Spider-Man 2 war mit einem Einspielergebnis von rund 784 Millionen Dollar nicht ganz so erfolgreich, wie sein Vorgänger. Trotzdem war eine weitere Fortsetzung natürlich eine reine Formsache. Eine derartige Gelddruckmaschine lässt man schließlich nicht ungenutzt im Keller stehen. Drei Jahre mussten die Fans des Netzschwingers warten, bis Peter Parker abermals sein rot-blaues Kostüm überstreifte. Doch zur Überraschung vieler, kam in Teil 3 noch eine weitere Farbe ins Spiel: Schwarz. Scheinbar war einer der Verantwortlichen beim Frühjahrsputz auf einige alte Comichefte gestoßen. Dabei muss es sich um die Miniserie „Secret Wars“ aus den Jahren 1984/85 gehandelt haben, in der Spider-Man ein seltsames, schwarzes Kostüm überstreift. Wer damals noch keine Comics lesen durfte oder konnte, bekommt in den folgenden 139 Minuten Nachhilfeunterricht in Sachen Comichistorie.
Story
Es läuft gut für Peter Parker (T. Maguire). Die Beziehung mit seiner Jugendliebe Mary Jane (K. Dunst) steht kurz vor dem nächsten großen Schritt und New York ist praktisch frei von Kriminellen. Die Einwohner der Millionenmetropole liegen Spider-Man zu Füßen. Aber wie es im Leben so spielt: Gerade als man denkt, dass es nicht besser werden kann, stürzt das ach so perfekte Leben wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Dabei ist Peter teilweise auch noch selber schuld! In einem Anflug maßloser Selbstzufriedenheit bemerkt er nicht, dass MJs Schauspielkarriere einen herben Rückschlag erleidet. Ausgerechnet jetzt taucht auch noch ein neuer Superschurke in der Stadt auf. Dabei möchte Flint Marko (T. H. Church) doch nur seiner kranken Tochter helfen. Wäre das alles noch nicht Ärger genug, nistet sich in Peters Appartement ein glibberiger, außerirdischer Symbiont ein, der nur darauf wartet, von einem neuen Wirt Besitz zu ergreifen.
Und das sind noch lange nicht alle Twists und Nebenhandlungen, die um die Aufmerksamkeit des Zuschauers buhlen. Wo Teil 2 noch eine wunderbar komplexe, aber zu jeder Zeit nachvollziehbare und spannende Handlung aufbietet, schießt die Fortsetzung weit über das Ziel hinaus. Natürlich ist es immer positiv zu bewerten, wenn auch die Nebenfiguren in den Genuss einer glaubwürdigen und vielschichtigen Charakterisierung kommen. In diesem Fall meinten es die Drehbuchautoren allerdings eindeutig zu gut. Mary Janes Karriereknick, Flint Markos verkorkstes Leben, Harry Osbornes andauernde Fehde mit Peter, der ehrgeizige Fotograf Eddie Brock und nicht zuletzt Peters folgenschwerer Kontakt mit einem außerirdischen Parasiten.
All das hätte ohne Schwierigkeiten Stoff für mindestens einen weiteren Film geliefert. Und wer sich eine Kinokarte für einen Superheldenfilm kauft, erwartet nicht unbedingt ein ausgewachsenes Charakterdrama. Doch genau das bekommt man serviert. Action, Spaß und Spannung bleiben dabei auf der Strecke. Natürlich gibt es auch hier unglaublich aufwändig inszenierte Prügeleien zu bestaunen. Immerhin ist Spider-Man 3 bis heute der dritt teuerste Film aller Zeiten. Und das sieht man auch! Der Sandmann sähe heute, fünf Jahre später, sicher noch realistischer aus. Aber daran, dass man hier zu jeder Zeit High-End Effekte geboten bekommt, besteht überhaupt kein Zweifel. Dennoch stellen die Actionszenen lediglich Farbtupfer im Charakterdrama dar.
Der Grundton der Handlung wird mit zunehmender Laufzeit immer düsterer und schwermütiger. Selbst die Identifikationsfigur des Films kommt dem Zuschauer abhanden. Peters Wandlung zum skrupellosen Egomanen ist dann auch eher bemüht, als wirklich glaubwürdig. Schließlich ist von Beginn an klar, dass hier eine fremde Macht die Fäden zieht, man also nicht Zeuge einer „echten“ Persönlichkeitsentwicklung wird. Spider-Man ist nicht Batman oder Spawn. Die Finsternis ist nicht der natürliche Lebensraum dieser Spinne. Daher bleibt Spider-Man 3 ein bemühtes, und letztlich überladenes Konstrukt, das unter seiner Last zwar nicht zusammen bricht, aber doch bedrohlich wankt. Weniger wäre mehr gewesen.
Bildqualität
- Videocodec MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 2,40:1, Auflösung 1080p
- Schärfe und Detailzeichnung bewegen sich auf höchstem Niveau
- leicht erhöhte Kontrastwerte
- durchweg natürliche Farben, in einigen Szenen leicht übersättigt
- gute räumliche Wirkung
- das intakte Filmkorn ist stets präsent, drängt sich aber zu keiner Zeit in den Vordergrund
- perfekter Schwarzwert, alle Schattierungen bleiben durchweg transparent
- keine Bildfehler erkennbar
Tonqualität
- Deutsch Dolby TrueHD 5.1
- Sprachverständlichkeit ist zu jeder Gelegenheit gegeben
- breit aufgestellte Stereobühne
- durchgängige und differenzierte Surroundeffekte werden prägnant im Raum platziert
- dynamische Abmischung
- hoher Lautstärkepegel in Actionsequenzen
- stets präsenter, aber nicht übermäßig dominanter Subwoofer
Ausstattung
- Zwei Audiokommentare mit Regisseur, Besetzung und Produzenten
- Die besten Versprecher (ca. 7 Min., HD)
- Bildergalerie (HD)
- Musikvideo „Signal Fire“ von Snow Patrol (schlechte Qualität)
Fazit
Bild und Ton erfüllen in jeder Hinsicht aktuelle Ansprüche an das hochauflösende Medium. Vor allem der Schwarzwert gehört zum Besten, was bis heute den Weg auf die heimische Mattscheibe gefunden hat. Die deutsche Tonspur ist differenziert und dynamisch. Die HD-Codierung läuft zu absoluter Höchstform auf. Die Extras fallen spärlich aus. Vor allem aus diesem Grund, ist diese Neuauflage mehr als überflüssig. Zum Abschluss der klassischen Spider-Man Trilogie wollten es die Kreativen hinter der Kamera offensichtlich noch einmal wissen. Frei nach dem Motto „plot matters“ spinnen die Drehbuchautoren ein komplexes Netz aus zahlreichen Handlungen und Nebenhandlungen. Leider schießen sie dabei ein gutes Stück über das Ziel hinaus. Trotz einer Laufzeit von über 130 Minuten, entwickelt sich eine überladene und schwermütige Comicverfilmung. Die spielerische Leichtigkeit der Vorgänger bleibt dabei zwangsläufig auf der Strecke. Für ausreichend Unterhaltung und spektakuläre Schauwerte ist aber dennoch reichlich gesorgt. (ml)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Panasonic TX-P55VT50E (55“) (kalibriert)
BDP: Panasonic DMP-BDT500
AVR: Pioneer SC-LX81
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Teufel M-500 (Surround)