Spätwestern? Was genau unterscheidet das Sub-Genre des Spätwestern von regulären Genrefilmen? Die Erklärung ist simpel: Spätwestern sind zum einen natürlich zeitlich gegen Ende der Epoche des „Wilden Westens“ angesiedelt und beschäftigen sich thematisch meist damit, dass sich die Tage besagter Epoche langsam aber sicher dem Ende zuneigen. Der Grundton ist dabei oft kritisch, die Draufsicht zynisch, aber dennoch wird in den meisten Fällen der Westen wie man ihn kennt und liebt, nicht „entmystifiziert“. So auch in John Fords Der Mann der Liberty Valance erschoss der als einer der ersten Spätwestern gilt und nun dank Paramount endlich seinen Weg auf die Blu-ray findet. Wir klären, ob sich eine Neuanschaffung lohnt oder nicht.
Story
Eigentlich wollte er seinem guten Freund nur die letzte Ehre erweisen, doch als Senator Ransom Stoddart (J. Stewart) samt Frau Hallie (V. Miles) nach jahrelanger Abstinenz wieder im beschaulichen Städtchen Shinbone auftaucht, dauert es nur Minuten, bis die lokale Presse eine Erklärung für die plötzliche Anreise verlangt Stoddart zögert nicht lange und beginnt den Reportern zu berichten, wie seine Karriere als Der Mann der Liberty Valance erschoss in Shinebone ihren Anfang nahm. Als junger Anwalt wollte Stoddart Recht und Ordnung in den immer noch gesetzlosen Westen bringen, als er während einer Postkutschenfahrt vom berühmtberüchtigten Outlaw „Liberty Valance“ (L. Marvin) überfallen, ausgeraubt und fast zu Tode geprügelt wird. Glücklicherweise findet der örtliche Rancher Tom Doniphon (J. Wayne) den schwer verletzten Stoddart und bringt ihn kurzerhand nach Shinebone, wo er von Doniphons Angetrauter Hallie Ericson und deren Eltern verarztet wird. Um wieder auf die Beine zu kommen und sich gleichzeitig für die Hilfe der Ericsons zu revanchieren, hilft Ransom im hauseigenen Restaurant aus und schmiedet derweil Pläne, wie man „Liberty Valance“ ohne Colt den Gar ausmachen kann.
Ein nobles Vorhaben, das laut Doniphon nicht fruchten wird, schließlich ist der Westen noch wild und Gesetze eher Nebensache. Ransom hält jedoch an seiner idealistischen Sichtweise fest und möchte Valance um jeden Preis mit rechtlichen Mitteln an den Kragen, nicht aber mit der Waffe…Wenn sich vor und hinter der Kamera drei WesternIkonen tummeln, kann doch eigentlich nur etwas Gutes dabei herumkommen, oder? Im Fall von Der Mann der Liberty Valance erschoss gibt es darauf nur eine Antwort „oh ja“. Bereits zu Beginn des Films wird durch Regisseur John Ford (Der schwarze Falke) tief in die inszenatorische Trickkiste gegriffen. Eine angespannte, betrübte Stimmung wird verbreitet als James Stewart (Der große Bluff) alias Ransom Stoddart nach Shinbone kommt, um einer Beerdigung beizuwohnen. Es sind traurige Szenen, und ohne zu wissen, um was bzw. wen es eigentlich geht, wird man als Zuschauer emotional mitgerissen – viel besser geht es nicht.
Doch nicht nur John Fords Geschick hinter der Kamera, auch das Drehbuch von James Warner Bellah und Willis Goldbeck hat es in sich, genau so, wie die Leistungen der Darsteller. Allen voraus natürlich James Stewart als gewissenhafter Rechtsanwalt oder John Wayne als harter Haudegen Tom Doniphon. Auch Lee Marvin, der den Outlaw Liberty Valance verkörpert, legt eine Glanzleistung ab. Generell ist es eine wahre Pracht, Stewart und den Duke zusammenspielen zu sehen, der eine oder andere Gänsehautmoment ist garantiert. Was bleibt ist ein ganz großer Film, der dank bewegender Geschichte und überragender Darsteller bis zum erstklassigen Ende auf allerhöchstem Niveau unterhält. Schlicht und ergreifend ein Meisterwerk und für Genre Freunde ein Muss!
Bildqualität
- 1080p Full HD, Ansichtsverhältnis: 1.78:1, Codec: MPEG4 AVC
- kein Einbruch der Bildschärfe, jederzeit konstant
- Durchzeichnung tadellos
- mittlere oder Weitwinkelaufnahmen überzeugen gleichermaßen
- fantastischer Kontrast
- famoser Schwarzwert
- ausgezeichnete Grauabstufung
- insgesamt plastischer Bildeindruck
- kein BlackCrush
- Beschädigungen und Schmutz nicht existent
- saubere Kompression
- leichter DNR Einsatz
- schwaches Filmkorn
Tonqualität
- Englisch 2.0 Dolby True HD, Deutsch, Französisch, Spanisch, Italienisch Mono
- Sprachwiedergabe verständlich
- jedoch dumpf und kraftlos
- keine Räumlichkeit dank MonoTrack
- englischer HDTon brilliert dank glasklarer Stimm und Effektwiedergabe
- kein Rauschen (O-Ton)
- keine Verzerrungen (O-Ton)
- in Anbetracht des Alters Referenzniveau (O-Ton)
Ausstattung
- Wendecover
Fazit
Technisch siedelt sich John Fords Spätwestern zwischen Hitchcocks Über den Dächern von Nizza und Polanskis Chinatown ein. Das Bild ist eine wahre Pracht und der Gesamteindruck wird lediglich durch die teilweise erkennbare Nutzung von DNR gemindert. Akustisch muss man sich leider mit einer sehr staubigen Tonspur zufriedengeben, die den Vergleich mit dem englischen Pendant gnadenlos verliert. An den Extras wurde erneut gespart – ärgerlich Paramount! Es ist ein Treffen der Ikonen, ein stimmiger Abgesang auf die letzten Tage des Wilden Westens. John Fords Der Mann der Liberty Valance erschoss, gehört ohne zu übertreiben zu den besten Vertretern des Genres und hat sich seinen Ehrenplatz neben Filmen wie Spiel mir das Lied vom Tod oder Der Schwarze Falke redlich verdient. Ganz großes Charakterkino mit herausragenden Darstellern und einer emotionalen, ergreifenden Geschichte. Ein Muss für jeden Western Fan! (ala)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Samsung PS60E6500
BDP: Playstation 3 Slim
AVR: Onkyo TX–SR 809
Boxen: 5x Nubert Nuline CS–72, AW 1000