Geschichten über den Zweiten Weltkrieg gibt es wohl wie Sandkörner im Ozean. Und doch erscheinen mit beständiger Regelmäßigkeit neue Filme zu diesem Thema. Nachdem Hollywood schon beinahe jede nur erdenkliche Sichtweise beleuchtet und das Thema so gut wie abgegrast hat, nimmt man sich dieser Epoche nun auch in anderen Ländern an, wie zum Beispiel Norwegen (Max Manus – Man of War) oder eben auch Schweden. Mit Operation Polarfuchs (der internationale Titel lautet Behind the Border) wurde nun auch im Heimatland der Elche und Möbelhäuser ein Film dem Thema „Zweiter Weltkrieg“ gewidmet.
Story
Dezember 1942. Aufgrund der ständigen Bedrohung durch das Deutsche Reich wird die Grenze zum okkupierten Norwegen streng kontrolliert – man befürchtet eine Invasion. Zwei an einem Wachposten stationierte schwedische Soldaten verlassen mitten in der Nacht den Bunker und begeben sich über die Grenze hin nach Norwegen, um die Deutschen zumindest einmal live gesehen zu haben. Außerdem hören sie Geschütz- und Artilleriefeuer und wollen ihre Neugierde befriedigen. Der kurze Ausflug schlägt allerdings fehl und die beiden werden gefangen genommen. Einer von ihnen ist der Bruder des geachteten und respektierten Leutnant Stenström. Als dieser vom Verschwinden seines Bruders erfährt, macht er sich sogleich auf die Suche nach ihm.
Zu allererst muss der deutsche Filmtitel gerügt werden. Die Operation „Polarfuchs“ war ursprünglich in das Großunternehmen „Silberfuchs“ eingebettet und sollte zeitgleich mit dem Beginn des Unternehmens „Barbarossa“ stattfinden. Geplant war, dass vier deutsche Divisionen zuzüglich zwei Panzerabteilungen die Region rund um Murmansk sowie die Stadt selber und die Bahnlinie Richtung Süden einnehmen, um so Russland von etwaigen Überseelieferungen abzuschneiden. Mit Schweden selber hatte dies abgesehen von diversen Durchfahrtsrechten für Nachschub und Truppentransporte der Deutschen relativ wenig zu tun.
Des Weiteren suggeriert das Werk, dass das Land aufgrund diverser Truppenaufmärsche vor der Grenze und der damit einhergehenden Invasionsgefahr ständig in Angst verharrte. Dies war jedoch nicht der Fall, da das Land zum einen einer der wichtigsten Erzlieferanten für die deutsche Industrie war und die Lieferungen sowohl vor dem Krieg, als auch währenddessen stets pünktlich erfolgten, zum anderen waren gerade 1942 sämtliche Kräfte an der Ostfront beziehungsweise in Nordafrika gebunden waren. Ebenso war Schweden – im Gegensatz zu Norwegen, welches zur Sicherung der schwedischen Rohstofflieferungen erobert wurde - kein strategisch wichtiges Ziel. Die Beziehungen zum Deutschen Reich waren ebenso nicht derart explosiv wie dargestellt. Der 120minütige Plot ist abgesehen von der geschichtlichen Diskrepanz gar nicht uninteressant, allerdings doch um etwa 30 Minuten zu lang geraten. Gerade der Beginn und die extrem lange Einführung der Charaktere sind etwas zäh und bedienen sich einmal mehr duzender Klischees. Angefangen von den typisch tollpatschigen Soldaten, dem überall beliebten und stets gerechten Leutnant, der natürlich genau im falschen Moment Vater wird und gleichzeitig auch heiraten will. Hinzu kommen einmal mehr unglaubwürdige Verhaltensweisen auf Seiten der Deutschen, aber die schwedischen Kollegen kommen auch nicht besser weg.
So werden mitten in der Nacht Lagerfeuer angezündet sowie Straßensperren nicht sauber montiert. Wehrmachtssoldaten dürfen einmal mehr als Gewehrfutter herhalten und laufen selbstmörderisch ins Feuer. Von all den bemängelten Punkten abgesehen ist auch die Geschichte an sich nicht immer schlüssig und weißt leider des Öfteren Logikfehler auf. So „verkommt“ die Rettung Stenströms Bruders beinahe zu einer Rambo-Show, in der sich zwei beziehungsweise drei Leute quer durch den verschneiten Wald kämpfen. Dass der Leutnant bei diesem Himmelfahrtskommando nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das seiner Soldatenkollegen riskiert, tangiert ihn im Grunde kaum. Insgesamt in Teilen auch aufgrund der guten schauspielerischen Leistung unterhaltsam, geschichtlich allerdings ist das Gezeigte haarsträubend.
Bildqualität
- MPEG4/AVC Codec, 1080p – 24fps, Ansichtsverhältnis 2,35:1 – 16:9
- guter bis sehr guter Schärfegrad
- Durchzeichnung bei Panorama-Shots in Ordnung, während Close-Ups hervorragend
- meist einwandfreier Schwarzwert mit nur geringen Schwankungen
- öfters auftretendes Banding
- guter Kontrast, Farbgebung wechselt von kühlem Blau bis hin zu warmen Gelbtönen
Tonqualität
- Deutsch DTS-HD MA 7.1
- sehr gute Räumlichkeit
- viele Stereo- und direktionale Effekte
- hervorragende Dynamik
- klare und gut verständliche Dialoge
- Tieftoner vor allem während Schusswechsel im Dauereinsatz
- tolle Präzision
Ausstattung
- Hinter den Kulissen
- Outtakes
- Alternatives/r Ende/Anfang
- Trailer
Fazit
Technisch stößt nur das stark ausgeprägte Banding sauer auf. Der Umstand ist wirklich ärgerlich und fällt auch auf kleineren Diagonalen recht deutlich auf. So kommt es, dass man auf Dauer im Bild beinahe krampfhaft diesen Fehler sucht – und leider auch findet. Auf tonaler Seite hingegen ist alles im grünen Bereich, Besitzer einer 7.1 Anlage dürfen sich aufgrund der mageren Titelauswahl mit deutschem 7.1 Ton erfreut die Hände reiben. Die Extras sind mäßig interessant, eine Dokumentation über die schwedischen Beziehungen zum Deutschen Reich, beziehungsweise das Zustandekommen diverser Transitverträge mit Hitler wären eine wahre Bereicherung gewesen.
Operation Polarfuchs täuscht mit seinem Filmtitel einen Plot vor, der im Bezug zum wahren Hintergrund völlig falsch gewählt wurde – der englische Titel trifft die Geschichte deutlich besser. Die Story ist mittelmäßig bis gut, an manchen Stellen etwas zu lang, teilweise etwas zu rambomäßig. Auch die inzwischen schon ziemlich ausgelutschten Klischees, welche üblicherweise von Hollywood bedient werden (U-571, Pearl Harbor), wurden mit verwurstet und animieren ein wenig zum Augenrollen. Für Fans des Genres sicherlich ein Blick wert, wer auf historisch etwas korrektere Titel steht, sollte sich lieber anderweitig umsehen (City of Life and Death, Codename Fox, Der Untergang, Letters from Iwo Jima, etc…). (maw)
Kaufempfehlung
Testgeräte
Epson TW 4400 LPE (kalibriert) / 110“ Gammalux
Pioneer SC-LX75
Boxen: 8.2 System - Braun M15 (L,R) + RM5 (Center, FHL,FHR) / Teufel Dipol M550 (Surround) / Teufel M620 FCR (Back Surround) / 2x Teufel M 5500 SW (Sub)
HTPC