bewertet am 10.07.2016 um 11:26
#10
Player:
Panasonic DMP-BDT310
Darstellung:
Panasonic TX-P65VT20E (Plasma 65")
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Robert Redford, amerikanische Schauspielikone und versierter Regisseur ("Eine ganz normale Familie", "Aus der Mitte entspringt ein Fluss" und "Der Pferdeflüsterer" wurden mit einigen Oscars ausgezeichnet) nahm sich eines amerikanischen Traumas an: Lincoln war erste Präsident, der ermordet wurde; so einige mussten dieses Schicksal noch erleiden.
Redford stellt die ungeheuerliche, auf Hass gegen den personifizierten Sieg und die personifizierte Abschaffung der Sklaverei basierende Tat nie in Frage, sondern lenkt den Fokus auf die "Schattenseiten der Demokratie": auch bei den schrecklichsten Taten haben die Täter Anspruch auf ein "anständiges" Verfahren, und auch zur Beruhigung der Massen darf es keine Christenverfolgung, kein Bauernopfer und keinen manipulierten Prozess geben.
Für diese Darstellung lässt Redford den ehemaligen Nordstaatenoffizier Aiken sich vom Saulus zum Paulus wandeln. James McAvoy gelingt es überzeugend, die innere Zerrissenheit seiner Figur glaubhaft zu transportieren: zunächst von der Mitschuld Mary Surratts überzeugt besinnt sich der Anwalt auf seinen Eid und verteidigt die Angeklagte, bis ihre (Un-) Schuld vermeintlich bewiesen ist.
Insgesamt betrachtet ist "Die Lincoln-Verschwörung" ein recht spannender Gerichtsthriller, der trotz der vermeintlich staubtrockenen Gerichtsszenen kaum eine Sekunde langweilt. Dennoch: hätte ich nicht zufällig in der TV & Spielfilm gesehen, dass der Film gestern ausgestrahlt wurde und mit dem Daumen nach oben bewertet ist, hätte die Scheibe wohl noch weitere Jahre im Regal gestanden.
Tja, das Bild.. Das Bild von "Die Lincoln-Verschwörung" wurde in einem Maße nachbearbeitet und stilistisch verändert, dass das Ergebnis zwar schön filmisch aussieht und einen authentischen, "antiken" Look aufweist, aber High Def sieht leider anders aus. Das Bild wurde in fast allen Einstellung dezent weich gezeichnet, so dass die Schärfe nie besonders hoch wirkt. Der Kontrast ist stets zu steil, so dass in den vielen dunklen und halbdunklen Szene eine ganze Menge Details verschwinden. Ein leichtes Rauschen ist in klein gemusterten Flächen immer sichtbar. Haare, Poren, Stoffstrukturen etc. sind kaum deutlich sichtbar. In einigen wenigen, gut ausgeleuchteten Tageslichtszenen zeigt das Bild, das es eigentlich sehr gut ausfiele: klarer Fall von tot gestylt.
Tonal muss sich der Track kaum beweisen. Die DTS HD MA 5.1-Tonspur könnte vermutlich begeistern, tut es aber mangels Gelegenheit nicht. Die Dialoge im dialoglastigen Film sind stets gut verständlich, auch wenn es im Gerichtssaal mal zum Tumult mit Stimmengewirr kommt. Auf Basseinsätze und Dynamikattacken wartet man vergebens. Surroundgeräusche sind vorhanden, diese halten sich aber ziemlich bedeckt.
Mein persönliches Fazit: "Die Lincoln-Verschwörung" ist nicht nur eine Geschichtsdoku im Spielfilm-Gewand, sondern ist gleichzeitig Appell sowie der moralisch und ethisch erhobene Zeigefinger an das demokratische Bewusstsein jedes einzelnen. Trotz des vermeintlich trockenen Themas geriet der Film für mich kaum langweilig, im Gegenteil: ich fand "Die Lincoln-Verschwörung" recht spannend.