Produktionen aufwändiger Monumentalfilme waren besonders während der fünfziger und sechziger Jahre des letzten Jahrtausends beliebt und gefragt. Zu dieser Zeit entstanden Meilensteine der Filmgeschichte wie Quo vadis? (1951), Alexander der Große (1956), Ben Hur (19159) und auch Cleopatra. Das 1963 produzierte Epos wurde in Italien und Ägypten unter der Regie von Joseph Mankiewicz (Citizen Kane) gedreht, als Hauptdarsteller wurden Teile der damaligen Hollywood-Elite verpflichtet, darunter klingende Namen wie Elizabeth Taylor, Richard Burton und Rex Harrison. Aufgrund des anstehenden 50. Geburtstags des Filmes erhielt dieser seitens 20th Century Fox eine Restaurierung und Portierung auf Blu-ray.
Story
Das Heilige Römische Reich ist die bestimmende Kraft im gesamten Mittelmeerraum. Von Spanien über Frankreich bis hin in den Nahen Osten wurden sämtliche Länder unterworfen. Aufgrund interner Spannungen kommt es allerdings zum Bürgerkrieg, welchen Gaius Cäsar für sich entschied. Sein Gegenspieler, Pompeius, flieht daraufhin in das von Ptolemaios regierte Ägypten. Dieser lässt den Flüchtigen enthaupten und übergibt dem inzwischen in Alexandria angekommenen Cäsar den Kopf des Aufsässigen als Geschenk. Letzterer jedoch ist verwundert über den Umstand, dass Ptolemaios das Land alleine regiert, schließlich gehört der Thron sowohl ihm, als auch seiner Schwester Cleopatra. Am Abend wird Cäsar heimlich im Palast in Alexandria von Cleopatra aufgesucht, die ihn bittet, ihr bei der Rückeroberung Ägyptens zu helfen und ihren Bruder zu beseitigen. Zur gleichen Zeit trifft die ägyptische Kriegsflotte Angriffsvorbereitungen, während Cleopatra beinahe Opfer eines Giftanschlages wird. Daraufhin lässt Cäsar die feindlichen Schiffe vernichten und verbannt Ptolemaios vom Thron – woraufhin Cleopatra zur neuen Herrscherin über das Land am Nil aufsteigt.
Cleopatra ist im wahrsten Sinne des Wortes monumental, das betrifft sowohl die Zeitspanne der Geschichte sowie die darin untergebrachten Handlungsstränge, aber auch die Massen an Darstellern auf den Sets, die Laufzeit sowie das Budget waren für damalige Verhältnisse absolut außerordentlich. Die ursprüngliche Version dauerte sage und schreibe über acht Stunden, ein unzumutbarer Zustand für den Box-Office Bereich. Bis zur Uraufführung in New York im Jahr 1963 konnte Cleopatra auf etwas über vier Stunden gekürzt werden, mit der Zeit und auch aufgrund der Anforderungen der Kinos wurde weiter geschnitten auf immer noch drei Stunden Laufzeit. Die vorliegende Blu-ray Fassung ist somit identisch zur Uraufführung, wobei ebenso eine längere, fünfstündige Version existierte. Diese ist jedoch bis heute verschollen, beziehungsweise wurde seitens des Studios bereits vor Jahrzehnten vernichtet. Auch budgetmäßig uferte der Film völlig aus, denn geplant waren seitens 20th Century Fox knapp zwei Millionen USD, aus denen schlussendlich etwa 40 Millionen USD wurden (inflationsbereinigt etwa 320 Millionen USD). Damit gilt das Monumentalwerk bis heute als teuerster Film aller Zeiten und brachte Fox damals in eine existenzbedrohende Lage.
