Wer als Regisseur ein Serienkiller-Franchise ins Leben ruft, tut nicht schlecht daran, seinem Massenmörder ein unverwechselbares Erkennungsbild zu geben, ein Konterfei, das sich im Hirn des Zuschauers einbrennt und dem Franchise sein (finsteres) Gesicht verleiht. Der Amerikaner Wes Craven hat sich für seine Scream-Serie für eine Maskierung seines Antihelden entschieden, um da mit vermutlich gleich drei Fliegen auf einmal totzuschlagen. Zum einen verdeckt die Maske jegliche Mimik und Gefühlsregung des Killers, was eine besondere Grausamkeit und Kälte gegenüber dem Opfer zum Ausdruck bringt. Zum anderen, und hier setzt Craven an, lässt die Maske den Zuschauer im Unklaren darüber, wer der geheimnisvolle Killer hinter der Fassade ist. Ein inhaltlich überaus cleverer Schachzug, der nicht nur das Scream-Debüt, sondern auch dessen Nachfolger beim Publikum reüssieren
ließ. Und zu guter Letzt ist das von einer schwarzen Kapuze bedeckte weiße Geisterantlitz schon längst selbst zur Marke geworden - und zum überaus erfolgreichen Merchandiseartikel.
Story
Teil 1
Die junge Casey Becker (D. Barrymore) bereitet gerade im Haus ihrer Eltern einen entspannten Feierabend vor. Das Popcorn steht schon auf dem Herd, da wird die Schülerin von einem Anruf überrascht. Eine Männerstimme erkundigt sich nach ihr und fragt schließlich ob Casey einen Freund habe. Das geht der attraktiven Blondine dann doch etwas zu weit und sie unterbindet das aufdringliche Gespräch. Kurze Zeit später ist aus dem vermeintlichen Dumme-Jungen-Streich blutiger Ernst geworden. Auf der Terrasse der Beckers bietet sich Casey ein Bild des Grauens. Ihr Freund sitzt gefesselt und blutüberströmt auf einem Stuhl. Der geheimnisvolle Anrufer gibt sich als Killer zu erkennen und dringt maskiert in das Anwesen ein. Die junge Frau wird schließlich Opfer seiner erbarmungslosen Bluttat. Im kleinen Städtchen Woodsboro verbreitet sich die grausame Kunde in rasanter Geschwindigkeit. Ein unbekannter Mörder ist unterwegs und jeder könnte sein nächstes Opfer sein.
Teil 2
Die grausame Mordserie, die zwei Jahre zuvor das kleine Städtchen Woodsboro in Atem gehalten hat, hat sich dank der investigativen Journalistin Gale Weathers (C. Cox) in ein popkulturelles Phänomen verwandelt. Weathers Buch über den „Ghostface“ – Killer wurde soeben verfilmt. Im Kino tummeln sich dazu allerlei maskierte Zuschauer, während auf der Leinwand die Geschehnisse aus Teil 1 zitiert werden. Dann plötzlich wird aus dem pubertären Zirkus blutiger Ernst. Auf der Toilette wird ein Besucher erstochen, ein weiteres Opfer erliegt noch im Kinosaal ihren Verletzungen. Die Vorkommnisse aus Woodsboro haben nicht nur friedfertige Freaks auf den Plan geworfen. Offenbar versucht sich auch erneut jemand in der Rolle des maskierten Mörders.
Teil 3
Der ehemals für die Woodsboro-Morde verdächtigte Cotton Weary (L. Schreiber) wird in seiner Wohnung Opfer eines hinterhältigen Anschlags. Gemeinsam mit seiner Freundin wird der beliebte TV-Moderator grausam ermordet. Am Tatort findet die Polizei ein Foto von Maureen Prescott, Mutter von Sidney Prescott, die dem berüchtigten „Ghostface“ – Killer bereits mehrfach um Haaresbreite entkommen konnte. Allem Anschein nach ruft der Mythos um den mit Mantel und Maske verkleideten Mörder noch immer Nachahmer auf den Plan. Und auch an der filmischen Aufarbeitung der Serienmorde wird weiter fleißig gefeilt. Am Set von „Stab 3“ kommt es schon bald zu einem weiteren blutigen Zwischenfall. Welcher Fanatiker treibt dieses Mal sein tödliches Unheil?
Die Scream – Reihe ist ein echtes Phänomen und besetzt im Bereich des Horrorfilms zu Recht seine ganz eigene Nische. Überaus blutig und brutal inszenierte Morde stehen gleichberechtigt neben charmantwitzigen Dialogen und einer herrlichen Situationskomik. Zig Stellen könnte man zitieren, in denen man als Zuschauer zumindest schmunzeln oder gar herzhaft lachen muss. Ein Paradebeispiel hierfür ist die Eröffnungssequenz des zweiten Teils, wo ein dunkelhäutiges Pärchen darüber sinniert, warum stets hellhäutige Menschen als Opfer in Horrorfilmen herhalten müssen. Nicht nur in dieser Szene offenbart sich das Scream – Franchise als eine liebevolle Hommage an das HorrorfilmKino als solches. Etliche Parallelen werden in bisweilen grandios ironischer Art und Weise (Hausmeister-Szene Teil 1) zu artverwandten Genre-Produktionen gezogen.
