Einige Schauspieler sind zwar immer irgendwie präsent, werden von der breiten Öffentlichkeit aber meist nur am Rande wahrgenommen. Jeff Bridges gehört sicherlich dazu. Was allerdings mehr als verwundert. Denn der in Los Angeles geborene Schauspieler ist bereits seit 1969 im Filmgeschäft aktiv und blickt auf eine veritable Vita zurück. Seine erste Oscar Nominierung erhielt Bridges bereits 1972 für den wegweisenden Coming-Of-Age-Film „Die letzte Vorstellung“. Fünf weitere Nominierungen sollten im Laufe der Jahrzehnte folgen. Doch erst für seine überragende Darstellung eines abgehalfterten Country Sängers im Drama Crazy Heart wurde Bridges im Jahr 2010 mit der begehrten Trophäe ausgezeichnet. Eine mehr als späte Genugtuung. Bereits gut zehn Jahre zuvor hätte einer der zweifellos besten Schauspieler seiner Generation die Auszeichnung mehr als verdient gehabt. True Grit (2010) war nämlich nicht Bridges erste Zusammenarbeit mit den Coen-Brüdern, schon im Jahr 1998 trafen sich ihre Wege. Und das Ergebnis war nicht weniger als einer der besten und lustigsten Filme der 1990er Jahre.
Story
Im Los Angeles der frühen 90er Jahre verlangt Jeffrey Lebowski (Bridges) nicht viel vom Leben. Was ehrlich gesagt auch vermessen wäre. Manche sehen im „Dude“, wie er von allen nur genannt wird, vielleicht einen Lebenskünstler, die Mehrzahl würde ihn allerdings eher als faulen Sack bezeichnen. Um zu verstehen, wer der Dude ist, wirft man am besten einen Blick auf seine Lieblingsbeschäftigungen: kiffen und bowlen. Der Dude ist ein Althippie, der im Bademantel in den Supermarkt geht und mit seinen besten Kumpels Walter (J. Goodman), einem leicht cholerischen Vietnamveteranen und dem introvertierten Donny (S. Buscemi) seine Abende auf der Bowlingbahn verbringt. Doch die Idylle wird jäh gestört, als der Dude in seiner Wohnung von zwei Schlägern überfallen wird. Nach einigem hin und her stellt sich der Überfall zwar als Verwechslung heraus, doch da sich einer der beiden Rüpel als nicht stubenrein entpuppt, fordert der Dude beim eigentlichen Ziel des Anschlags Ersatz für seinen verunreinigten Teppich („der die Wohnung erst gemütlich gemacht hat“). Doch dadurch wird er in eine Kette von Ereignissen verwickelt, die selbst einem Chaostheoretiker schlaflose Nächte bereiten würde.
Als The Big Lebowski im Jahr 1998 in die Kinos kam, wurde er sowohl von Kritikern, als auch vom Publikum nur beiläufig wahrgenommen. Mit Müh und Not spielte er sein Budget von ca. 15 Millionen Dollar wieder ein. Erst im Laufe der Jahre entwickelte sich der Film zum Kult. Und das völlig zu Recht. Die Coens setzen in ihrer Komödie nicht auf Slapstick, sondern durchziehen ihr Werk durchgängig mit schrulligem, hintersinnigem, zugleich teilweise aberwitzigem Humor, der sich erst bei genauerem Hinsehen völlig erschließt. Jeff Bridges spielt den Dude schlicht und einfach brillant und in jeder Hinsicht oscarreif. Dass er für seine Rolle nicht einmal nominiert wurde, ist einer der größten Treppenwitze der Filmgeschichte. Was The Big Lebowski aber letztlich zu einem Meisterwerk macht, sind die bis in die kleinste Nebenrolle perfekt besetzten Nebendarsteller und natürlich die genial verzwickte Geschichte, in der der Dude von einem Missgeschick zum nächsten stolpert.
Sei es nun John Goodman, der den eigentlich tiefenentspannten Dude mit seiner gut gemeinten, aber leider auch sehr einfältigen Hilfe das ein oder andere Mal zur Weißglut treibt. Oder John Turturro als schmieriger Bowlingkonkurrent, oder Philip Seymoure Hoffman als Assistent des „großen“ Lebowski (diese Mimik!), oder, oder, oder. Bis hin zu den deutschen (!) Nihilisten ist es eigentlich unmöglich, hier einzelne Charaktere hervorzuheben, denn das würde diesem Gesamtkunstwerk schlicht und einfach nicht gerecht. Die eigentliche Handlung wird dabei fast zur Nebensache, die noch dazu recht vertrackt daherkommt. Da man sich die meiste Zeit den Bauch vor Lachen hält, verliert man an manchen Stellen schon einmal leicht den Faden. Aber das ist nur ein weiterer Grund sich diese Perle der Filmgeschichte immer wieder anzusehen.
