Einer der bis heute bedeutendsten und gleichzeitig populärsten US-Präsidenten ist Abraham Lincoln. Lincoln ist vor allem berühmt für seine Überzeugungen und Taten während seiner Präsidentschaftszeit, doch fast genauso für sein abruptes Lebensende, welches gleichzeitig der Gipfelpunkt einer bis dato in zahlreichen Filmen und Musikstücken verarbeiteten – Verschwörung war. Um die gemeinhin idealisierte öffentliche Wahrnehmung Lincolns strickt die Schauspiel- und Regielegende Robert Redford (Von Löwen und Lämmern, Der Pferdeflüsterer) ein historisches Drama. Doch kann ein Film überzeugen der abermals – wie viele andere Genrevertreter vor ihm – die Parabel von Moral und Ethik rezitiert? Oder nutzt Redford den adaptierten Stoff für einen denkwürdigen Film, der über seine eigentliche Intention hinaus im Gedächtnis bleibt?
Story
Am 14.April 1865 wird der 16. Präsident der Vereinigten Staaten bei einer Feierlichkeit vom Schauspieler John Wilkes Booth mit einem Kopfschuss niedergestreckt. Erst am Folgetag erliegt Lincoln seinen schweren Kopfverletzungen. Vor diesem Hintergrund entbrennt eine Hetzjagd auf die weiteren Täter dieser Gräueltat. Unter Einberufung eines Militärgerichtes wird die Zivilistin Mary Surrat ebenfalls angeklagt, die gleichzeitig die Mutter eines noch immer auf der Flucht befindlichen Mitverschwörers ist. Mr Aiken, seines Zeichens Anwalt, wird mit der Verteidigung von Mary Surrat betraut und gerät von diesem Punkt an in einen Strudel aus Intrigen und Unwahrheiten. Je weiter er auf der Suche nach der Wahrheit voranschreitet, desto mehr erkennt er, dass es nicht mehr nur um die Frage der Schuld geht, sondern auch darum, ob Moral und Ethik vor dem Hintergrund besonderer Umstände vergessen werden dürfen.
Zugegeben: Gerichtsdramen sind ein ganz eigenes Genre, und wenn man die Fülle an Vertretern betrachtet, so wird einem schnell klar, dass etliche Filme allzu häufig an vielen Ungereimtheiten, kitschigem Pathos oder schlecht recherchiertem Inhalt kranken. Auch Robert Redfords Die Lincoln Verschwörung fügt die Summe seiner einzelnen Teile nicht zu einem zufriedenstellenden Ganzen zusammen und leidet an typischen Schwächen. Doch zunächst das Positive: Allen voran können die schauspielerischen Leistungen durchweg überzeugen. Redford ist es gelungen, die jeweiligen Rollen durch auf den Punkt genau spielende Darsteller auszufüllen, wodurch der Film Authentizität erreicht. Auch die historische Genauigkeit, mit der der Verlauf der Gerichtsverhandlung dargestellt wird, ist mehr als positiv hervorzuheben. Doch darüber hinaus bleiben sowohl die Ursachen zur Verschwörung als auch die Motive und Beweggründe der Protagonisten auf der Strecke.
Es gelingt Redford nicht, aus der Fülle an geschichtlichen Informationen und der Genauigkeit des Tathergangs, einen runden Film zu kreieren, der einerseits emotional berührt, als auch spannend präsentiert wird. Einen großen Fehler begeht er, indem der Film mit weich gezeichnetem, beinahe schleierhaftem Bildcharakter daherkommt und somit weder die Ernsthaftigkeit der Thematik unterstreicht, noch die handelnden Figuren „ins rechte Licht gerückt“. Durch das zuweilen kitschige Bild verliert der Film insgesamt an Charakter und krankt an pathetischen Eindrücken. Dies schreckt nicht nur ab, sondern stellt die Nüchternheit des Filmes von
Beginn an infrage.
Bildqualität
- Ansichtsverhältnis 2.35:1 (16:9 FullHD) 1080p/24hz; Codec: MPEG4/AVC
- Bildern fehlt Detailschärfe, feinste Strukturen wie Haare oder Hautporen sind kaum auszumachen
- Gesamtschärfe der Bilder ist durch Einsatz deutlich sichtbarer Softfilter gemindert
- Helligkeit oft zu hoch, durch Filtereinsatz bedingte Überstrahlungen in hellen Bildbereichen
- Schwarzwert insgesamt auf gutem Niveau, doch aufgrund der Softshader kommt es gelegentlich zu Black-Crushing
- über den gesamten Film erstreckt sich ein leichtes Rauschen in den Bildern, störend wirkt es jedoch nicht Plastizität nicht immer gut gelungen, ein Großteil der Bilder wirkt stark weichgezeichnet
Tonqualität
- Deutsch/Englisch: DTS HD MA 5.1
- sehr dialoglastig; selten Surroundeffekte
- Musicscore sehr dezent aber sauber abgemischt; unterstreicht die Atmosphäre punktgenau
- Ton insgesamt wenig dynamisch, doch sehr homogenes Zusammenwirken aus Sprache, Effekten und Score
- Sprachverständlichkeit ist hervorragend
Ausstattung
- BD-Menü sehr ansprechend gestaltet; Auswahlpunkte gut zu erreichen
- alle Extras in HD-Auflösung (vorwiegend jedoch 1080i)
- Making-Of absolut empfehlenswert – weitere historische Bezüge und Intentionen des Regisseurs zum Filmstoff werden offengelegt
- 35minütige Doku über die geschichtlichen Hintergründe des Filmes herausragend und zum Verständnis des Filmes sehr zu empfehlen
- Trailer und TVSpots sehenswert
Fazit
Auf der technischen Seite ist „Die Lincoln Verschwörung“ ein zweischneidiges Schwert: Ohne sich gröbere Schnitzer zu leisten, hält die Präsentation auf BD dennoch nicht mit herausragenden Produktionen anderer Studios mit und nimmt dem HD-Medium durch den stilistischen Einsatz vieler Softfilter die Detailschärfe. Der Ton ist so lobenswert die der Sprachverständlichkeit zuträgliche Abmischung auch sei – weder besonders dynamisch, noch besonders transparent. Beim Bonusmaterial hingegen schöpft man aus den Vollen: Audiokommentare, Historiendoku und Making-Of in Untersektionen sollten zwar bei einem solchen Film den Standard vorgeben, doch die qualitative Zusammenstellung eben jener muss positiv hervor gehoben werden. Der Film selbst ist weder Fisch noch Fleisch. Zu sehr bemüht, zu wenig emotional und leider auch historische Hintergründe schuldig bleibend – setzt das Drehbuch die Darstellerriege auf verlorene Posten. Wenn ein Historiendrama weder besonders emotional, noch besonders akribisch in seinem historischen Informationsgehalt ist – was bleibt dann von einem solchen Werk? Ist der Film sehenswert und liefert Stoff zu weiteren Diskussionen? JA. Aber ein guter Film, der in die Sammlung gehört eher nicht. Schade, denn gerade das Hauptthema und seine Hintergründe bieten den Stoff für ein herausragendes Epos. (ct)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Panasonic 50”VT30E
BDPlayer: Panasonic DMPBDT 300
A/V: Onkyo TXSR 608
LSpr.: Monitor Audio Silver RX