bewertet am 02.05.2016 um 19:24
#3
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Denon DBT-3313UD
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Panasonic PT-AE3000E
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Diese Blu-ray ist 8x vorgemerkt.
Ähnlich wie in Richard Brooks zwei Jahre später entstandenen und oscarprämierten Wanderpriesterdrama Elmer Gantry, zeichnen sich die Dialoge nicht durch belanglose Floskeln, sondern durch schonungslose Offenheit und verletzende Ehrlichkeit aus.
Den Herumtreiber Ben Quick verschlägt es in ein verschlafene Mississippinest, wo er unversehens auf Leuna und Jody Varner, die Kinder des mächtigen Dorfbarons Will Varner trifft. Um über die Runden zu kommen, geht Ben zunächst auf Jodys halsabschneiderisches Angebot ein und übernimmt einne abgehalfterte Farm zu Wucherbedingungen.
Als der Unternehmer Will Varner jedoch nach längerer Krankheit wieder genesen in seine Villa zurückkehrt, kommt Dynamik in die familliäre Konstellation: Ben und Will verstehen sich auf Anhieb prächtig und Will sieht in Ben den harten Hund, den er sich schon immer als Nachfolger für seine Dynastie gewünscht hatte. Will betreibt jetzt natürliche, darwinistische Auslese und stell Ben zunächst in Jodys Krämerladen ein, um zu gucken wer sich beim Kunden durchsetzt. Anschließend läßt Vill Ben auch noch provokativ zusammen mit Jody unter einem Dach in seiner Südstaatenresidenz wohnen. In dieser Reibungshitze kommt es unweigerlich zu Konflikten zwischen dem selbstbewußten Anpacker Ben und dem sensiblen Jody, der um die Zuneigung seines Vaters buhlen muß und bei ihm immer mehr ins Abseits gerät. Nebenbei hat Ben ein Auge auf die schöne Tochter Wills, Leuna, geworfen, was Will gerade recht kommt, da Leunas 5 jährige Beziehung auf der platonischen Ebene stecken geblieben ist und Will unbedingt Enkel als Nachfolger für sein Lebenswerk benötigt. Leuna selbst ist Ben, obwohl im Schlagabtausch klar wird, daß beide aus dem selben Holz geschnitzt sind und dieselbe Sprache sprechen, jedoch viel zu grob und ungeschliffen.
Unter der schwülen Hitze des Südens schwelen und schwären die Konflikte ebenso hitzig, wie die unerträglichen Temperaturen und wie in einem Destillierungsprozess werden sich die endgültigen Beziehungsstrukturen mühsam ihren Weg durch Verletzung, Erniedrigung und Enttäuschung, ins Lichte der Erkenntnis erkämpfen müßen.
In Dialogen, die kein Blatt vor den Mund nehmen und im original sogar für damalige Verhältnisse ungewöhnt obszön geraten sind, liefern sich alle Protagonisten Wortgefechte, die auf überflüssiges Geplänkel verzichten und daher umso bedeutungsschwangerer ausfallen. Die Verdrängung des sensiblen Jodys von Ben und Will an den Rand der Familie, allein mit verbalen Attacken, sind so akzentuiert, daß die Ohnmacht und Verzeiflung Jodys, der sich gegen die archaischen Energien seiner Kontrahenten einfach nicht behaupten kann, für den Zuschauer 1:1 nachzuempfinden und man selber auch froh ist, der ungehemmten Aggressivität eines Will Varner (Orson Welles) nicht selber ausgeliefert zu sein. Aber auch Paul Newman als Ben Quick spielt hier ganz stark auf und kann den harten All American Boy so zum besten geben, daß er neben Welles mühelos besteht..
Einzig und Allein das Ende enttäuscht ein bisschen. Nachdem es 105 min. lang gegärt und gebrodelt hat, scheint ca. 5 min vor Schluß die Werksirene geläutet und zum Feierabendbier gerufen zu haben. Obwohl schauspiekerisch noch immer auf hohem Niveau, scheint allen Beteiligten die Lust an Drama und Streitigkeiten vergangen zu sein und es wird sich fast aus heiterem Himmel geherzt, geliebt und verziehen, daß es einem nur so gruselt. Die Auflösung des Filmes nimmt sich dann doch im Angesicht der Schwere der Dialoge, der Komplexität der Beziehungsstrukturen und der Tiefe der Verletzungen die bis Dato erteilt wurden zu seicht und simpel aus.
Aber das ist nur die Nadel im Heuhaufen. Der lange, heiße Sommer bleibt auch nach über 50 Jahren ein Zeugnis allerbester Filmkunst.
Das Bild ist sauber restauriert, besticht durch herrliches Technicolorflair und die vielen kleinen Schmuzpartikelchen,die immer mal wieder ddurchs Bild huschen, stören keineswegs, sondern wirken angenehm nostalgisch.