Nicht erst seit den Anschlägen vom 11. September 2001 auf die Twin Towers in New York sind Selbstmordanschläge islamistischer Terrorzellen beinahe täglich in den Nachrichten präsent. Dabei sind die Attentate militanter Gruppen nicht auf die USA beschränkt. Spätestens seit dem Massaker im Juli 2005 in der Londoner U-Bahn hat der „Krieg gegen den Terror“ – wie ihn der ehemaligen US-Präsident Bush benannte – Europa erreicht. Der britische Regisseur Christopher Morris, vor allem bekannt durch diverse Fernseh- und Radiosatiren im Monty Phython-Stil, widmet sich mit Four Lions dem Thema der Terrorzellen, bzw. den Anschlagsvorbereitungen von vier in Großbritannien lebenden Islamisten.
Story
Krieger wollen sie sein, Legenden für die islamische Glaubensgemeinschaft rund um die Welt. Die vier Freunde Omar, Barry, Waj und Faisal beschließen, dem Dschihad – dem heiligen Krieg – „beizutreten“ und ihren Beitrag im Kampf gegen die kapitalistische Welt zu leisten. Zwar ist das Ziel noch nicht definiert, in jedem Fall soll es aber ein Selbstmordanschlag werden. Ein ganz großer. Einer von jener Sorte, über den noch in zehn Jahren gesprochen wird. Da das Wissen über Sprengstoff und Waffen jedoch erschreckend gering ist, begeben sich zwei nach Pakistan in ein Terrorcamp zwecks Ausbildung. Aufgrund ihres völligen Unvermögens, ausgeprägter Tollpatschigkeit und Ungeschicklichkeit sprengen sie anstatt einer US-Drohne Osama Bin Ladens Zelt in die Luft, worauf sie entnervt wieder zurück nach Großbritannien geschickt werden. Um der Schmach der in Yorkshire zurückgebliebenen Freunde zu entgehen, erzählen die zwei, dass sie die Ausbildung erfolgreich beendet haben und nun Gotteskrieger inklusive einem Auftrag sind – ein Selbstmordanschlag soll verübt werden. Nur über das Ziel sind sich die vier noch nicht einig: Eine McDonalds Filiale, eine Apotheke oder gar eine Moschee?
Terroranschläge, islamistische Dschihad-Kämpfer, explodierende Menschen und Bombenbau. Wer hätte vor zehn Jahren gedacht, dass diese Zutaten die Grundmixtur für eine der schwärzesten Komödien der letzten Zeit bilden würden. Dass der Film durchaus polarisierend wirkt, ist nicht erst seit dem Statement des CSU-Abgeordneten Stephan Mayer klar. Dieser vertrat die Meinung, dass nicht zusätzlich Öl ins Feuer gegossen werden sollte, indem man die islamische Welt mit satirischen Anspielungen, bzw. Veralberungen des Heiligen Krieges provoziert. So wurde ein Importverbot in Deutschland von Four Lions angedacht (auch in Anbetracht des Vorfalles der Mohammed Karikaturen in Dänemark), welches jedoch glücklicherweise nicht durchgesetzt wurde. Im Umkehrschluss jedoch muss ebenso herausgestellt werden, dass abgesehen von diesem „Vorfall“ das Werk keinerlei internationale Missstimmungen auslöste.
Uraufgeführt wurde der Film am Sundance Film Festival 2010 und fand den Gefallen der Zuseher. Dabei überzeugt die Satire vor allem aufgrund des genialen Humors, welcher teilweise versteckt, teilweise offen zur Schau gestellt wird. So will Omar zwar gegen den kapitalistischen Westen kämpfen, bewohnt selbst jedoch ein Haus und führt ein durch und durch westliches Leben. Generell wurde auf die Aufarbeitung des Dschihads, bzw. dessen religiöse Verknüpfung komplett verzichtet, weshalb sich an dieser Stelle auch kein Angriffspunkt für Kritiker oder islamistischer Vereinigungen bietet. Durch die ungeschickte Vorgehensweise des Quartettes entstehen neben diversen kleineren und größeren Unfällen generell Situationen, die einerseits urkomisch sind, auf der anderen Seite jedoch den Darstellern nicht eine gewisse Würde rauben.
Dies hat den Vorteil, dass zwar witzige Interaktionen ihre Pointen nicht verlieren, ein gewisses Maß an Respekt gegenüber der „Terrorzelle“ jedoch gewahrt bleibt. Dadurch rutscht Four Lions nicht in den reinen Klamauk ab und behält eine gewisse Ernsthaftigkeit, wodurch das Thema deutlich an Authentizität gewinnt. Dass der Film abseits satirischer Anspielungen durchaus Tiefgang aufweist, belegen einige intime Szenen unter den Protagonisten, zum Beispiel zwischen Omar und seiner Frau während des Abschieds.
Bildqualität
- Technik: MPEG4/AVC Codec, 1080p – 24fps, Ansichtsverhältnis 1,85:1 – 16:9
- durchgehender Einsatz von Handkameras, um einen Dokulook zu erzeugen
- guter Schärfegrad
- einige Panoramaaufnahmen etwas verschwommen
- Kontrast in Ordnung, stellenweise allerdings schwankend
- immer wieder deutlich auftretendes digitales Rauschen
- Farbgebung natürlich
- Schwarzwert Mittelmaß, abschnittsweise Blackcrushing
- teilweise leichte Überbelichtungen – weiße Flächen überstrahlen ab und an
Tonqualität
- Deutsch & Englisch DTS-HD MA 5.1
- ausgezeichnete Dialogverständlichkeit
- gute Dynamik
- aufgrund der Dialoglastigkeit frontlastige Abmischung
- breite Bühne, viele Effekte werden auf die vorderen Lautsprecher verteilt
- vereinzelte direktionale Effekte
- Räumlichkeit in „Actions-Szenen“ sehr gut
- Subwoofer spielt während Explosionen gut hinunter, wird insgesamt aber wenig gefordert
Ausstattung
- Interviews (teilweise HD/SD)
- Hinter den Kulissen (HD)
- Lost Boys (Dokumentation) (HD)
- Deleted Scenes (HD)
- Kurzfilm „My Wrongs“ (SD)
Fazit
Die technische Seite fällt durchaus positiv aus, wobei kleinere Bildmängel wie das digitale Rauschen doch ein wenig aufstoßen. Tontechnisch gibt es hingegen wenig auszusetzen. Die Extras setzen sich von der Standardware durchaus ab – dafür sorgt die Kurzdoku, beziehungsweise der Kurzfilm. Four Lions bezwingt ein scheinbares Paradoxon. Es vereint ernste Themen auf beinahe einzigartige und eigenwillige satirische Weise gewürzt mit einer großen Portion schwarzem Humor, so dass der Film in jedem Fall einen Platz in den heimischen Filmregalen verdient hat. (maw)
Kaufempfehlung
Testgeräte
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