Bis etwa Mitte der 90er Jahre befand sich das Vampirgenre in tiefstem Winterschlaf. Von einigen Ausnahmen wie Bram Stoker’s Dracula oder From Dusk till Dawn einmal abgesehen, interessierte sich niemand für die Blutsauger. Das änderte sich gegen Ende der 90er Jahre. Die erste große Reanimation gelang Joss Wheedon mit seiner Fernsehserie Buffy – Im Bann der Dämonen, in der die Titelheldin jede Nacht auf die Jagd nach den Untoten ging. Die Serie erfreute sich über sieben Staffeln enormer Beliebtheit und befreite die Vampire von ihren altbackenen, viktorianischen Wurzeln. Der nächste Schritt vollzog sich im Kino. Bereits in den frühen Siebziger Jahren führte Marvel einen Helden namens Blade ein, der ebenfalls eine andauernde Fehde mit den Geschöpfen der Nacht pflegt. Aber erst im Jahr 1998 erkannte man, dass sich die Geschichte auch für eine Kinoauswertung eignet.
Story
Von der breiten Öffentlichkeit unbemerkt, besetzen die Vampire wichtige Schlüsselpositionen innerhalb der Gesellschaft. Nur wenige stellen sich der zunehmenden Anzahl Blutsauger entgegen. Einer von ihnen ist Blade (W. Snipes). Zusammen mit seinem Freund und Mentor Whistler (K. Kristofferson) führen sie einen erbitterten Kampf gegen die Unsterblichen. Dabei kommen Blade seine besonderen Fähigkeiten zugute. Als seine Mutter kurz vor der Geburt von einem Vampir gebissen wird, „erbt“ Blade einige ihrer Eigenschaften: übermenschliche Stärke, beschleunigte Heilung, aber auch ihren Blutdurst. Dafür ist der „Daywalker“ wiederum resistent gegen Sonnenlicht. Von Rache getrieben, vernichtet er das lichtscheue Volk, wo er nur kann. Deacon Frost (S. Dorff) steht ganz oben auf seiner Liste. Dieser plant offensichtlich einen besonders heimtückischen Anschlag auf die Menschheit.
Blade ist in mehrfacher Form Stil prägend. Der Film unterzieht den Vampirmythos einer Generalüberholung. Vampirismus wird hier als Krankheit erklärt. Religiöse Symbole sind völlig wirkungslos. Aus rein medizinischen Gründen bleiben jedoch Silber und Knoblauch absolut tödlich. Tageslicht ist ebenfalls keine gute Idee. Die Untoten verbringen den Tag nicht in verwunschenen Schlössern oder verwandeln sich gar in Fledermäuse. Sie bewohnen teure Penthäuser und betreiben Nachtclubs, in denen sie sich zu Techno-Partys treffen. Auch Blade hat mit dem guten alten van Helsing nicht mehr viel gemein. Mit Martial-Arts, Maschinenpistolen, Wurfsternen und Samuraischwert bestreitet er seine blutige Jagd. Blade ist eine übermenschliche Einmannarmee, die keine Gefangene macht. Stephen Norringtons Inszenierung passt sich dieser Neudefinition des Genres an. Schnelle Schnitte, furios choreographierte Kampfszenen und jede Menge Hightech Spielereien katapultieren den Vampirfilm geradewegs ins neue Jahrtausend. Unter anderem besitzt der Film sicherlich eine der eindrucksvollsten Eröffnungssequenzen der neueren Filmgeschichte. Einfach nur cool! Schon in diesen ersten Minuten wird deutlich, wohin die Reise geht.
Alle beteiligten Darsteller liefern eine überzeugende Leistung ab. Wesley Snipes ist die perfekte Besetzung des Titelhelden. Er bringt auch die nötigen Martial-Arts Kenntnisse mit, um die ausgefeilten Actionszenen glaubwürdig umzusetzen. Ein Volltreffer sind auch Kris „Rubber Duck“ Kristofferson als Blades kauziger Partner und Stephen Dorff, der einen wunderbar unsympathischen Schurken abgibt. Auch unser Trash Export Udo Kier glänzt einmal mehr in einer Nebenrolle. Einzig N’Bushe Wright hinterlässt keinen bleibenden Eindruck. Ein weltweites Einspielergebnis von über 100 Millionen Dollar sorgte dafür, dass diese Neuinterpretation nicht ohne Folgen bleibt. Die unglaubliche Welle nachfolgender Vampirfilme und TV-Serien sprechen eine deutliche Sprache. Vom Fast-Plagiat „Underworld“, über süßliche Teenagerromanzen á la „Twilight“, bis hin zu Fernsehserien wie „True Blood“ ist alles vertreten. Und welcher Actionfan hat nicht schon einmal davon geträumt, dass der Daywalker dem liebreizenden Edward Cullen einen Besuch abstattet? Aber das wird wohl ein Traum bleiben.
Bildqualität
- Videocodec MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 2,40:1, Auflösung 1080p
- tolle Schärfe
- fein differenzierte Detailzeichnung
- ausgewogene Kontrastwerte
- gute Plastizität
- schwach ausgeprägtes Filmkorn
- äußerst transparenter Schwarzwert
- meist ausgewogene Farbgebung, teilweise stilistisch verfremdet
- keine altersbedingten Bildfehler
- digitale Rauschfilter sind nicht zu erkennen
Tonqualität
- Deutsch Dolby Digital 5.1
- gut differenziertes Stereopanorama
- meist frontlastige Abmischung
- die Surroundlautsprecher treten nur sporadisch in Aktion, dann aber ausgesprochen dominant
- fein aufgelöste und präzise im Raum positionierte Surroundeffekte sind nicht zu vernehmen
- schwache Dynamik
- Subwoofer leistet durchgängig solide Arbeit
- Dialoge sind in jeder Situation klar verständlich
Ausstattung
- Audiokommentar mit Wesley Snipes, Stephen Dorff, David S. Goyer (Drehbuch) u. a.
- La Maga (ca. 14 Min.)
- Das Design von Blade (ca. 22 Min.)
- Die Ursprünge von Blade: Dark Comics (ca. 12 Min.)
- Die Gezeiten des Blutes (ca. 20 Min.)
- US-Kinotrailer
Fazit
Warner liefert einen wunderbar aufbereiteten Katalogtitel ab. Dem Bild sieht man sein Alter zu keiner Sekunde an. Die Tonspur reißt keine Bäume aus, wird einem Actionfilm aber dennoch gerecht. Es gibt zwar kein neu produziertes Zusatzmaterial zu verzeichnen. Die vorliegende, gute Stunde vermittelt dennoch einige wissenswerte Details. Blade ist ein moderner Klassiker, der nicht nur den Vampirfilm reanimierte. Hier passt einfach alles. Wesley Snipes verkörpert einen ultracoolen, wortkargen Helden, dem man seinen Comic Ursprung zu jeder Zeit anmerkt. Die Besetzung erfüllt nahezu durchgängig gehobene Ansprüche. Dass sich der Bösewicht gegen die alteingesessene Vampirgarde auflehnt, darf sinnbildlich für die Neuausrichtung des Genres gelesen werden. Vor allem die schnell geschnittenen, dynamischen Kampfszenen beeinflussten in den Folgejahren das Actiongenre maßgeblich. Egal ob Action-, Horror- oder Martial Arts Fan. Hier ist für jeden etwas dabei. (ml)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Panasonic TX-P55VT50E (55“) (kalibriert)
BDP: Panasonic DMP-BDT500
AVR: Pioneer SC-LX81
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Teufel M-500 (Surround)