Mit der Entwicklung einer Nachfolgeserie zu den kultisch verehrten Abenteuern von Captain Kirk und seiner Crew gingen die Verantwortlichen Mitte der Achtziger Jahre, ein nicht zu unterschätzendes Risiko ein. Die Vorzeichen standen alles andere als gut. Dass die eingefleischten Fans der Originalserie dem Projekt äußerst kritisch gegenüber stehen würden, war abzusehen. Doch selbst in der Chefetage von Paramount rechnete man eher mit einem schnellen Schiffbruch, denn einem Erfolg. Doch allen Unkenrufen zum Trotz erkämpfte sich Star Trek – The Next Generation relativ rasch ein treues Publikum. Gegen Ende der ersten Staffel war klar, dass es sich lohnen würde weiter zu machen. Doch die Euphorie, die sich am Ende des ersten Jahres im Produktionsstab einstellte, erfuhr einen jähen Dämpfer.
Story
Sternzeit 42073.1 (nach gregorianischem Kalender schreiben wir den 19. November 1988). Unter der Führung von Captain Jean-Luc Picard erlebt die Besatzung der USS Enterprise 1701-D aufregende neue Abenteuer. Dabei wird der Zuschauer einige größere und kleinere Veränderungen bemerken. Am auffälligsten ist sicherlich die Tatsache, dass die Schiffsärztin Dr. Beverly Crusher nicht mehr an Bord ist. In der Serie übernimmt sie die Leitung der medizinischen Abteilung der Sternenflotte. Tatsächlich wurde Crusher-Darstellerin Gates McFadden schlicht gefeuert, da sie sich mit einigen Verantwortlichen überworfen hatte. Doch wie man so schön sagt: man sieht sich immer zweimal im Leben. Zeitweise ersetzt wurde sie durch die wesentlich ältere Diana Muldaur, die bereits in zwei Episoden der klassischen Serie mitspielte. Mit ihrer spröden Art kam sie bei den Fans jedoch nicht gut an. Ihre „Auseinandersetzungen“ mit Data sollten die glorreichen Wortgefechte zwischen McCoy und Spock wiederbeleben, was allerdings kläglich scheiterte.
Dagegen fanden nun endlich zwei andere Crewmitglieder ihre Berufung. Lt. Worf wurde zum Sicherheitschef befördert und Geordi zum Chefingenieur ernannt. Vor allem Worf, der während der ersten Staffel die meiste Zeit recht unmotiviert in der Gegend herumstand, fand nun endlich eine adäquate Daseinsberechtigung. Den wohl größten Coup landete man mit der Verpflichtung der damals immens erfolgreichen Whoopi Goldberg als mysteriöse Barkeeperin Guinan. Folgerichtig entstand mit der Erholungslounge Zehn Vorne ein völlig neues Set, in dem sich die Crewmitglieder fortan ihre Freizeit vertreiben. Agierte das Ensemble im ersten Jahr noch außerordentlich steif und unterkühlt, etablierte sich nun ein entspannter Umgang untereinander. Auf der Brücke durfte auf einmal gescherzt und gelacht werden. So langsam wächst zusammen, was zusammengehört. Vielleicht ist das die wichtigste Neuerung innerhalb der zweiten Staffel.
Doch auch abseits der Brücke ging es hoch her. Der Einfluss von Serienschöpfer Gene Roddenberry wurde aufgrund einiger Probleme mit der Autorenvereinigung deutlich eingeschränkt. Autoren, die gegen Roddenberrys „Bibel“ von „Du sollst nicht…“ Regeln verstießen, hatten bei der Serie keine Zukunft und fanden sich schnell auf der Straße wider. Rick Berman wurde daraufhin zum obersten Entscheidungsträger ernannt. Die Verantwortung für die Drehbücher übernahm Maurice Hurley, mit dem sich die Zusammenarbeit allerdings ebenfalls als nicht so einfach erwies. Das größte Problem, unter dem die zweite Staffel zu leiden hatte, war ein Autorenstreik, der Ende 1988 fast alle Fernsehserien lähmte. Auch die Next Generation blieb davon nicht verschont. In der Verzweiflung kramte man sogar alte Drehbücher hervor, die ursprünglich für die in den Siebzigern geplante, aber nie realisierte Serie Star Trek: Phase II gedacht waren. Ein Ergebnis dieser Praxis war gleich die erste Folge der Staffel „Das Kind“, in der Counselor Troi von einem außerirdischen Energiewesen geschwängert wird. Eine völlige Kapitulation gegenüber den gegebenen Umständen stellte die letzte Folge „Kraft der Träume“ dar, in der lediglich Schnipsel aus bereits gesendeten Episoden wiederverwendet werden. Letztlich musste sogar die ganze Staffel auf 22, statt der normalen 26 Episoden, gekürzt werden.
