Flugzeugabstürze sind in der Realität ein großes Unglück. Doch für die Filmbranche haben die traumatischen Unfälle einen morbiden Reiz. Ob bei Cast Away nur eine Person die Tragödie überlebt, oder im Falle von Lost eine bunte Schicksalsgemeinschaft zufällig zusammengewürfelt wird, ist zweitrangig. Wichtiger ist, dass der moderne und bequeme Mensch nach solch einem Desaster zeigen kann, wie viel Urinstinkt in ihm steckt und wie nacktes Überleben funktioniert. Ein größeres, weil drastischeres Abenteuer kann es beinahe nicht geben. Und da das Kino beständig das ganz große Abenteuer sucht, wird es immer wieder Abstürze, Unfälle und Katastrophen als Aufhänger für Geschichten geben.
Story
John Ottway (L. Neeson) hat einen nicht gerade alltäglichen Job. Im Dienste einer Ölfirma beschützt der Biologe deren Arbeiter vor unliebsamem Getier. Dies erledigt Ottway auf die denkbar konsequenteste Art und Weise: mit dem Gewehr. Als der Mann wieder einmal einen Trupp begleiten soll, kommt es zum Unglück. Das Flugzeug stürzt ab und Ottway überlebt nur mitsamt einer kleinen Gruppe. Zu allem Überfluss hat es die Passagiere des Unglücksfluges ins eiskalte Nirgendwo verschlagen. Kälte und Hunger lassen da nicht lange auf sich warten. Und noch eine böse Überraschung hält der von jeder Zivilisation abgeschnittene Ort für die Männer bereit. Ein feindseliges Rudel Wölfe, welches die ungebetenen Gäste im Revier blutig willkommen heißt.
„Wir müssen sie dezimieren, das machen sie auch mit uns“. Der Überlebenskampf lässt für John Ottway nur diesen Schluss zu und bedeutet für den Zuschauer gut inszenierte zwei Stunden „Mensch vs. Natur“. Die Wölfe selbst sind erkennbar keine echten Tiere. Regisseur Joe Carnahan und sein Team haben sich aus nachvollziehbaren Gründen für den Einsatz von Animatronik entschieden. Dementsprechend sehen die Bewegungsmuster der „Tiere“ bisweilen etwas hölzern aus. Abgesehen davon wird der Wolf als solches teils authentisch, teils reißerisch charakterisiert. The Grey interpretiert ihn als Raubtier und Rudeljäger, welcher sein Revier notfalls erbittert verteidigt. Bezüglich der Hierarchie (Stichwort Alpha- und Omegawolf) und dem sehr offensiven, vollständig aggressiven Verhalten den Menschen gegenüber, hält der Film einer ernsthaften wissenschaftlichen Untersuchung sicher nicht stand. Doch The Grey ist natürlich keiner wissenschaftlichen Analyse verpflichtet, sondern ein auf Hochspannung angelegter Survival-Thriller.
Spannung bietet der Film definitiv an, wenngleich das Tempo immer mal wieder gedrosselt wird, um den Charakteren Luft zur Entfaltung zu bieten. Dass Liam Neeson das Geschehen hier aber vollkommen dominiert, ist schon nach wenigen Filmminuten klar ersichtlich. Diese Rollen liegen dem Mann einfach. Hier kann er seine beachtliche Physis mit seinem eindrucksvollen Schauspiel kombinieren. Neeson ist von der ersten bis zur letzten Sekunde Mittelpunkt und Blickfang des Geschehens. Seine Gefährten im Überlebenskampf sind, gelinde gesagt, vor allem dazu da, den Hauptdarsteller brillieren zu lassen. Dies zeigt sich gerade zu Beginn in einer sehr emotionalen Sterbeszene, aber auch im pathetisch aufgeladenen Showdown. Der einzige Star, der dem Iren annähernd Paroli bietet, ist der Drehort selbst. Immer wieder hält die Kamera sekundenlang auf die verschneiten Berghänge und eiskalten Gewässer. Die frostige Kulisse kommt sehr gut rüber und lässt The Grey erst so richtig schön archaisch wirken.
Bildqualität
- Full HD im Format 2.35:1
- durchschnittliche Bildschärfe
- diffuse Kontraste
- Filmkorn klar ersichtlich, aber auch als Stilmittel zu werten
- angemessen kühle Farbgebung
Tonqualität
- Deutsch und Englisch DTS-HD MA 5.1
- überaus raumfüllender Klang
- das dämonische Wolfsgeheul erklingt aus allen Richtungen, ebenso das Heulen des Windes und das Knarren der Äste
- die eiskalte Atmosphäre wurde akustisch hervorragend eingefangen
- szenenbedingte, charismatische Einbindung des Subwoofers (Flugzeugabsturz!)
- sehr gute Sprachausgabe, guter Soundtrack (mal bedrohlich, mal traurig wie z.B. im Auswahlmenü)
Ausstattung
- Mensch gegen Natur (2 Minuten, dt. untertitelt)
- Extreme Bedingungen (3 Minuten, dt. untertitelt)
- Ein Mal noch in die Schlacht (2 Minuten, dt. untertitelt)
- Deleted Scenes (22 Minuten, nicht untertitelt)
- B-Roll (8 Minuten, nicht untertitelt)
- Interviews mit Cast & Crew (15 Minuten, dt. untertitelt)
- Trailer
Fazit
Die archaische Story überträgt sich auf das Bild. Obwohl es sich unverkennbar um einen HD-Release handelt, geizt der Transfer nicht mit überdeutlich sichtbarem Filmkorn sowie einem insgesamt dreckigen Look. Doch diese Optik passt absolut zu diesem Film. Besser hätte man die gewünschte Atmosphäre schwerlich in Bilder übersetzen können. Der deutsche Audiotrack reißt Bäume aus. Vor allem begeistert die bedrohliche Räumlichkeit und so entsteht ein gespenstisches „Mittendrin“ – Gefühl. The Grey ist eine spannende Mixtur aus Survival-Thriller und Horrorfilm. Auch wenn die Wölfe erkennbar keine echten Tiere sind und der Cast vollständig von Liam Neeson dominiert wird, ist der Film allerbeste, hochatmosphärische Unterhaltung und bewegt sich angenehm abseits des üblichen Hollywood-Endzeit-Kitsches. (dkr)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: PANASONIC TX-P50VT20EA
PLAYER: PANASONIC DMP-BDT 310
AV-RECEIVER: YAMAHA RX-V565
BOXEN: TEUFEL HYBRID / TEUFEL CONCEPT