Trotz der beiden Megaerfolge Titanic und Avatar, die James Cameron für sich beansprucht, ist Steven Spielberg der bis heute kommerziell erfolgreichste Regisseur aller Zeiten. Bei Filmen wie E.T. – Der Außerirdische, Jurassic Park oder der Indiana Jones Quadrilogie ist das auch nicht weiter verwunderlich. Doch schon zu Beginn seiner Karriere als Regisseur landete Spielberg einen Hit, mit dem im Vorfeld nicht unbedingt zu rechnen war. Schon die Romanvorlage zu Der weiße Hai des Newcomers Peter Benchley entwickelte sich ein Jahr zuvor zu einem unerwarteten Erfolg. Und auch die Filmadaption sprengte im Jahr 1975 die Kinokassen. Bei Produktionskosten von ca. 8 Millionen Dollar, spielte Spielbergs erster großer Hit weltweit die unglaubliche Summe von über 430 Millionen Dollar ein. Damit war er immerhin zwei Jahre lang der erfolgreichste Film aller Zeiten. 37 Jahre später erscheint der Klassiker nun endlich frisch restauriert auf Blu-ray.
Story
Es ist Sommer und das kleine Inselstädtchen Amity bereitet sich auf die Feierlichkeiten zum 4. Juli vor. Als beliebtes Ferienziel an der amerikanischen Ostküste erwartet die Stadt tausende Badeurlauber, die sich an den Stränden der Insel erholen wollen. Doch ein verstörender Vorfall versetzt den örtlichen Sheriff Brody (R. Scheider) in Alarmbereitschaft. Die völlig zerfleischte Leiche einer jungen Frau wird eines Morgens am Strand entdeckt. Obwohl die Anzeichen für eine Haiattacke offensichtlich sind, möchte Bürgermeister Vaughn die Tragödie gerne unter den Teppich kehren, um die zahlungskräftigen Badegäste nicht in Panik zu versetzten. Doch die Unfälle häufen sich, so dass die Offiziellen gezwungen sind zu handeln. Gemeinsam mit dem erfahrenen Hai Jäger Quint (R. Shaw) und dem Meeresbiologen Hooper (R. Dreyfuss) begibt sich der Sheriff auf die Jagd. Doch wer jagd hier eigentlich wen?
Jaws war seiner Zeit nicht nur ein überragender Kassenerfolg, sondern begründete nebenbei auch noch das Genre des Tierhorrors. Waren es in der Vergangenheit Mutationen oder außerirdische Wesen, die die Menschheit in Angst und Schrecken versetzte, so ist es nun ein im Grunde ganz normales Tier, welches seinen gewöhnlichen Menüplan um Menschenfleisch erweitert. Spielbergs Film trug damit im Wesentlichen dazu bei, Generationen von Urlaubern ihren bis dahin unbeschwerten Badespaß zu verhageln. Wer einmal Der weiße Hai gesehen hat, sieht von diesem Zeitpunkt an die vermeintlich ruhige See mit völlig anderen Augen. Wer geht schon mit einem angenehmen Gefühl ins Meer, wenn dort eine Tonnenschwere Fressmaschine nur darauf wartet, sich ein strampelndes Bein zu schnappen? Das Meer entwickelt sich zu einem unberechenbaren Ort des Schreckens. Jaws ist damit natürlich ebenfalls für den schlechten Ruf von Haien verantwortlich, die im Grunde auch nur die Aufgabe erfüllen, die ihr von der Evolution zugedacht wurde. Und das immerhin schon seit Millionen von Jahren. Davon einmal abgesehen, spielt Spielberg mit seinem Film perfekt auf der Klaviatur der menschlichen Urängste vor dem unbekannten, ungreifbaren und unbegreifbaren Grauen, das in der unendlichen Finsternis lauert.
Somit hat der Film auch nach knapp 40 Jahren nichts von seiner Qualität eingebüßt. Selbst die mechanischen Spezialeffekte können sich heute noch sehen lassen. Dafür, dass der künstliche Hai während der Dreharbeiten eigentlich nie richtig funktionierte, ist das Ergebnis absolut überzeugend. Selbst aktuelle CGI-Effekte vermitteln keine realistischere Illusion. Doch im Prinzip wäre es gar nicht nötig gewesen, den Hai jemals zu zeigen. Alleine John Williams genialer Score reicht aus, um die Bedrohung greifbar zu machen. Selten verschmolz eine Filmmusik derart perfekt mit der Handlung wie hier. Neben dem schwimmenden Hauptdarsteller sind natürlich auch die drei menschlichen Protagonisten hervorzuheben. Hier sticht vor allem Robert Shaw als kauziger Haudegen hervor, der sich im Verlauf immer mehr zu einem fanatischen Captain Ahab entwickelt, und die Auseinandersetzung mit dem Hai zunehmend persönlich nimmt. Der Kampf Mensch gegen die Natur wurde nur selten so eindringlich geschildert, wie in Steven Spielbergs erstem Geniestreich.
