (Flags of our Fathers). Dieser schafft es, weder als Action- noch als Charakterdarsteller richtig zu überzeugen, so dass es dem Zuschauer schwer fällt, ihm die Figur abzukaufen. Die übrigen Rollen weisen da weitaus bessere Leistungen auf, bei denen vor allem Dominic Cooper als Lincolns Lehrmeister Henry Sturges und Mary Elizabeth Winstead als liebende Ehefrau besonders herausstechen und den Protagonisten klar an die Wand spielen.
Bildqualität
Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung 1920x1080p, Ansichtsverhältnis 2,40:1 Der Film wurde sowohl auf 35mm Material, wie auch mit digitalen Arri Alexa und Phantom Flex Kameras für die Zeitlupenaufnahmen gedreht. So ist zwar hin und wieder schwaches Filmkorn zu sehen, welches aber nicht sonderlich negativ auffällt. Die Schärfe ist überwiegend sehr gut bei solider Detailzeichnung, schafft es aber nicht sich vor einigen unschönen weichen Darstellungen vor allem in den Randbereichen zu erwehren. Aufgrund zahlreicher Stilmittel, wie etwa Farbfilter, ist die Koloration zwar insgesamt nicht wirklich natürlich, aber doch sehr kräftig. Häufig ist das Bild in Sepia Töne getaucht, was gut zum Film passt. Der Kontrast ist etwas steil eingestellt, was aber nicht beeinträchtigend auffällt. Dafür ist der Schwarzwert stark bei guter Durchzeichnung. Kompressionsspuren sind nicht vorhanden.
Bild 3D
Grundsätzlich macht Abraham Lincoln – Vampirjäger in 3D trotz Konvertierung eine gute Figur. Dennoch ist an der künstlichen Differenzierung der Ebenen und einigen Szenen, denen es komplett an Tiefe mangelt zu erkennen, dass es sich nicht um eine native 3D-Produktion handelt. Aufgrund der verwendeten Stilmittel und des düsteren Looks, kombiniert mit der leicht gesunkenen Helligkeit bei der 3D-Wiedergabe, gehen zudem in dunklen Bildbereichen Details verloren. Dieser Effekt ist aber lange nicht so extrem wie beispielsweise bei Thor oder Amazing Spider-Man. Die Verantwortlichen für die 3D-Umsetzung haben übrigens überraschend viele Pop-Out-Effekte integriert. Dies ist man von Konvertierungen sonst absolut nicht gewohnt. Gut zu sehen ist dies im Kampf in Gettysburg. Insgesamt handelt es sich klar um eine überdurchschnittliche 3D-Konvertierung, die sich speziell in den Action-Szenen positiv auf den Spaß-Faktor auswirkt. Wer sich also bei Abraham Lincoln – Vampirjäger für die 3D-Version des Films entscheidet, erhält definitiv den nötigen Gegenwert für sein Geld.
Tonqualität
Deutsch DTS 5.1, Englisch DTS HD Master Audio 7.1 Obgleich der Film in der deutschen Synchronisation nur komprimiert in DTS 5.1 auf die Blu-ray gepackt wurde, gibt es nur marginale Unterschiede zum verlustfreien Pendant, der lediglich etwas lebendiger ausgefallen ist und minimal besser aufgelöst wurde. Abgesehen davon punktet die Abmischung vor allem mit kräftigen Bässen, die sich häufig bemerkbar machen, und starken wie weiträumigen Surroundeffekten. Sei es bei Szenen auf dem Bootssteg oder bei den spektakulären Action Sequenzen (Stichwort Pferde), die Direktionalität ist auf sämtlichen Kanälen erstklassig. Ansonsten wurde der Mix sehr natürlich und dynamisch gehalten, der sowohl Effekte, Musik als auch Dialoge ausgewogen und klar wiedergibt, ohne dass eines der Elemente das andere übertönt. Zwar reicht es aufgrund leichter Defizite in der Hochtonwiedergabe nicht ganz zur Höchstnote, aber nichtsdestotrotz wird der Ton wohl kaum jemanden enttäuschen.
Ausstattung
- Audiokommentar von Autor Seth Grahame-Smith
- Das große Unheil (HD; 7:43 min.)
- Die Entstehung von „Abraham Lincoln Vampirjäger“ (HD; 75:21 min.):
- Vom Buch zum Film
- Der Filmdreh
- Die Choreografie der Kampfszenen
- Die Make-up-Effekte
- Timur Bekmambetovs Stil des Films
Fazit
In technischer Hinsicht gibt es kaum Grund zur Klage. Das 2D Bild liefert eine gute Schärfe, wohingegen die 3D Variante trotz nachträglicher Konvertierung für Überraschungen sorgt. Der Ton bezieht bei starker Abmischung sämtliche Lautsprecher konsequent mit ein und sorgt für eine angenehme räumliche Klangkulisse. Die Extras sind solide und liefern einige interessante Hintergrundinformationen. Nachdem bereits in Cowboys & Aliens das amerikanische 19. Jahrhundert für ein abstruses Mashup herhalten musste, gesellt sich mit Abraham Lincoln: Vampirjäger ein weiteres hinzu. Einmal mehr lautet das Motto: Hirn abschalten und einfach nur unterhalten lassen. Mit dieser Formel und ohne große Erwartungen wird man letztendlich doch angenehm überrascht. (sah, anw)
Kaufempfehlung
Testgeräte
Testgeräte 2D + Audio
TV: Toshiba 47Z3030D
Player: Sony BDP-S790
AV-Receiver: Denon AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 5 & Dali Vocal / Rear: Dali Zensor 1
Testgeräte 3D
TV: Panasonic TX-P65VT50E
Player: Panasonic DMP-BDT310EG
AV-Receiver: Onkyo TX SR 606
Lautsprecher: Heco Victa 5.1 Komplett-Set