Doch dem gegenüber stehen auch einige hervorragende Geschichten, die bereits erahnen lassen, zu welchen Höhenflügen die nächste Generation fähig ist. „Sherlock Data Holmes“, „Der Austauschoffizier“ oder „Klingonenbegegnung“ sollen in dieser Hinsicht als Beispiele dienen. Schlüsselepisoden der zweiten Staffel sind jedoch „Wem gehört Data?“ und „Zeitsprung mit Q“. Man muss sich nur diese beiden Episoden ansehen um zu verstehen, warum Star Trek zu einem popkulturellen Phänomen wurde. „Wem gehört Data?“ beschäftigt sich mit der zutiefst moralischen Fragestellung, ab wann wir es mit denkendem, fühlendem, sich selbst bewusstem Leben zu tun haben. Ist Data ein reiner Gebrauchsgegenstand, über den die Obrigkeit der Sternenflotte nach Belieben verfügen darf? Oder hat der Android ein Anrecht auf ein selbstbestimmtes Leben? Ohne Zweifel gehört Episode 35 zu den besten der gesamten Serie. Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte von Star Trek ist die Folge „Zeitsprung mit Q“, in der die ultimative Nemesis der Föderation eingeführt wird: die Borg. Die Konfrontation mit dieser übermächtigen kybernetischen Rasse schüttelt der Besatzung der Enterprise die latent vorhandene Selbstgefälligkeit aus den Kleidern. Trotz der scheinbar überlegenen Technik der Sternenflotte ist im Weltall nach wie vor Vorsicht geboten. „Zeitsprung mit Q“ ist dramatische Science-Fiction, wie man sie sich kaum besser wünsche kann und ein kleiner Vorgeschmack darauf, was die Föderation von den Borg in Zukunft zu erwarten hat.
Bildqualität
- Videocodec MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 4:3, Auflösung 1080p
- fabelhafte Detailzeichnung
- ausgewogene Kontrastwerte
- natürliche Farbgebung
- natürliches Filmkorn bleibt über weite Strecken erhalten
- in einigen Szenen deutliches Rauschen sichtbar
- keine altersbedingten Bildfehler erkennbar
- auf digitale Hilfsmittel wurde verzichtet
Tonqualität
- Deutsch Dolby Digital 2.0 Mono
- codierungsbedingt konzentriert sich die Akustik auf die beiden Frontkanäle
- Dialoge sind jederzeit klar zu verstehen
- altersbedingte Beeinträchtigungen sind nicht zu vernehmen
- kein Rauschen, keine Zischlaute, etc.
- die Dynamik passt sich den eingeschränkten Gegebenheiten an
Ausstattung
Die zweite Staffel von Star Trek – The Next Generation ist vollgepackt mit umfangreichen und informativen Extras, die sich auf die fünf Discs verteilen. Dabei wird das von den DVDs bekannte Material durch neu produzierte Inhalte ergänzt. Insgesamt erhält der Fan einen umfangreichen Einblick in den Produktionsprozess der Serie. Die Arbeit der Drehbuchautoren wird ebenso beleuchtet wie die Entstehung der damals noch vollständig analogen Spezialeffekte. Selbst die Verwalterin des riesigen Star Trek Fundus aus Requisiten kommt zu Wort. Unbedingt ansehen sollte man sich die „Wiedervereinigung: 25 Jahre nach The Next Generation“. Anlässlich der Blu-ray Veröffentlichung der Serie treffen sich alle Hauptdarsteller zu einer launigen und interessanten Runde. Die Sonderausstattung liegt teilweise in HD vor.
Fazit
An der bildtechnischen Restaurierung gibt es nur wenig zu kritisieren. Die fast 30 Jahre alte Serie sieht aus, als wäre sie erst gestern produziert worden. Dazu tragen natürlich auch die sensibel aufgewerteten Spezialeffekte bei. Der deutsche Ton hält da erwartungsgemäß nicht mit. Mehr als Zweckmäßigkeit gibt es an dieser Stelle nicht zu konstatieren. Das Zusatzmaterial gestaltet sich äußerst umfangreich und informativ. Hier dürfte jeder interessierte Fan fündig werden. In der zweiten Staffel der Next Generation findet das Ensemble langsam aber sicher einen gemeinsamen Rhythmus. Die stocksteifen und hölzernen Darbietungen der ersten Season gehören der Vergangenheit an. Es wird langsam heimelig auf der Enterprise D. Auf Grund des damaligen Autorenstreiks zeigen sich die einzelnen Episoden qualitativ äußerst unterschiedlich. Neben grandiosen Höhenflügen sind auch einige Ausfälle zu verzeichnen. Insgesamt haben die Verantwortlichen wohl das Beste aus der gegebenen Situation gemacht. Für Trekkies, Trekker und solche, die es werden wollen ist die zweite Staffel der Next Generation auf Blu-ray ohne Frage unverzichtbar. Energie! (ml)
(weitere Reviews anzeigen)
Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Panasonic TX-P55VT50E (55“) (kalibriert)
BDP: Panasonic DMP-BDT500
AVR: Pioneer SC-LX81
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Teufel M-500 (Surround)