Der Chinese Blu-ray

In einem kleinen schwedischen Dorf werden 19 auf grausamste Art und Weise entstellte Leichen gefunden. Allem Anschein nach ist es die Tat eines Wahnsinnigen. Während die Medien sich überschlagen, sucht die Polizei eilig nach Verdächtigen. Richterin Birgitta Roslin – selbst aus diesem Dorf stammend und nun die einzige Überlebende ihrer gesamten dahingemetzelten Verwandtschaft – beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und gerät schnell zwischen alle Fronten. Dem Täter auf der Spur stellt sie fest, dass der Tod ihrer Familie einen geheimnisvollen Grund hat. Ein tödliches Katz-und-Maus-Spiel beginnt. Die Frage ist nur: Wer erwischt wen zuerst? Die Fernsehproduktion zeigt gleich zu Beginn, dass TV-Filme durchaus cineastischen Charakter haben können. In detailliert ausgestatteten Settings wird das Blutbad im schwedischen Dorf ausladend dargestellt. So mancher Zuschauer wird hier etwas naserümpfend auf das grün prangende FSK-Logo der BD schauen und zu Recht nach der Sinnhaftigkeit hierzulande herrschender Altersempfehlungen fragen. Regisseur Peter Keglevic (“Der Tanz mit dem Teufel”) inszeniert die Romanadaption als spannenden Thriller, der die Hauptdarstellerin Suzanne von Bosordy in ihrer Rolle als letzte Überlebende ihrer Familie charakterstark in Szene setzt. Leider bleiben dabei die emotionalen Auswirkungen des Massakers für die Protagonistin auf der Strecke. Zugunsten der Kompression des Buchinhaltes richtet der Film sein Hauptaugenmerk auf die Suche nach dem Täter. Die Schauspieler verrichten hierbei einen guten Job und stellen die Rollen authentisch und dem Inhalt angemessen dar. Einzig Michael Nyqvist (Millenium-Trilogie) bleibt hinter den Erwartungen zurück, bekommt aber in seiner Rolle als Noch-Ehemann der Richterin nur wenig zu tun. Der TV-Charakter des Fernsehzweiteilers lässt sich die gesamte Laufzeit über nicht verbergen und so ist es anhand dessen auch nicht verwunderlich, dass cineastische Bilder Mangelware sind. Doch um die Geschichte zu tragen bedarf es keiner Hochglanzoptik, sondern Schauspielgüte und logisch aufgebauter Regie. Beides bietet Der Chinese und zieht den Zuschauer mit seiner dichten Atmosphäre und einer spannenden Geschichte in seinen Bann. Wie Mankells Roman jedoch mit höherem Budget für eine große Leinwand adaptiert worden wäre, bleibt dem Betrachter als quälende Frage im Kopf.

Technisch gesehen gibt die BD keinen Anlass zu harscher Kritik. Das Bild ist detailscharf, plastisch und vermittelt einen insgesamt guten Eindruck. Der Ton ist dialoglastig und mittenbetont, der Einsatz von Surroundeffekten hätte stellenweise besser zur Geltung kommen dürfen. Einzig das Bonusmaterial hätte umfangreicher ausfallen müssen: ein einziges - noch dazu sehr kurzes - Making Of und eine Trailershow sind einfach zu wenig. Die Adaption des Romanes Der Chinese gestaltet sich spannend, interessant aufbereitet und durchweg sehenswert. Lediglich der Fernsehcharakter des Zweiteilers fällt verwöhnten Cineasten negativ auf. Was ein großes Budget aus dem Stoff hätte machen können weiß man nicht - doch was Peter Keglevic aus dem Rahmen einer TV-Produktion herausgeholt hat ist beachtenswert. Ein Kauf der BD lohnt sich vorwiegend für Sammler und begeisterte Henning Mankell Leser, allen anderen sei jedoch zumindest eine einmalige Sichtung der Leihversion empfohlen. (ct) (weitere Reviews anzeigen)

TV: Panasonic 50”VT30E BD-Player: Panasonic DMP-BDT 300 A/V: Onkyo TX-SR 608 LSpr.: Monitor Audio Silver RX