Bildqualität
Videocodec VC-1, Ansichtsverhältnis 1,85:1, Auflösung 1080p Erfreulicherweise hat Universal die Wichtigkeit dieser Veröffentlichung erkannt und das Bild einer sichtbar gelungenen Verjüngungskur unterzogen. Zu allererst fällt ins Auge, dass der Transfer von sämtlichen Verunreinigungen befreit wurde. Es sind keine Verschmutzungen des Masters erkennbar. Die Farben sind kräftig, ohne überzeichnet zu wirken. Die Kontrastwerte sind sehr ausgewogen. Die allgemeine Bildschärfe bewegt sich auf einem guten Niveau, ohne allerdings zu irgendeiner Zeit Referenzwerte zu erreichen. Dazu fehlt sowohl im Nah-, als auch im Fernbereich die letzte Durchzeichnung. Da auch kein feines Filmkorn zu erkennen ist, dürfte das an der dezenten Verwendung von Rauschfiltern liegen, die dem Bild im vorliegenden Fall aber nicht wesentlich schaden. Der Schwarzwert ist sehr gut deckend und verschluckt keine Details, wird aber auch nur selten gefordert. Insgesamt liegt hier ein sehr gelungener Transfer vor.
Tonqualität
Technik: Deutsch DTS 5.1 Wie üblich verzichtet Universal auf deutschen HD-Ton. Die konventionelle DTS-Spur beschränkt sich dann auch im Wesentlichen auf die vorderen Kanäle. Dialoge werden zu jeder Zeit klar verständlich zu Gehör gebracht, was bei einem Film, der hauptsächlich aus Dialogen besteht, natürlich wesentlich ist. Sobald der wunderbar relaxte Soundtrack einsetzt, legt sich ein gelungenes Stereopanorama auf die drei vorderen Lautsprecher. Die hinteren Kanäle werden allerdings zu keiner Zeit angesprochen, auch der Subwoofer wird nicht gefordert, was auf Grund der Abwesenheit entsprechender Effekte aber auch nicht verwundert. Die Qualität der Tonspur ist vergleichbar mit denen aktueller TV-Serien, die meist in Stereo vorliegen.
Ausstattung
Zu einem Kultfilm dieser Kategorie, verlangt der Fan natürlich zu Recht auch Zusatzmaterial in angemessenem Umfang. Und auch in dieser Beziehung lässt sich Universal nicht lumpen. Wirklich neu sind die Extras allerdings nicht, sondern entsprechen zum größten Teil denen der US-10th Anniversary Edition DVD aus dem Jahr 2008. Die zu diesem Anlass neu produzierten Extras, in denen die Hauptdarsteller auf den Film zurück blicken, liegen hier sogar in HD vor. Die drei Features belaufen sich auf insgesamt ca. 25 Minuten und sind recht informativ. Ebenso in HD kommt die interaktive Karte, in denen in sehr kurzen Featurettes auf verschiedene Schauplätze des Films eingegangen wird. Das ursprüngliche Making Of (ca. 25 Minuten) und die kurze Dokumentation über das Lebowski Fest, eine Art Convention zu Ehren des Films, sind ebenfalls vorhanden und geben sowohl einen fundierten Einblick in die Dreharbeiten, als auch eine Vorstellung davon, wie sehr sich der „Dude-Kult“ bereits verselbständigt. Beides liegt allerdings nur in Standard Definition vor.
Fazit
Aus technischer Sicht überzeugt vor allem der Bildtransfer, der sich bis auf den letzten Tick Schärfe, kaum echte Schwächen leistet. Der Ton hätte allerdings räumlicher und dynamischer ausfallen müssen. Die Extras sind recht umfangreich und sollten auch Fans zufrieden stellen.
Der Dude hat nicht nur den Test der Zeit wunderbar überstanden. Ganz im Gegenteil. Erst im Laufe der Jahre entwickelte sich der Film zu einem modernen Kultklassiker, der nach wie vor nichts von seiner Brillanz verloren hat. The Big Lebowski ist neben Pulp Fiction vielleicht das einzige wirkliche Meisterwerk, welches die 1990er Jahre hervorbrachten. Zu verdanken hat das der Film in erster Linie einem erstklassigen Drehbuch, das vor Dialogwitz nur so strotzt. In gleichem Maße sind aber ebenfalls die durch die Bank überragenden Darsteller zu nennen, die aus einer aberwitzigen Story und schillernden Charakteren eine einzigartige Komödie mit Leben füllen, die bis heute ihresgleichen sucht. (ml)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Pioneer PDP-LX5090 (50“) (kalibriert)
BDP: Pioneer BDP-LX71
AVR: Pioneer SC-LX81
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Teufel M-500 (Surround)