Die Verfilmung von Comics befindet sich momentan auf dem Zenit. Während die bekannten Vertreter wie Batman, Hulk, Spiderman und X-Men bereits etliche Auftritte auf der Leinwand hingelegt haben, versucht sich auch Captain America aus dem Hause Marvel an einem erneuten Versuch, die Kinosäle zu erobern, nachdem die Vorgänger 1979 und 1990 erfolglos blieben. Als Regisseur wurde Spezialist Joe Johnston verpflichtet, der bereits mit Filmen wie Jumanji, Jurassic Park III oder Hidalgo – 3000 Meilen zum Ruhm bewiesen hat, dass er gut mit gewaltigen Bildern und ausschweifenden Actionszenen umgehen kann.
Story
Der Amerikaner Steve Rogers hat nur einen großen Traum: Er will für sein Land in den 2. Weltkrieg ziehen und gegen die Nazis kämpfen. Doch aufgrund seiner spärlichen Figur fällt er bei sämtlichen Musterungsuntersuchungen durch. Durch Hilfe von Dr. Abraham Erskine wird aus dem hageren Bürschchen jedoch ein Muskel bepackter Supersoldat, der es mit einem noch größeren Feind aufnehmen muss. Der abtrünnige Nazi Kommandant Red Skull will ganz nebenbei die Weltherrschaft an sich reißen und greift dafür auf die Mächte der Götter zurück. In Deutschland konnte der Comic zu Captain America nicht dieselben Erfolge erzielen wie in seiner Heimat U.S.A. So spiegelt sich das auch bei der aktuellen Kinoversion wieder. Während der Film weltweit knapp 340 Millionen einspielen konnte, interessierte der Film in Deutschland gerade mal 340.000 Kinogänger. Dabei bietet Joe Johnston mit seiner Interpretation des amerikanischen Superhelden gewohnt gute Kost.
Die Geschichte wurde hervorragend inszeniert und erzählt den Werdegang des schmächtigen Steve Rogers zum muskelbepackten Captain America. Auch wenn die Vorgeschichte ein wenig viel Platz einnimmt, nimmt der Film schnell an Fahrt auf und sobald der Superheld zum ersten Mal richtig in Einsatz tritt, steht schnell fest, was für ein Potential diese Figur besitzt. Leider gerät sein Gegenspieler Red Skull ein wenig in den Hintergrund; eine tiefe Rivalität ist zumindest nicht zu erkennen. Mit den Schauspielern Chris Evans (bereits durch Fantastic Four Comic-erprobt), Tommy Lee Jones (Men in Black), Hugo Weaving (Matrix), Stanley Tucci (Die Akte), Dominic Cooper (Die Herzogin) und Toby Jones (The Rite - Das Ritual) wurde der Cast sehr prominent besetzt. Viel Tiefgang darf man selbstverständlich nicht erwarten, geschweige denn ausgefeilten Charakterzeichnungen.
Dafür bekommt der Zuschauer perfektes Popcorn Kino der Marke Hellboy oder Iron Man geboten, bei dem mächtige und aufwändige Kulissen sowie spektakuläre und ausgefeilte Actionszenen im Vordergrund stehen. Selbstverständlich sind auch einige Logiklöcher und nicht nachvollziehbare Handlungsweisen vorhanden, doch schließlich handelt es sich um eine Comicverfilmung und da ist bekanntlich fast alles möglich. Witzig sind indes kleine und gelegentlich auch versteckte Anspielungen wie z.B. Howard Stark (dem Vater von Tony Stark a.k.a. Iron Man), dem Blut auf dem Emblem von Johann Schmidt (Red Skull) oder der Schlägerei im Hof bei dem Steve Rogers einen Mülleimerdeckel zur Verteidigung nimmt.
Auch wenn sich Captain America als personifizierter Patriotismus präsentiert (was will man bei dem Namen auch anderes erwarten?), so ist dies lediglich ein Symbol der amerikanischen Einstellung jedes Amerikaners während des Zweiten Weltkriegs, was mancher Zuschauer störend empfinden mag. Zumindest hat die aktuelle Verfilmung mehr Stärken als Schwächen, weswegen sich ein Blick durchaus lohnt.
