Fast jeder Film, ob jung oder alt, schafft es mittlerweile auf das Medium Blu-ray. So auch Michael Manns Thriller-Klassiker Heat. Doch um Deutschland und dessen Kundschaft hat der Publisher Warner bis dato einen großen Bogen gemacht. Warum und weshalb man die zahlreichen Fans des Edelstreifens so lange nötigte, aus dem Ausland zu importieren, bleibt ein Rätsel. Jetzt endlich reiht der Major den Kultfilm in seine „Premium Edition“ Collection ein. „Das wurde auch Zeit“ sagen die einen, die anderen haben schon lange den UK- oder US-Import samt deutscher Tonspur im Regal stehen.
Story
Neil McCauley (R. deNiro) ist nicht irgendein Gangster. Den eloquenten Mann zeichnet eine detaillierte Vorgehensweise bei seinen großangelegten Raubzügen aus. Disziplin und Gehorsam verlangt er auch von seinen Mittätern. Der cholerische Waingro (K. Gage), erstmals auf einem McCauleyschen Beutezug dabei, entpuppt sich bei einem Überfall auf einen Geldtransporter prompt als unkalkulierbarer Risikofaktor. Der Irrsinnige exekutiert alle drei Wachmänner. Die Fährte des blutigen Raubes nimmt mit Lt. Vincent Hanna (A. Pacino) einer der härtesten Cops in Los Angeles auf. Als Neil sich kaltblütig von dem fehlgeleiteten Waingro trennen will, gelingt diesem die Flucht. Allmählich breitet sich über der Stadt ein komplexes Netz aus Verrat und Loyalität, aus Kriminalität und akribischer Polizeiarbeit aus. Der Boden unter den Füßen der Beteiligten brennt lichterloh.
Heat ist, um es auf den Punkt zu bringen, nicht irgendein Film. Die Geschichte um die auf unterschiedlichen Seiten des Gesetzes stehenden Granden McCauley und Hanna ist ein Monumentalwerk des Gangsterkinos. Selten besaß ein Film trotz seiner epochalen Länge von beinahe drei Stunden mehr Drive, mehr Hochspannung und mehr schauspielerische Klasse. Regisseur Michael Mann hat einen überragenden Cast zusammengetrommelt. Jedes beteiligte Gesicht hat man als enthusiastischer Kinogänger schon oft und gerne in anderen Produktionen begutachtet. Aus der Retrospektive ist ganz besonders Natalie Portmans Performance erwähnenswert. Was die damals gerade einmal 13-jährige in Leon-Der Profi schon überdeutlich ankündigte, hat sie ein Jahr später mit Heat eindrucksvoll bestätigt. Heuer ist die Black Swan Darstellerin unbestritten eine der besten ihrer Zunft. Doch wäre es unangebracht nur Portmans Namen zu nennen. Danny Trejo, William Fichtner und Val Kilmer stehen für großes Action-Kino und sind hier doch „nur“ Nebendarsteller. Das größte Spotlight gehört den Duellanten Al Pacino und Robert deNiro.
Dabei ist es faszinierend, wie ähnlich beide Charaktere doch angelegt sind. Beide sind mit Leib und Seele akribische Arbeiter, hart gegen sich und andere, und daher auch die besten ihres Fachs. Doch so brillant die Figuren auch in ihrer täglichen Routine aufblühen, so inkompetent bewegen sie sich in ihrem privaten Umfeld. Weder Hanna noch McCauley ist eine funktionierende Beziehung vergönnt, beide werden von ihrem „Job“ regelrecht aufgezehrt. Es erscheint dabei wie eine Selbstverständlichkeit, dass auch die Beziehungsszenen der Herren überragend inszeniert sind. Mit Diane Venora und Amy Brenneman warten Leinwand-erprobte Darstellerinnen, die glaubhaft an den toughen Fassaden ihrer Männer rütteln können. Diese Szenen sind also keineswegs dazu gedacht, der Story auch noch etwas „vergebliche Liebesmüh“ zu verleihen. Sie sind ein ganz wesentlicher Aspekt der Hauptfigurenzeichnung. Auch deswegen ist Heat so einzigartig, komplex, spektakulär und insgesamt schlichtweg einer der besten Gangster-Thriller aller Zeiten.
Bildqualität
- Full HD im Format 2.40:1
- passable Bildschärfe, doch das Bild erscheint an vielen Stellen recht weich
- Durchschnittlicher Schwarzwert, dunkle Flächen erscheinen wenig detailliert
- doch zumindest ist das Schwarz satt und tendiert nicht ins Gräuliche
- wenig harte Kontraste, was sich z.B. gut anhand der Panoramaaufnahmen des nächtlichen Los Angeles zeigt
- dezentes Graining
- der Transfer selbst hinterlässt einen sauberen Eindruck
Tonqualität
- Deutsch Dolby Digital 5.1; Englisch Dolby True-HD 5.1
- mittelmäßige Sprachverständlichkeit
- Gesamtsound recht leise und in punkto Dynamik der O-Tonspur klar unterlegen
- einige gelungene Surroundelemente (Flughafen, Transporter-Überfall, Schießereien)
- fantastische Filmmusik
Ausstattung
- Audiokommentar von Michael Mann (nur O-Ton)
- The Making Of „Heat“ (ca. 1 Stunde, SD, deutsch untertitelt)
- elf nicht verwendete Szenen (ca. 10 Minuten, SD, deutsch untertitelt)
- diverse Trailer
Fazit
Dieser Film hat es allemal verdient, in Warners „Premium-Serie“ Einzug zu halten. Auch diesmal ist die Verpackung ein echter Hingucker. Doch in technischer Hinsicht wird man Michael Manns schillerndem Gangster-Epos nicht ganz gerecht. Die Bildqualität liegt sichtbar über der der DVD, doch ein echter Quantensprung war dem Material nicht vergönnt. Der durchwachsene Eindruck macht auch vor der Tonspur nicht halt. Die deutschsprachige Dolby Digital Audiospur klingt recht gut, kann aber gegenüber der englischen Dolby True-Alternative einfach nicht mithalten. Heat ist ein kompromissloser Action-Thriller, doch ist der Film auch ungemein poetisch. Eine echte Gangster-Ballade des Kinos und einer der besten Filme aller Zeiten. Michael Mann hat sich selbst mit Heat und seinem eine Dekade später veröffentlichten, kongenialen Collateral Denkmäler erbaut. Im Übrigen lohnt es sich, die Anfangs- und Endsequenzen von Heat und Collateral mal miteinander zu vergleichen. (dkr)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: PANASONIC TX-P50VT20EA
PLAYER: PANASONIC DMP-BDT 310
AV-RECEIVER: YAMAHA RX-V565
BOXEN: TEUFEL HYBRID / TEUFEL CONCEPT