Bildqualität
Technik: Videocodec MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 2,35:1, Auflösung 1080p Im Zuge des 100jährigen Bestehens von Universal Pictures schickt sich das Studio an, eine Reihe seiner Klassiker einer Generalüberholung zu unterziehen. Auch Der weiße Hai kam im Vorfeld der Veröffentlichung auf Blu-ray in den Genuss einer gründlichen Restaurierung. Und diese kann sich im wahrsten Sinn sehen lassen. Von Beginn an stellt sich ein durchgängiger Wow-Effekt ein, mit dem in diesem Umfang nicht zu rechnen war. Das Bild ist durchweg erstklassig geworden. Die überragende Detailzeichnung erstreckt sich von Nahaufnahmen (Quints zerfurchtes Gesicht) über die mittlere Distanz (Vaughns fein gestreifter Anzug) bis hinein in den Fernbereich (Totale am Strand).
Kein Detail bleibt verborgen. Ebenso überzeugt die ausgewogene Kolorierung und Angleichung der Farbtemperatur einzelner Szenen. Perfekt ausgewogene Kontraste und ein überragender Schwarzwert (Nachtszene zu Beginn) verdeutlichen die exzellente Arbeit der Restaurateure. Zu jeder Zeit entwickelt sich ein plastisches Bild mit räumlicher Tiefenwirkung. Altersbedingte Bildfehler wurden komplett beseitigt. Lediglich in größeren, hellen Flächen (Himmel) ist gelegentlich ein leichtes Rauschen zu erkennen, das den erstklassigen Gesamteindruck allerdings in keiner Weise schmälert. Der neue erstellte Bildtransfer wurde übrigens von Steven Spielberg in vollem Umfang abgesegnet. Für diese Leistung kann und muss es die volle Punktzahl geben!
Tonqualität
- Deutsch DTS-HD High Resolution Audio 7.1 (Neusynchronisation aus dem Jahr 2004)
- Deutsch DTS 2.0 Mono (Original Kinosynchronisation)
- Englisch DTS-HD Master Audio 7.1
- Englisch DTS 2.0 Mono Originaltonspur
Ausstattung
Auch an Extras wurde nicht gespart. Hauptbestandteile der Sonderausstattung sind das gut zweistündige Making-Of und die Dokumentation „Einfluss und Vermächtnis von Jaws“, die ebenfalls über 100 Minuten auf die Uhr bringt. Diese beiden Features versorgen den interessierten Fan mit nahezu allen Hintergrundinformationen, die man über den Film wissen muss. Alle maßgeblich beteiligten Personen kommen zu Wort, so auch Steven Spielberg, Produzent Richard D. Zanuck, Richard Dreyfuss oder der Autor der Romanvorlage Peter Benchley. Es wird detailliert auf die Preproduction, die Dreharbeiten und den Einfluss von Jaws auf die Populärkultur eingegangen. Abgerundet werden die Extras von einer 9minütigen Vintage-Dokumentation aus dem Jahr 1975 und unveröffentlichten Szenen.
Fazit
Die Bildqualität von Der weiße Hai ist schlichtweg überragend. Was Universal aus dem knapp 40 Jahre alten Material herausgeholt hat, verdient Anerkennung und Respekt. So müssen Klassiker aussehen! Der Ton hält da zwar nicht ganz mit, erfüllt aber dennoch aktuelle Standards. Das Zusatzmaterial bietet insgesamt noch einmal über 3 Stunden informative Unterhaltung. Insgesamt also ein rundum gelungenes Paket.
Der weiße Hai ist Steven Spielbergs erster und bei weitem nicht letzter Beitrag zur Filmgeschichte. Sein Frühwerk bedient auch heute noch Urängste des Menschen vor dem unkontrollierbaren Unbekannten, das hier in Gestalt eines gefräßigen Killerhais über die arglose Bevölkerung hereinbricht. Nach diesem Film wird man das Meer mit anderen Augen sehen. In der Folge etablierte sich der Tierhorror als eigenständiges Genre. Sowohl produktionstechnisch, als auch schauspielerisch erfüllt Jaws höchste Erwartungen und gilt bis heute zu Recht als Meilenstein der Filmgeschichte. Dank dieser erstklassigen Blu-ray wird sich daran auch so schnell nichts ändern. (ml)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Panasonic TX-P55VT50E (55“) (kalibriert)
BDP: Panasonic DMP-BDT500
AVR: Pioneer SC-LX81
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Teufel M-500 (Surround)