Doch stets wird dem Erwachsenenkino mit gebührendem Respekt begegnet. Hier sei exemplarisch an eine Diskussion im Kreis eines Filmfreaks-Seminar aus Scream 2 erinnert, wo sogar gesellschaftsrelevante Themen wie Zensur alles andere als oberflächlich diskutiert werden. Doch abseits all der Comedy ist und bleibt die Serie garantiert keine Kost für zartbesaitete Heranwachsende. Regisseur Wes Craven inszeniert gerade die Tötungsszenen ohne allzu großes Augenzwinkern, was ihm doppelt hoch anzurechnen ist. Hier beweist sich, dass der Mann auf die Intelligenz seines Publikums vertraut und diesem etliche blutintensive Momente zumutet, ohne die Grausamkeit der gezeigten Szenen durch groteske Überzeichnungen zu relativieren. Und auch an der notwendigen Spannung lässt es das Drehbuch in allen drei Teilen nie missen.
Schockmomente werden gnadenlos präzise inszeniert, und auch die Maskierung des Ghostface-Killers ist abseits ihrer marketingtechnischen Ausschlachtung gerade in diesen Szenen verdammt wirkungsvoll. Scream ist und bleibt eine der allerbesten Horror/SplatterSerien überhaupt – gerade weil Craven nicht nur das Bedürfnis seines Publikums nach Brutalität befriedigt. Eine gewisse Abnutzungserscheinung kann man bzgl. Teil 2 und 3 zwar nicht verleugnen, schließlich wird das grandiose Debüt konzeptionell zweimal lediglich aufgewärmt. Doch unterm Strich bieten auch die Nachfolger sowohl spannende als auch blutige Kost ohne nennenswerte qualitative Einbußen.
Einzel-Bewertungen:
Teil 1: 9/10
Teil 2: 8/10
Teil 3: 8/10
Bildqualität
- Bildformat(e): 1920x1080p (1.78:1, 2.35:1)
- Bildverhältnis wechselt, VideoCodec: MPEG4/AVC
- in hell ausgeleuchteten Szenen (Anfangsszene) zeigen sich einige Details
- im Nahbereich kann dem Material daher eine (gut) durchschnittliche Bildschärfe attestiert werden, doch liegt zu keiner Zeit eine überzeugende Durchzeichnung des Bildes vor
- weit entfernte Hintergründe (z.B. in den Totalen) sehen eindeutig verwaschen aus
- Schwarzwert enttäuschend: kein kräftiges Schwarz, keine harten Kontraste
- natürliche Farbgebung, dennoch ist die Optik insgesamt kühl und blass geraten
- Graining vorhanden, keine Verwendung von DNR ersichtlich
- HD-Feeling will so gut wie nicht aufkommen
Tonqualität
- gut klingende DTSHD MA 5.1 – Abmischung bei allen drei Teilen
- verständliche Dialoge (gerade auch bei den Telefongesprächen)
- partielle Einbeziehung der Satelliten erzeugt temporär ein gewisses räumliches Klangbild
- Subwoofer wird nur gelegentlich kräftig angesprochen
- nur wenige Soundeffekte sind vorhanden, was den eher unspektakulären, Frontlastigen Gesamt-Sound charakterisiert und unterstreicht
Ausstattung
Ausstattung Teil 1
- Audiokommentar
- Behind the Scenes, Outtakes, Probeaufnahmen
- Q&A mit dem Filmteam
- Wissenswertes
- Audiokommentar
- kurzer, unspektakulärer Blick hinter die Kulissen, inkl. Interviewfetzen (7 min.)
- Outtakes, bzw. geschnittene Szenen
- zwei Hip-Hop MusikVideos ohne erkennbaren Bezug zum Film
- Audiokommentar
- geschnittene Szenen, alternatives Ende, Outtakes
- umfangreicher und untertitelter Interviewblock + Behind the Scenes
- ebenfalls ein Musik-Video
Fazit
Technisch betrachtet ist die Tonspur der Trilogie der größte Pluspunkt dieser Veröffentlichung. Ohne ein spektakuläres Klangfeuerwerk zu entfachen, gehen die drei deutschsprachigen DTS-HD MA 5.1 Mixes vor der etwas unbefriedigenden Bildqualität
doch als klarer Sieger ins Ziel. In Hinblick auf die Präsentation bleibt ein schaler Beigeschmack. Man hat eindeutig schon liebevoller aufgearbeitete Klassiker im HD-Gewand erleben dürfen.
Ohne dem Publisher Böses zu wollen, diese Trilogie erscheint etwas zu lieblos auf den Markt geworfen. Doch den Filmen selbst schadet dieser Umstand natürlich nur marginal. Diese Horror-Serie sei vorbehaltlos allen empfohlen, die in der Kombination von beinhartem Horror und süffisantem Humor keinen Widerspruch sehen. (dkr)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Panasonic TXP50VT20EA
Player: Panasonic DMPBDT 310
AVReceiver: Yamaha RXV565
Boxen: Teufel HYBRID /
Teufel CONCEPT