Bildqualität
Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung 1920x1080p, Ansichtsverhältnis 2,40:1 Der Bildtransfer ist bei dieser Blu-ray ausgezeichnet gelungen. Das Bild erreicht nahezu Referenzwerte. Vor allem bei der Schärfe sowie Detailzeichnung sind wie nicht anders erwartet sämtliche Feinheiten zu erkennen. Die Plastizität ist sehr gut und sorgt auch in der 2D Variante für eine sehr realistische Darstellung. Nur selten ist ein feines, nicht störendes Filmkorn zu erkennen. Die Farben sind kräftig und natürlich. Lediglich ein leichter Sepia Farbfilter sorgt als Stilmittel für einen 40er Jahre Look. Beim Schwarzwert mit guter Durchzeichnung gibt es ebenso kaum etwas zu bemängeln. Der Kontrast ist ausgezeichnet und sorgt für feinste Übergänge. Selbst in dunklen Szenen bleibt das Bild stabil und neigt nicht zum Rauschen. Ein Lob gehört auch an Kamerafrau Shelly Johnson (Jurassic Park III, Wolfman), die ein geschultes Auge für schöne Panoramen und malerische Szenen besitzt.
Tonqualität
Deutsch Dolby Digital 5.1, Englisch DTS-HD Master Audio 7.1, u.v.m. Auch wenn lediglich die englische Originalspur in DTS-HD Master Audio 7.1 vorliegt und die restlichen Sprachen sich mit Dolby Digital 5.1 zufrieden geben müssen, ist der deutsche Ton nicht zu verachten. Die Abmischung erweist sich als sehr natürlich und dynamisch. Der Subwoofer kommt bei der actionreichen Handlung nicht selten zum Einsatz und liefert präzise und kraftvolle Bässe. Lediglich im Bereich der Surroundeffekte zeigt der deutsche Track im Vergleich zum verlustfreien englischen Pendant kleine Schwächen, da nicht alle feinen Details durchdringen. Dennoch besticht die Dolby Digital 5.1 Spur durch zahlreiche gute Hintergrundeffekte (z.B. die Zugfahrt in den Bergen) sowie eine ausgezeichnete Direktionalität.
Der klassische Score von Alan Silvestri (Forrest Gump, Cast Away – Verschollen) ist erneut grandios. Die Musik passt sich sehr gut der Stimmung der betreffenden Szene an und schafft somit eine stimmungsvolle Atmosphäre. Erfreulicherweise wird auch in diesem Film der Wilhelmsschrei (ein Klangeffekt aus einer Klangbibliothek, der in etlichen Klassikern wie Star Wars oder Indiana Jones untergebracht wurde) eingesetzt.
Ausstattung
Bei den Extras wird eine Menge geboten. Darüber hinaus liegt sämtliches Bonusmaterial in Full-HD vor. Das Komplettset enthält sowohl die Blu-ray zur 2D und 3D Version des Films, als auch eine DVD und Digital Copy. Der Audiokommentar mit Regisseur Joe Johnston, Chefkamerafrau Shelly Johnson und Editor Jeff Ford offeriert etliche Details und Anekdoten zum Filmdreh, den Special Effects oder den Schauspielern sowie Vergleiche zum Comic. Sehr unterhaltsam ist der Kurzfilm "Etwas Lustiges geschah auf dem Weg zu Thors Hammer", während das Featurette "Ausstattung eines Helden" sich komplett um die Geschichte der Bekleidung des Superhelden dreht. Neben weiteren Specials wie "Howling Commandos", "Hinter dem Schädel" und "Captain Americas Wurzeln", die sich allesamt um die Figuren des Comics drehen, erweist sich vor allem "Die Transformation" als sehr interessant, wird hier doch die Technik präsentiert, mit der man Schauspieler Chris Evans zu einem schmächtigen Bürschchen werden ließ. "Das Zusammentreffen beginnt" gibt eine kurze Vorschau auf den kommenden Film The Avengers. Neben einigen entfernten Szenen runden die Trailer rund um den Film das Bonusmaterial sehr gut ab. Darüber hinaus ist ein Wendecover vorhanden.
Fazit
Technisch befindet sich die Blu-ray auf aktuell herausragendem Niveau. Das Bild besticht durch eine herausragende Schärfe und eine kräftige Farbdarstellung. Wie von Paramount gewohnt wird die deutsche Spur leider nur in Dolby Digital 5.1 geboten. Diese Tatsache wird durch eine sehr gute Abmischung ausgeglichen. An Ausstattung hat man sichtlich nicht gespart und liefert eine Menge Zusatzinformationen zum Film und zur Comicfigur. Hollywood wird bis auf weiteres die Superhelden nicht ausgehen, denn bereits jetzt sind Verfilmungen zu The Avengers geplant, der nächstes Jahr ins Kino kommen soll. Bis das soweit ist kann sich der geneigte Fan derweil mit der Blu-ray zu Captain America - The First Avenger eindecken. Joe Johnston hat es geschafft die Comicgeschichte sehr gut auf die Leinwand zu bringen und bietet mit seiner Adaption ausgezeichnete Unterhaltung. (sah)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Toshiba 47Z3030D
Player: Panasonic DMP-BD30
AV-Receiver: Denon AVR-1602
Lautsprecher: Magnat