Wohnen Sie zur Miete? Wie gut kennen Sie Ihren Hausmeister? Wissen Sie zufällig auch, was der gute Mann tagsüber so treibt, wenn Sie außer Haus sind? Solche Fragen stellt man sich selten, woran aber ein äußerst fieses Filmchen aus Spanien nun einiges ändern könnte. Denn hinter einem freundlichen Gesicht muss noch lange kein freundliches Wesen stecken. Bleibt nur zu hoffen, dass Sleep Tight jetzt nicht gleich eine ganze Berufsgilde in Verruf bringt.
Story
César (L. Tosar) ist Hausmeister in einem vornehmen Mehrparteienhaus. Zu den Mietern im Haus unterhält der freundliche Portier ein auf den ersten Blick inniges Verhältnis. Für jeden Bewohner hat der Mann im grauen Arbeitsanzug ein offenes Ohr, stets ist er höflich und zuvorkommend. Doch hinter der Fassade des tüchtigen Saubermanns steckt ein düsteres Antlitz. Ganz besonders die attraktive Appartmentbewohnerin Clara (M. Etura) spornt César zu finsteren Gedankenspielen an. Unzufrieden mit seinem eigenen Leben, ist ihm die sorglose junge Frau ein Dorn im Auge.
Bereits im Prolog macht César dem Zuschauer sein Dilemma begreiflich. Er selbst ist nicht in der Lage Glück zu empfinden, und war es auch nie. Daraus leitet der Protagonist von Sleep Tight eine für seine Umwelt fatale Konsequenz ab. Wenn er nicht mit seinem Dasein zufrieden ist, sollen es andere auch nicht sein. Clara, so beteuert er gegenüber seiner schwerkranken Mutter, wolle er gar das Lächeln aus dem Gesicht zaubern. Doch wer denkt, mit diesem gleich zu Beginn vollständig erklärten Charakterzug Césars würde sich das Drehbuch ins eigene Fleisch schneiden und der Story keine Entfaltung mehr erlauben, der irrt. Denn mit gnadenloser Präzision arbeitet sich der misanthropische Streifen auf seinen brutal-triumphalen Schlussakkord hin. Die Boshaftigkeit, die sich gerade in der letzten Filmminute entfaltet, toppt die ohnehin schon mehr als perfide Storyline nochmals gewaltig.
Doch der Weg bis dahin dauert nicht nur knackig-kompakte 100 Minuten, sondern ist auch gespickt mit allerlei Ideen aus dem Abgrund menschlicher Vorstellungskraft. César geht es nicht um die Ausübung physischer Gewalt. Er möchte in den Wahnsinn treiben und in seinen Mitmenschen Trauer auslösen. Das Drehbuch überzeugt trotz kleinerer Schwächen, und auch der versammelte Cast steht dem zum allergrößten Teil nicht nach. Besonders hervorstechend ist natürlich Hauptdarsteller Tosar, dem es meisterlich gelingt die Ambivalenz seiner Figur vor die Kamera zu bringen. Es ist bemerkenswert, wie sympathisch der Mann einerseits agiert, um schon in der nächsten Sequenz wie der personifizierte Albtraum zu erscheinen.
Bildqualität
- Full HD im Format 2.35:1
- zumeist sehr gute Bildschärfe im Nahbereich
- vielfach recht dunkles Bild, das mit einem kräftigen Schwarzwert aufwartet
- auch unter schwierigen Lichtverhältnissen erscheint das Bild gut detailliert
- Durchzeichnung des Bildes nur durchschnittlich, den tieferen Bildebenen fehlt es bisweilen an hochauflösender Transparenz
- klar erkennbares Graining
- doch insgesamt sauberer Transfer frei von allzu offensichtlichen Kompressionsspuren oder gar Schmutz
Tonqualität
- Deutsch und Spanisch als DTS-HD MA 5.1 verfügbar
- gelungene Einbindung des Radios, sowohl als atmosphärisches Stilmittel (Telefoneffekt), als auch als Surround-Komponente
- Einsatz von diversen Hintergrundgeräuschen, welche der Atmosphäre überaus förderlich sind
- gute Dynamik, die Tonspur klingt lebendig und nutzt das 5.1 optimal aus
- gelegentliche, gute Bässe und Sub-Akzente
- wunderbarer Score, der sich auch vor Big Budget-Soundtracks nicht zu verstecken braucht
- sehr gut verständliche, angenehm warm abgemischte Dialoge
Ausstattung
- Deleted Scenes (13min)
- Césars Welt (1h 50min)
- Making Of (13min.)
- Trailer
Fazit
Senators Output punktet auf der technischen Seite mit einer grundsoliden Bildqualität und einer fein ausgearbeiteten, hochklassigen HD-Tonspur. Speziell die mitunter subtile Akustik verhilft dem Psycho-Thriller zu durchschlagender Wirkung. Sleep Tight ist ein klarer Anwärter auf den Titel des bösesten Films des Jahres 2012. Ohne große Splatter- oder Spukeffekte kommt der spanische Low Budget-Streifen aus seinem finsteren Abgrund gekrochen. Dreh- und Angelpunkt ist Albtraum-Hausmeister César, dessen Motive zwar unbegreiflich erscheinen, der aber im Gegensatz zu anderen Leinwand-Bösewichten seltsam viele Sympathien beim überrumpelten Zuschauer sammelt. (dkr)
(weitere Reviews anzeigen)
Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: PANASONIC TX-P50VT20EA
PLAYER: PANASONIC DMP-BDT 310
AV-RECEIVER: YAMAHA RX-V565
BOXEN: TEUFEL HYBRID / TEUFEL CONCEPT