Historisch gesehen lehnt sich der Plot stark an die Biographie des italienischen Schriftstellers Carlo Maria Franzero an, allzu streng sollte man dies allerdings vor allem bei Hollywood-Produktionen nicht sehen. Trotz der vorhin angesprochenen sehr langen Laufzeit besitzt Cleopatra interessanterweise praktisch keine Längen. Der Fokus der Produktion liegt positiverweise ganz klar bei der Charakterdarstellung und dem Beziehungsgeflecht der einzelnen Protagonisten zueinander, anstatt auf ausufernde blutige Schlachten. Besonders Rex Harrison liefert in seiner Rolle als Cäsar eine absolut phänomenale Leistung ab, für welche er auch später für den Oscar nominiert wurde (insgesamt neun Nominierungen, davon vier gewonnen). Elizabeth Taylor als Cleopatra behält stets einen Trumpf in der Hinterhand, ihr Tun und Handeln ist bestimmt von politischen Interessen, die der Erweiterung ihres Machtbereiches dienen. Neben den Darstellern brillieren vor allem die imposanten Kulissen, welche vor 50 Jahren natürlich ohne Computereffekte in Handarbeit erbaut wurden sowie die beeindruckenden Massen an Laiendarsteller, sei es nun das Heer von Mark Antony oder aber während des Einzuges Cleopatra in Rom. In allen Belangen monumental.
Bildqualität
- MPEG4/AVC Codec, 1080p- 23,976 fps, Ansichtsverhältnis 2,20:1 – 16:9
- Schärfegrad und Durchzeichnung fast durchgehend sehr gut (wirklich nur ganz vereinzelt weichere Shots mit schlechtem Detailgrad)
- toller und satter Schwarzwert ohne Blackcrushing
- praktisch keine Verunreinigungen oder Schäden
- natürliche Farbgebung, sehr guter Kontrast und Sättigungsgrad
- kein Filmkorn oder Rauschen (abgesehen von zwei oder drei kurzen Shots)
Tonqualität
- Englisch DTS-HD MA 5.1, Deutsch DTS 5.1
- sehr frontlastige Spur, kaum Surroundeffekte, hintere Lautsprecher geben nur vereinzelt Filmmusik wieder (dies betrifft allerdings auch den englischen Track)
- klare Dialogwiedergabe
- kein Hintergrundrauschen, beziehungsweise andere altersbedingte Probleme (Knacksen, etc…) hörbar
- toller triumphaler Score
- englischer Track generell eine Spur klarer, Details besser abgebildet
Ausstattung
Die gesamte Liste des Bonusmaterials ist der Film DB zu entnehmen. Besonders empfehlenswert sind unter anderem „Verschollene Filmaufnahmen“, in dem der Zuschauer rundum bezüglich der unterschiedlichen Laufzeiten aufgeklärt wird. Ebenfalls nicht entgehen lassen sollte man sich die Audiokommentare sowie das kurze Special „Der Kleopatra-Mythos im Laufe der Zeit“.
Fazit
20th Century Fox hat bei der Portierung auf Blu-ray ganze Arbeit geleistet. Das Bild ist wirklich ausgezeichnet, Fehler müssen mit der Lupe gesucht werden. Tonal wird zwar kein Surroundfeuerwerk geboten, die Dialogverständlichkeit sowie die tolle Musik machen dies allerdings wieder wett. Die Extras fallen zwar reichhaltig aus, ein klassisches Making-Of wird allerdings nicht geboten (wobei in einem Special auch erklärt wird, weshalb dies nicht möglich war). Cleopatra ist ein herausragendes Werk, welches vor allem durch die Vielschichtigkeit der Charaktere überzeugt. Die gesamte Aufmachung, die Kostüme und Kulissen lassen keinen Zweifel aufkommen, dass hier keine Kosten und Mühen gescheut wurden, um etwas ganz Außergewöhnliches auf die Beine zu stellen. (maw)
Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Epson TW 4400 LPE (kalibriert)
AVR: Pioneer SCLX75
Boxen: 8.2 System Braun M15, Teufel M550 ,
Teufel Dipol M550, Teufel M620 FCR,
Teufel M 5500 SW
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